Das Bündner Bergdorf San Bernardino im Misox liegt im Dornröschenschlaf – doch langsam regt es sich. Heute Mittwoch nimmt das Skigebiet Confin nach über zehn Jahren Stillstand den Betrieb wieder auf. Das Bundesamt für Verkehr (BAV) hat vor wenigen Tagen die nötige Bewilligung erteilt, wie die Betreiber in einer Mitteilung schreiben.

San Bernardino besass bisher nur ein winziges Skigebiet im Dorfzentrum – den meisten begeisterten Wintersportlern bietet es mit seinem einzelnen Schlepplift deutlich zu wenig. Auch das neue Skigebiet ist mit 45 Pistenkilometern vergleichsweise klein. Dennoch interessiert es weit über die Region hinaus. Denn die Wiederaufnahme des Skibetriebs ist Teil eines Millionenprojekts, um San Bernardino vom verschlafenen Dorf zur «führenden Feriendestination im südlichen Alpenraum» zu machen, wie es der Investor, der Tessiner Immobilienunternehmer Stefano Artioli (63), vollmundig verkündet.

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Für Reiche – aber nicht nur

Er wirft 300 Millionen Franken auf, um San Bernardino neues Leben einzuhauchen. Das Skigebiet ist nur ein Teil davon. Daneben kauft er im Ort verlassene Häuser und Hotels auf, baut sie um und lässt sie in neuem Glanz erstrahlen. Schmuckstück ist ein grosses 5-Sterne-Resort inklusive Thermalbad. Es wird eines der grössten Kur-Hotels der Schweiz. 300 Hotelzimmer und 263 Ferienwohnungen sollen im Dorf entstehen.

Kulinarisch haben Gäste in San Bernardino bald die Auswahl zwischen Gourmetrestaurant, Pizzeria, Steakhouse und mehr. Auch ein neues Sportzentrum mit olympischem Schwimmbad, einer Eisbahn und Tennisplätzen soll es geben. Dabei will Artioli allerdings keine Ferienkolonie nur für Reiche schaffen, wie er einmal gegenüber Blick sagte: «Qualität ja, Schickimicki nein.» Neben der luxuriösen 5-Sterne-Residenz entstehen etwa auch bescheidenere Familien-Hotels.

Der Vergleich mit Andermatt liegt nahe

Das Projekt zur Wiederbelebung des Bergdorfs erinnert an Andermatt UR. Der ägyptische Investor Samih Sawiris (66) erweckte das Dorf, das zuvor als Schattenloch galt, zu neuem Leben. Allerdings rührt Artioli in San Bernardino nicht mit der ganz gleich grossen Kelle an: Sawiris investierte 1,5 Milliarden Franken in Andermatt. Das Projekt in San Bernardino mit seinen 300 Millionen wirkt dagegen beinahe mickrig.

Dennoch: In San Bernardino sollen 400 neue Arbeitsplätze entstehen. Kein Wunder, stehen Bevölkerung und Gemeinde hinter den Ausbauplänen. Erst vor gut einem Jahr hat Artioli das Projekt an einer Gemeindeversammlung im Ort vorgestellt. Mit Einsprachen oder sonstigem Widerstand kämpft er bislang nicht. Ganz im Gegenteil sogar: Das Skigebiet wird ein Jahr früher eröffnet als ursprünglich geplant.

Hotels und Restaurants sollen zwischen 2025 und 2029 eröffnet werden

«Ein erster Traum wird wahr», lässt sich Artioli in der Mitteilung zur Eröffnung zitieren. «Das ist ein erster Schritt in Richtung des San Bernardino der Zukunft.» Der Zeitplan für die übrigen Projektschritte ist ambitioniert: Die neuen Hotels und Restaurants sollen zwischen 2025 und 2029 eröffnet werden. Dornröschen befindet sich schon mitten im Aufwachen.

Dieser Artikel erschien zuerst beim «Blick» unter dem Titel «Skigebiet in San Bernardino öffnet nach 10 Jahren wieder».