Die mediale Präsenz der plastischen, insbesondere der rein ästhetischen Chirurgie erweckt den Eindruck, diese sei eine Erfindung der letzten zehn bis 20 Jahre. Tatsache ist, dass in dieser Zeit die Nachfrage nach Schönheitsoperationen sehr stark zugenommen hat. Als Geburtsstunde der modernen ästhetischen Chirurgie gilt jedoch bereits das Ende des 19. Jahrhunderts, wobei sie sich erst in den 50er-Jahren des 20. Jahrhunderts dank der Weiterentwicklung der Anästhesie durchsetzen konnte.

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Parallel zum medizinisch-technischen Fortschritt hat sich auch der Wohlstand in allen Bevölkerungsschichten ausgebreitet, was heute immer mehr Menschen unabhängig ihres Alters, ihres Geschlechtes, ihres Berufes oder ihrer sozialen Herkunft dazu bewegt, das eigene Aussehen nicht mehr einfach als Schicksal hinzunehmen und die Möglichkeiten der ästhetischen Chirurgie zu nutzen. Zum anderen haben der gesellschaftliche Wandel und das Selbstverständnis der Frau, aber auch die ständige Verfügbarkeit und Präsenz von personifizierten Vorbildern in der digitalen Welt den Körperkult und damit auch das Ausleben von gewissen Schönheitsvorstellungen entscheidend beeinflusst.

Wer sein Aussehen verbessern will, kann heute auf verschiedenste Angebote zurückgreifen. Im Zentrum soll die Natürlichkeit stehen. Plastische Chirurgen sind keine Bildhauer, die perfekte Menschen modellieren und Schönheit kreieren. Sie verhelfen lediglich dazu, die individuelle Schönheit zu entdecken und zu betonen.

Breites Patientengut

Das Patientengut ist heute heterogener. Immer mehr junge, vorwiegend weibliche Patientinnen finden den Weg zum Plastischen Chirurgen - oftmals in Begleitung ihrer Mütter. Gleichzeitig hat sich aber auch die Altersgrenze nach oben verschoben. Der Anteil von über 60-Jährigen, der Gold-Generation, ist signifikant gestiegen. Man lässt sich nicht mehr einfach zum alten Eisen werfen, sondern löst bewusst eine Option aus, welche früher undenkbar gewesen wäre, auch wenn es die finanziellen Mittel zugelassen hätten.

Männer in Führungspositionen

Eine grosse Zunahme ist auch bei den männlichen Patienten zu verzeichnen, wobei dies vor allem auf Männer in Führungspositionen oder exponierten Berufen zutrifft. Auch wenn die Schönheitschirurgie längst ihre Legitimation bewiesen hat und heute in den meisten Kreisen «salonfähig» ist, so ist das Verhältnis zur ästhetischen Chirurgie immer noch relativ verkrampft, das moralische Engagement dagegen beachtlich und die öffentlich bekundete Meinung nach wie vor weitgehend kritisch.

Das hindert viele Patienten daran, offen über ihren Behandlungswunsch und die positiven Auswirkungen einer erfolgten Operation zu sprechen. Und diese sind - auch wenn ästhetische Operationen durchaus als Lifestyle betrachtet werden dürfen - unbestreitbar: Wer sein inneres Bild mit seiner äusseren Erscheinung wieder in Einklang bringen kann, gewinnt einen dynamischeren Auftritt, ein stärkeres Selbstbewusstsein und eine verbesserte Lebensqualität. Der Boom der ästhetischen Chirurgie hat aber auch seine Kehrseite: Die Tendenz zur Verharmlosung von Operationen und das Aufkommen von unseriösen, qualitativ ungenügenden Angeboten nehmen zu.

Jeder Arzt darf unabhängig von seiner Ausbildung und seiner Erfahrung ästhetische Behandlungen bis hin zu chirurgischen Eingriffen durchführen und sich Schönheitschirurg nennen. Viele praktizierende Ärzte wittern die Chance, sich ausserhalb der staatlich diktierten Tarife ein zweites, lukratives Standbein aufzubauen, und erweitern ihr ursprüngliches Spektrum mit Angeboten aus der ästhetischen, nicht kassenpflichtigen Medizin. Auch im Ausland locken Billigangebote, und nicht selten nehmen Operationswillige eine lange Reise auf sich und begeben sich in zweifelhafte Hände, um Geld zu sparen. Umso wichtiger sind fundierte Informationen, aufrichtige Aufklärung und das Einholen von mehreren Meinungen oder, sofern erwünscht, der Rat bei einem Beratungszentrum.

Der Plastische Chirurge

Mit dem Wandel des Patientengutes hat sich auch der Beruf des Plastischen Chirurgen verändert. Das chirurgische Handwerk ist mit Ausnahme von technologischen Verbesserungen zwar stets das gleiche geblieben. Geändert hat sich jedoch der Umgang mit dem Patienten. Die Aufklärungsarbeit und der kontinuierliche Dialog zwischen Arzt und einem differenziert vorinformierten und kritischen Patienten machen heute einen wesentlichen Anteil der ärztlichen Tätigkeit und damit des Erfolgs aus.

 

 



Die Schönheitschirurgie bringt eine neue Miss-Wahl mit sich: In Ungarn wurde die erste «Miss Plastic» gewählt.

Wahre Schönheit kommt von innen. Doch es ist gut, dass Chirurgen von aussen noch ein bisschen nachhelfen können. Das gilt vor allem in Ungarn, wo Schönheits-OPs boomen. Deshalb fand 2009 in Budapest auch die erste Wahl zur «Miss Plastic» statt. Gesucht wurde das beste Gesamtkunstwerk.

Normalerweise verschweigen Frauen ihre Schönheitsoperationen lieber. Ganz anders in Ungarn. Dort suchte ein Unternehmen erstmals die «Miss Plastic Hungary». Von geglätteter Nase über aufgespritzte Lippen und vergrösserte Brüste - solche Korrekturen waren bei diesem Schönheitswettbewerb nicht nur erwünscht, sondern sogar Voraussetzung für den Titel.

Insgesamt 25 Frauen stellten sich am 9. Oktober 2009 in Budapest einer fachkundigen Jury, die das beste Gesamtkunstwerk auswählen musste. Dabei mussten die Damen mindestens eine Schönheitsoperation unter Vollnarkose vorweisen. Kandidatinnen aus dem Ausland waren ausgeschlossen. Wer die Krone der «Miss Plastic Hungary» ergattern wollte, musste einen Wohnsitz in Ungarn haben.

Die Veranstalter betrachteten ihren Wettbewerb als Aufklärungskampagne. «Leider haben in Ungarn operierte Frauen immer noch ein negatives Image, es gibt viele Vorurteile», sagte damals die Sprecherin des Wettbewerbs, Reka Bodis. «Wir wollen keine Atombusen oder Ähnliches fördern.» Die Idee zu diesem Wettkampf soll schon vor zehn Jahren entstanden sein, fand aber «mangels ausreichender Teilnehmer» nicht statt.

Den Titel der ersten «Plastik-Schönheitskönigin» hat die 22-jährige Hostesse Reka Urban gewonnen. Als Preis erhielt sie eine Wohnung in Budapest.

Schönheitsoperationen in Ungarn erleben zurzeit einen Boom. Die niedrigen Preise und die gut ausgebildeten Mediziner locken auch viele ausländische Patienten an. Vor allem um britische Klientel wird aktiv geworben. Es gibt sogar spezielle Reiseveranstalter.

Der Schönheitswettbewerb galt als der erste seiner Art in Europa. 2004 gab es eine ähnliche Veranstaltung in China, bei der auch ausländische Kandidatinnen zugelassen waren. (bb/mw)