Die Banken gefährden den bargeldlosen Zahlungsverkehr», sagt Christoph Baumgartner, verantwortlich für die elektronische Zahlungsabwicklung bei Coop. Geht es nach den Banken, wird die Benutzung der Debitkarte Maestro, die zu Beginn 2004 die EC-Direct ersetzt hat, massiv teurer. «Bei ersten Verhandlungen haben wir die Banken bereits um rund 60% gedrückt, doch der Aufschlag ist immer noch exorbitant», sagt Pierre-André Steim, Präsident Verband Elektronischer Zahlungsverkehr (VEZ) und Verhandlungsleiter der Grossverteiler. «Und wir sind immer noch weit auseinander.»

Gemäss Steim, der selbst die Migros vertritt, sieht das neue Gebührenmodell der Banken eine Erhöhung der Tarife im zwei- bis dreistelligen Prozentbereich vor. «Die Banken wollen den Kostenblock nicht mehr allein tragen, der Handel soll die Hälfte übernehmen», verteidigt Ruedi Denier, CEO der Telekurs Multipay AG, den geforderten Gebührenaufschlag. Die Telekurs-Tochter wickelt den bargeldlosen Zahlungsverkehr im Auftrag der Banken ab. «Der Erfolg der Maestro - jedes Jahr werden rund 10% mehr mit dieser Karte bezahlt - verursacht bei den Banken immer höhere Kosten», so Denier, «welche wir jetzt zum Teil an die Benutzer, also den Handel, weitergeben müssen.»

Beim Handel reagiert man auf die Ankündigungen mit Unverständnis: «Für Coop resultiert keinerlei Mehrnutzen gegenüber dem EC-Direkt-System», sagt Baumgartner. Es sei grundsätzlich unverständlich, dass eine Transaktion mehr kosten soll als bisher, ohne dass gleichzeitig ein Mehrnutzen resultiere. Heute liegen die Gebühren pro Transaktion zwischen 19 und 30 Rp., je nach Umsatz.

Beim neuen Gebührenmodell werden vor allem die kleinen Detailhändler bedeutend tiefer in die Tasche greifen müssen. Rechnen die Grossverteiler, die bis jetzt maximal 19 Rp. pro Transaktion an Systembetreiber Multipay abliefern, mit einer Tarif-Verdoppelung, sieht es für die Kleinen in der Tat happig aus: Der eine oder andere Detaillist dürfte sich sogar Gedanken machen, ob er sich das Maestro-System in Zukunft überhaupt noch leisten kann. Denn kostete eine Transaktion bisher maximal 30 Rp., so wird sich das neue Gebührenmodell nach der Anzahl Terminals und dem Volumen der monatlichen Transaktionen richten. Zu den Transaktionskosten kommt neu eine Grundtaxe von 25 Fr. pro Monat und Terminal hinzu. Damit wird das System für die Kleinen wesentlich teurer. Ein Beispiel: Laufen heute beim Detaillisten im Monat durchschnittlich 40 Verkäufe über den Terminal, so kostet ihn dies, bei Verrechnung der Maximalgebühr von 30 Rp., 12 Fr. Muss er künftig auch noch die Grundgebühr entrichten, bezahlt er mindestens 37 Fr. pro Monat oder 60 Rp. pro Transaktion. Wer nur einen Tante-Emma-Laden betreibt, könnte bald kalkulieren, dass sich für ihn der Einkauf mit Plastikgeld nicht lohnt.

Beim bisherigen Gebührenmodell zahlt der Kleine im Verhältnis zu wenig. Millionenbeträge liefern dagegen die Grossverteiler ab. Allein bei der Migros, wo 32 Mio Transaktionen pro Jahr anfallen, sind dies rund 7 Mio Fr.

Multipay, die rund 40000 Kunden mit 80000 Akzeptanzstellen betreut, wird laut Denier mit allen diesen Kunden neue Verträge abschliessen.

Das letzte Wort ist allerdings noch nicht gesprochen. Allein auf die beiden Grossverteiler Migros und Coop entfallen 40% des gesamten bargeldlosen Zahlungsverkehrs - und diese beiden fordern Nachbesserungen. Wo liegt die Schmerzgrenze? Coop möchte gemäss Baumgartner Maestro-Gebühren, die in etwa den Kosten für die Abwicklung von Bargeldzahlungen entsprechen - diese belaufen sich insgesamt auf 0,30% des Zahlungsbetrags. Nur würde dies praktisch keinen Aufschlag bedeuten, liegen die Kosten von Maestro, bei 19 Rp. je Transaktion, bei Coop doch bei 0,26% des Zahlungsbetrags.

«Wenn Coop und Migros nicht mitmachen, dann fällt das ganze bargeldlose Zahlungssystem auseinander», droht VEZ-Präsident Steim. Gefordert sei mehr Transparenz, was die effektiven Kosten der Banken betreffe. Zudem stelle sich die Frage, so Coop-Vertreter Baumgartner, ob die Banken die Gebührenerhöhungen nicht direkt bei den Kontoinhabern erheben müssten. Die Geldinstitute haben sich dies auch schon überlegt. Einige Banken jedenfalls, so die Raiffeisenbank und die Credit Suisse, haben die Jahresgebühr für ihre Maestro-Karte in den letzten Monaten bereits erhöht.

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