Springt sie oder springt sie nicht? Natürlich war bei der Bilanzpressekonferenz am Dienstag nicht zu erwarten, dass CS-Chef Tidjane Thiam eine verbindliche Antwort auf die Frage gibt, ob die Grossbank ihre Schweizer Einheit wirklich, wie bislang verkündet, in der zweiten Jahreshälfte an die Börse bringt. Doch dafür, dass er die Chance hatte, publikumswirksam allen Gerüchten eines Übungsabbruchs entgegenzutreten, blieb er erstaunlich vage – auf der Dementi-Skala von eins bis zehn war seine Wortwahl bestenfalls eine vier. 

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Die Skepsis bleibt also bestehen. Wenig überzeugend in der ganzen Debatte ist jedoch das Argument, die CS könne auf die geplanten vier bis sechs Milliarden Franken aus dem Börsengang verzichten, weil die Strafe aus dem kurz vor Weihnachten erzielten Hypothekar-Vergleich mit den USA erstaunlich tief ausgefallen sei. Das ist Unsinn – die Strafe ist mit 5,3 Milliarden rekordhoch, daran ändert auch die Staffelung über mehrere Jahre nichts. Die CS-Kapitaldecke bleibt weiterhin zu dünn. 

Praktische Schwierigkeiten

Dass die CS-Führung plötzlich kalte Füsse bekommt, liegt aus meiner Sicht in einem anderen Punkt begründet: Je näher das Projekt rückt, umso mehr zeigen sich die praktischen Schwierigkeiten. Nicht nur ist es alles andere als ausgemacht, dass die neue Aktie wirklich – wie versprochen – höher bewertet wird als der Gesamtkonzern. Die Corporate Governance ist unklar, die internen Verrechnungen sind konfliktträchtig, die zusätzlich benötigten Funktionen kostspielig.

Es ist schon bezeichnend, dass sich der neue UBS-Schweiz-Chef Martin Blessing in seinem ersten Interview jüngst in der Sonntagszeitung entgegen den Usanzen erstaunlich scharf zu den Plänen des Konkurrenten äussert: «Eine teilweise an der Börse kotierte Tochtergesellschaft macht vieles komplizierter. Ich sehe nicht, wie Kunden davon profitieren sollten.» Erfahrene Banker sehen sich in ihrer Skepsis an dem CS-Führungsduo bestätigt: «Thiam hat vorher nie bei einer Bank gearbeitet, und VR-Präsident Urs Rohner ist Jurist», sagt mir ein Bankveteran. Der gängigste Spott über die Abspaltungs-Pläne? Die deutsche Übersetzung des James-Dean-Klassikers «Rebel without a cause»: «Denn sie wissen nicht was sie tun.»

Dieser Text ist ein Auszug aus dem BILANZ-Briefing von Chefredaktor Dirk Schütz – dem wöchentlichen Blick auf die Köpfe der Wirtschaft aus unserer exklusiven Insider-Perspektive. Abonnieren Sie hier Ihr wöchentliches Briefing.