Um den Himmel ist ein Kampf entbrannt. In dieser Luftschlacht geht es vor allem um Marktanteile und Gewinne. Auslöser ist der Siegeszug von Drohnen, der überall Begehrlichkeiten weckt. Denn die ferngesteuerten Fluggeräte stossen auf eine rasante Nachfrage.

Doch mit dem zunehmenden Angebot steigt auch der Missbrauch: Die kleinen Flieger machen den Luftverkehr unsicher, spionieren an verbotenen Orten und dienen zu Verbrechen. Um das zu verhindern, schiessen neue Firmen aus dem Boden, die an Anti-Drohnen-Technologien arbeiten. Damit können missliebige Maschinen überwacht, ausser Betrieb gesetzt oder eingefangen werden. Medienberichten zufolge will auch die Deutsche Telekom in diesem Geschäft mitmischen und sucht sich dazu passende Kooperationspartner.

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Goldgräberstimmung

Unter den Drohnenherstellern herrscht Goldgräberstimmung. Für ihre Produkte interessieren sich längst nicht mehr nur Militärs und Sicherheitsbehörden. Auch Paketversender und Einzelhändler wie Amazon setzen grosse Hoffnungen darauf. Gewerbliche Nutzungen gibt es ferner in der Landwirtschaft, Verkehrsüberwachung, im Anlagenschutz und in der Filmbranche. Hinzu kommt eine wachsende Zahl von Hobbynutzern, die Drohnen per Smartphone steuern und Luftaufnahmen damit machen.

Im Jahr 2021 dürfte der Drohnenmarkt für gewöhnliche Endverbraucher fünf Milliarden Dollar erreichen, wie Berechnungen der Marktforschungsgesellschaft Tractica ergaben. Dann werde das Durchschnittsprodukt in den USA mit Profikamera und eingebautem Navigationssystem mehr als 500 Dollar kosten, prognostiziert die Beratungsfirma NPD Group.

Die hohe Verfügbarkeit und die einfache Bedienung locken allerdings auch kriminelle Nutzer an: mit Drohnen schmuggeln Verbrecher Drogen und liefern Waffen in Gefängnisse, spähen Industriespione fremde Betriebe aus und planen Extremisten Anschläge. Daher formieren sich in der Sicherheitsbranche neue Anbieter. Sie entwickeln Produkte, mit denen die Kunden unliebsame Drohnen unschädlich machen können.

Greifvögel für die Polizei

Einen denkbar herkömmlichen Ansatz hat das Start-up-Unternehmen Guard From Above («Schutz von oben»). Es rüstet etwa die niederländische Polizei mit Greifvögeln aus, die Fluggeräte vom Himmel holen sollen, wie Firmengründer Sjoerd Hoogendoorn erläutert. Andere versuchen die Flieger einzukassieren - entweder indem sie eine Art Netz über diese schiessen oder eine grössere Drohne dazu einsetzen. Wieder andere kapern die elektronische Steuerung und blockieren die Bildübertragung. Weniger aggressiv geht die deutsche Firma DeDrone vor: Sie bietet Technologie, die mit Hilfe verschiedener Sensoren Drohnen in bestimmten Regionen ortet und überwacht.

Insgesamt tummeln sich etwa 100 Jungfirmen am Markt, die Drohnenabwehr-Angebote entwickelt haben, wie Oleg Vornik erläutert. Er ist Finanzchef des australischen Unternehmens DroneShield, das an der Börse notiert ist und nach Übernahmezielen Ausschau hält. Kunden der Branche sind nicht nur Armee, Polizei und Geheimdienste. Auch Privatunternehmen interessieren sich für Schutz aus der Luft. So wollen etwa Nobelhotels prominente Gäste davor bewahren, aus der Luft anonym fotografiert zu werden.

Schwammige Rechtslage

Angefacht wird das Anti-Drohnen-Geschäft von einer vielfach unklaren Gesetzeslage. Diese schafft den Bedarf, sich gegen eine schädliche Nutzung der Fluggeräte selbst zur Wehr zu setzen. «Die hohe Zahl der Drohnen und die unzureichende Regulierung machen eine private Anti-Drohnen-Technologie erforderlich», sagt Kyle Landry vom Analysehaus Lux Research. Doch zugleich bremst der unzureichende Rechtsrahmen das Geschäft auch aus. Denn Unsicherheit herrscht nicht nur, was die Nutzung der Drohnen angeht, sondern auch die Abwehrrechte. «Die Möglichkeiten der Schadensminderung sind begrenzt», konstatiert Jonathan Hunter, Chef des Sicherheitsspezialisten Department 13.

In den USA und Australien etwa gelten Drohnen als Privatbesitz und dürfen daher nur von Behörden blockiert werden. DroneShield-Manager Vornik erwartet allerdings ein baldiges Umdenken: «Regierungen erkennen mehr und mehr, dass wichtige Infrastruktureinrichtungen wie Flughäfen in der Lage sein müssen, sich gegen Drohnen selbst zu verteidigen.»

Konkrete Vorgaben für die Nutzung der Fluggeräte gibt es seit vergangenem Jahr in den USA. Kürzlich beschloss auch die Bundesregierung eine schärfere Regulierung, die EU-Kommission verfolgt entsprechende Pläne. Die Politik reagiert damit auch auf Forderungen aus der Luftfahrtbranche.

Was auch immer die Gesetzgeber entscheiden, die Wertschöpfungskette im Kampf um den Himmel ist noch nicht am Ende: Amazon veröffentlichte zuletzt ein neues Patent, das sich darum dreht, wie Angriffe auf Drohnen abgewehrt werden können. Vorgeschlagen werden dazu mehrere Varianten, von Pfeil und Bogen bis zu Störsendern.

(reuters/chb)