Die Credit Suisse bringt ihr Schweizer Geschäft doch nicht an die Börse. Die zur Erhöhung des Kapitalpolsters nötigen rund 4 Milliarden Franken will die Grossbank mit einer normalen Kapitalerhöhung beschaffen. Geschäftlich verspürt die Bank Aufwind.

Ursprünglich plante die Grossbank das Schweizer Geschäft im zweiten Halbjahr 2017 teilweise an die Börse zu bringen. Der Verwaltungsrat hat jetzt jedoch entschieden, auf einen Börsengang zugunsten einer Kapitalerhöhung zu verzichten, wie die CS am Mittwoch mitteilte.

Die dafür nötige ausserordentliche Generalversammlung soll am 18. Mai 2017 stattfinden. Die zusätzlichen rund 4 Milliarden Franken sollen das Kapitalpolster (CET1 ratio) von aktuell 12,7 Prozent auf 13,4 Prozent anheben.

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Kehrtwende von Thiam

Die Grossbank begründet den Entscheid in ihrer Mitteilung mit dem Hinweis auf eine grössere finanzielle Flexibilität. «Die Kapitalerhöhung erlaubt uns, weiter in attraktive Wachstumsfelder zu investieren, unsere Bilanz zu stärken und die Restrukturierungspläne umzusetzen», lässt sich CS-Chef Tidjane Thiam zitieren.

Den Plan für einen teilweisen Börsengang des Schweizer Geschäfts gab Thiam zusammen mit dem Umbauprogramm der Bank im Oktober 2015 bekannt. Zweifel daran, dass die Bank diesen Plan auch tatsächlich umsetzen würde, gab es bereits im vergangenen Winter.

Thiam sagte jedoch noch Mitte Februar 2017, dass am Börsengang festgehalten werde. Gleichzeitig liess er es damals offen, ob das Projekt nicht doch noch gestoppt werde, sollten die Marktbedingungen ändern.

Dies ist jetzt offenbar eingetreten. Zudem hat ein Grossaktionär auf einen Verzicht gedrängt. So stellte sich Harris Associates gegen den geplanten Börsengang. Die US-Investmentgesellschaft hält gemäss eigenen Angaben rund 7,5 Prozent an der Credit Suisse und ist damit der drittgrösste Aktionär der Grossbank.

Geringere Verluste

Geschäftlich lief es der Grossbank zu Jahresbeginn besser als in den Vorquartalen. Mit 596 Millionen Franken schrieb die Banken einen über den Erwartungen liegenden Gewinn. Im Vorjahresquartal, das das schlechteste erste Quartal der Bank seit der Finanzkrise war, resultierte noch ein Verlust von 302 Millionen Franken.

Diese Steigerung wurde jedoch zu einem grösseren Teil erreicht, dank geringeren Verlusten in den Geschäftsfeldern, aus der die Bank aussteigen will. So reduzierte sich das Vorsteuer-Minus der so genannten Strategic Resolution Unit von 1,25 Milliarden Franken im ersten Quartal 2016 auf 539 Millionen Franken.

Aber auch geschäftlich verbesserte sich die Bank. Der Vorsteuergewinn stieg im Kerngeschäft von 769 Millionen Franken auf 1,21 Milliarden Franken, wobei sich die Grossbank nur in den zwei Investmentbanking-Segmenten steigern konnte.

Der Handel und die Emission von Wertpapieren (Global Markets) erreichte mit einem Vorsteuergewinn von 317 Millionen Franken das beste Resultat seit sechs Quartalen. Zur Steigerung geführt habe ein starkes Abschneiden mit Kredit- und abgesicherten Produkten. Gleichzeitig senkte diese Geschäftseinheit auch die Kosten deutlich.

Ebenfalls im Aufwind war das Kredit- und Beratungsgeschäft im Investmentbanking. Nach einem Vorsteuerverlust von 62 Millionen Franken im Vorjahresquartal erzielte die Grossbank hier nun einen Gewinn von 149 Millionen Franken.

Höhere Restrukturierungskosten

Im eigentlichen Kerngeschäft, der Vermögensverwaltung, musste die Credit Suisse jedoch beim Gewinn Rückschläge hinnehmen. So sank der Vorsteuergewinn sowohl in der internationalen Vermögensverwaltung wie auch bei der Schweiz- und der Asien-Bank. Bei der Schweiz-Bank und der internationalen Vermögensverwaltung sind dafür jedoch Sonderkosten verantwortlich.

Mit 404 Millionen Franken meldet die Schweiz-Bank einen um 6 Prozent tieferen Vorsteuergewinn als im Vorjahresquartal. Ohne Restrukturierungs- und Rechtskosten im Gesamtumfang von 79 Millionen Franken hätte sich das Schweizer Geschäft jedoch steigern können, wobei nur das Geschäftskundengeschäft höhere Erträge abwarf.

Auch in der internationalen Vermögensverwaltung haben Restrukturierungskosten im Umfang von 36 Millionen Franken auf das Ergebnis gedrückt. Der Vorsteuergewinn reduzierte sich um 3 Prozent auf 291 Millionen Franken.

Bei der Asien-Bank dagegen hat vor allem ein markanter Ertragsrückgang des Investmentbankings zu einem Gewinneinbruch geführt. Der Vorsteuergewinn reduzierte sich um 44 Prozent auf 147 Millionen Franken, was die Bank mit einem geringeren Aktienverkauf und tieferen Handelserträgen begründet. Die Credit Suisse kündet in diesem Zusammenhang auch an, dass sie die Ausgaben in diesem Segment der Asien-Bank bis Ende 2018 auf 1,2 Milliarden Franken senken wolle.

Starker Neugeldzufluss

Beim Neugeld und den Gesamtkosten meldet die Bank dagegen Fortschritte. So hat sich der Zufluss an neuen Geldern gegenüber dem Vorjahresquartal um 24 Prozent auf 12,0 Milliarden Franken erhöht. Mit 4,3 Milliarden Franken ohne Sonderkosten habe die Bank auch die tiefsten Quartalsausgaben erreicht, schreibt die CS.

Beim Ausblick auf das laufende Quartal zeigt sich die Bank vorsichtig. Man habe zwar eine weiterhin positive Entwicklung beim Neugeldzufluss festgestellt. Gleichzeitig hätten die diversen politischen Unsicherheiten die Kundschaft zurückhaltend gemacht, was eine Prognose über den weiteren Verlauf des Quartals schwierig mache.

(sda/ccr)

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