Man sehe sich bei der Air-Berlin-Pleite nicht als Nutzniesser, sondern eher als Weisser Ritter, heisst es in der Lufthansa-Teppichetage. Schliesslich habe man «die Preisstruktur nicht angefasst» und «auf den Strecken Zürich-Düsseldorf und Zürich-Berlin rund die Hälfte des ausgefallenen Flugangebots mit eigenen Mitteln bereits wieder aufgestockt», sagt Swiss-Kommerzchef Markus Binkert, zugleich Leiter Revenue Management der Hub-Airlines und damit oberster Preisgestalter von Lufthansa, Swiss und Austrian Airlines. Auch insgesamt habe die Lufthansa-Gruppe «fast 50 Prozent der Kapazität von Air Berlin kompensiert».

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Was Binkert nicht sagt: Wie geschmackvoll sich die Gewinne entwickeln. Dafür reden andere aus dem Konzern. Demnach dürften die Erträge im laufenden Jahr rund zehn Prozent höher liegen als im Vorjahr. Von dieser Steigerung soll aber nur ein Drittel auf den Air-Berlin-Ausfall zurückgehen – der Löwenanteil liege an einer höheren Nachfrage. Tatsächlich hat die Lufthansa-Gruppe über die ersten neun Monate 2017 fast 18 Prozent mehr Fluggäste befördert als im selben Vorjahreszeitraum.

Markus Binkert

Markus Binkert: Der Schweizer leitet das Revenue Management, also die Preisgestaltung der Tickets, im Lufthansa-Konzern.

Quelle: Swiss

«Yield» bisher stabil

Immerhin: Der «Yield», also die Rendite pro verkauftem Ticket, der seit Jahren im Schnitt um fünf bis sechs Prozent schrumpft, sei 2017 bisher stabil. Dies wohl auch dank dem Wegfall der Air Berlin: Deren enorme Verluste sind laut Branchenexperten gleichbedeutend mit einer Subvention – und damit Marktverzerrung – jedes einzelnen Tickets in Höhe von rund 40 Franken.

Welche Folgen der Lufthansa-Rückzug im Bieterkampf um Air-Berlin-Tochter Niki hat, ist kaum absehbar – klar ist nur: Je länger die Niki-Flieger am Boden stehen, umso eher werden auch die Ticketpreise steigen, weil die Sitzplatzkapazität im Markt fehlt.  

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Quelle: Bilanz
Dirk Ruschmann
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