Die Zahlen, die das kleine Golfland Schweiz zu präsentieren hat, sind durchaus beeindruckend. In den letzten zwölf Jahren hat sich die Zahl der aktiven Golfer (inklusive der klubunabhängigen Golfer aus der ASGI und Spieler mit ausländischen Karten) auf gegen 60000 Spieler mehr als vervierfacht, die Zahl der dem Golf-Verband Association Suisse de Golf (ASG) angeschlossenen Klubs seit 1992 von 31 auf 86 fast verdreifacht. Und man geht davon aus, dass die Zahlen in naher Zukunft weiter nach oben korrigiert werden können, wenn auch nicht mehr in diesem Ausmass. Mehr als 120 Klubs dürfte es in der Schweiz allein aus Platz- und Umweltschutzgründen kaum einmal geben.

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Und deshalb wird sich die Schweiz auch nie mit den grossen Golfnationen wie etwa den USA, Grossbritannien oder Schweden vergleichen lassen, wo das Spiel mit dem kleinen weissen Ball ein Volkssport ist und jedermann die Möglichkeit hat, auf einem öffentlichen Platz zu einem Schläger zu greifen und Bälle durch die Gegend zu schlagen. Die fehlende Quantität an Plätzen und auch Spielern wirkt sich dafür sehr stark auf die Qualität aus. Wer in der Schweiz Golf spielen will, dürfte auch in ferner Zukunft nur dann auf einem Platz zugelassen werden, wenn er die nötigen Spiel- und Regeltests erfolgreich absolviert hat.

Die tragende Rolle der Swiss PGA als Ausbildner

Dass die Ausbildung angehender Golflehrer fachgerecht durchgeführt wird, ist hier zu Lande der Swiss Professional Golfers Association (Swiss PGA) zu verdanken. Der Dachverband aller Golfprofessionals wurde 1942 unter dem Namen Schweizer Golflehrer-Verband gegründet und zählt heute 280 Mitglieder, die in drei Hauptkategorien aufgeteilt werden können:

- Playing Professionals, die sich dem Wettkampfgolf verschrieben haben, sowie

- Apprentices, die nach einer dreijährigen Lehrzeit in einem Klub die Prüfung zum «Full Member» absolvieren.

Nicht vergleichbar mit Tennis- oder Skilehrer

Und somit wird schnell klar, dass sich die Ausbildung zum Golflehrer wesentlich von Trainer-Diplomkursen in anderen Sportarten unterscheidet. Während beispielsweise im Tennis, Ski oder auch im Fussball fast jeder halbwegs talentierte Sportler nach seiner aktiven Laufbahn in relativ kurzer Zeit und neben Beruf und Familie ein Trainerdiplom machen kann, liegt die Messlatte im Golf weitaus höher. Wenigstens wenn man PGA-Pro werden will.

Mindestens 18 Jahre alt, Handicap 4 oder besser (!), die englische Sprache beherrschen, ein Vertrag mit einem Golfklub: Die Kriterien, um überhaupt ein Ausbildungsgesuch an die Swiss PGA richten zu können, sind hoch. Und weil gerade punkto Spielstärke immer Mauscheleien möglich sind, wird vor einer Zusage auch ein praktischer Test über drei Runden durchgeführt.

Zwischen 800 und 1600 Franken Monatslohn

Wer die Ausbildung im «Sport der Reichen», wie Golf gerne genannt wird, in Angriff nehmen kann, muss sich erst einmal auf ein Leben fernab vom Luxus einrichten. Im ersten Lehrjahr verdient ein angehender Pro im Schnitt zwischen 800 und 1600 Fr. monatlich, je nach Grosszügigkeit des Klubs als Arbeitgeber. Im zweiten Jahr, so die Empfehlung der Swiss PGA, sollte der Golflehrling 50% des Umsatzes seiner erteilten Unterrichtsstunden bekommen, im dritten 75%.

6000 Fr. kostet bei der Swiss PGA die dreijährige Ausbildung, die in enger Zusammenarbeit mit der ASG und dem Bundesamt für Sport in Magglingen durchgeführt wird. Dass sich eine solch umfassende Lehre (siehe «Rahmenplan für Golflehrlinge») aus zeitlichen und finanziellen Gründen nicht jedermann leisten kann, liegt auf der Hand. Dass sich andere Anbieter für Golflehrer-Ausbildungen anbieten, ebenfalls. Denn einerseits ist die Bezeichnung Lehrer nach wie vor kein geschützter Titel, anderseits lässt sich mit Lehrgängen Geld verdienen.

Warnung vor den «schwarzen Schafen»

«Zeit für einen Karriere-Wechsel?» steht etwa auf der Startseite der European Golf Teachers Federation. Diese bietet beinahe weltweit Kurse an, nach sieben Tagen darf man sich nach bestandener Prüfung bereits Teaching Pro nennen. 2250 Pfund, rund 5600 Fr., kostet die Ausbildung, Spieler ab Handicap 11 und tiefer sind zugelassen. Gegen die in der Golfszene als wilde Organisationen verschrienen Anbieter könne man kaum etwas unternehmen, sagt André Glauser, seit rund einem Jahr neuer Generalsekretär der Swiss PGA. «Wir müssen ganz einfach dafür sorgen, dass unsere Pros besser sind als alle anderen.» Deshalb setze man auch alles daran, die Kontrolle und Fortbildung der eigenen Pros noch konsequenter voranzutreiben. Das sei eine der Hauptaufgaben des Verbands, so Glauser.

Die Swiss PGA hat sich nach schwierigen Jahren wieder aufgerappelt. Der ehemalige Generalsekretär war seinen Aufgaben nicht nachgekommen, hatte den Verband an den Rand des Ruins gewirtschaftet und musste deshalb gehen. Gemeinsam mit dem Vorstand ist André Glauser seit August 2003 daran, der Swiss PGA eine moderne, professionell organisierte Struktur zu geben. «Wer in der Schweiz Golfstunden nimmt, tut das in der Regel bei einem unserer Mitglieder nur ist das den Amateuren meist nicht bewusst», so der Berner. Der Neuaufbau sei auf gutem Weg, betont Glauser. Das zeige sich auch darin, dass die Swiss PGA mit Cutter& Buck, Obrist Weine, Titleist und Volvo wieder von vier Partnern unterstützt wird. Und die ASG beteiligt sich mit einer Subvention an den Ausbildungskosten. Bei der Umsetzung der Qualitätsziele mit den Pros sei man auf jeden Franken angewiesen. «Wir mussten erst lernen, wieder langsam zu laufen. Jetzt können wir langsam in die Sprintphase übergehen», sagt Glauser.

Mit ein Grund für die jüngsten, intensiven Bemühungen der Swiss PGA ist auch die Verankerung in der PGA of Europe, zu der 34 Länder gehören. Die Schweiz war bereits 1989 bei der Gründung dabei und erhält aus England für das Aus- und Weiterbildungsprogramm ausgezeichnete Noten. Die Anerkennung im In- und Ausland lässt sich nur über eine zielgerichtete Aus- und Weiterbildung erreichen, sagt Glauser. «Unsere Pros wissen genau, dass sich der damit verbundene grosse Einsatz am Ende für alle lohnt.»

Die zehn Gebote

Golf ist simpel, aber ...

1. Bevor Sie sagen «Das ist kein Sport für mich!», sollten Sie einen Golfer auf einer Runde begleiten. Bevor Sie sagen «Das ist der Sport für mich!» ebenso ...

2. Golf ist so simpel wie Rad fahren: Sie nehmen den Schläger richtig in die Hand. Sie stellen sich richtig zum Ball. Sie holen richtig aus und schlagen durch den Ball. Das Wörtchen «richtig» gehört speziell interpretiert es gibt nämlich ebenso viele Arten, den Golfschwung richtig zu machen, wie Spieler auf dieser Welt. Das kleine Problem: Jede richtige lebt mit zwei falschen Möglichkeiten in wilder Ehe zusammen. Das macht das erste Kennenlernen doch etwas schweisstreibend.

3. Golf kostet Sie so viel wie Fischen, Skifahren, Segeln und Rauchen. Es kann auch preiswert sein wie Tennis und Joggen. Oder teuer wie Polo und Autorennfahren. Es kommt auf den Klub an, in dem Sie beginnen.

4. Suchen Sie sich den geeigneten Platz zum Anfangen: Skifahren erlernt man auch nicht auf der Lauberhorn-Abfahrtsstrecke. Der ideale Idiotenhügel ist ein Platz mit grosszügigen Übungsanlagen, nicht einer mit schwarzen Pisten.

5. Erlernen Sie Golf von einem anerkannten Spezialisten, einem Golflehrer, genannt Pro. Tipps von guten Bekannten führen in golferische Sackgassen oder ans Ende der Freundschaft.

6. Ehe Sie versuchen, Golf perfekt zu spielen, eine Bemerkung: Sie wären nach 600 Jahren der erste, dem dies gelingt.

7. Golf betreibt man eher mit dem Kopf als mit dem Körper. Intelligente Spieler erlernen diese Art von «Rasenschach» deshalb besonders schwer.

8. Golf kennt keinen Schiedsrichter. Ein Golfer kann deshalb einen Kontrahenten allein durch bessere Regelkenntnis schlagen. 34 Grundregeln haben sich im Lauf der Jahrhunderte wundersam verästelt; wer in Theorie schwach ist, hält sich am besten an die folgenden drei Ratschläge: Spiele den Platz, wie du ihn vorfindest. Spiele den Ball, wie er liegt. Entscheide dich in strittigen Situationen für die faire Variante.

9. Golf lässt sich in Büchern studieren. Wenn Sie das letzte Buch zugeschlagen haben, können Sie jedoch sicher sein: Sie haben viel Zeit gewonnen und doch eine Menge Zeit verschwendet. So wie man Billard nur im Kaffeehaus erlernen kann, braucht Golf die freie Natur. Es muss nach Gras riechen, nach zornigem Schweiss, nach Wind, Regen, Sonne und Erde.

10. Golf ist das schönste Spiel der Welt. Und es ist so viel wirklicher als das Leben. (mk)

Ausbildungs-Rahmenplan

1. Lehrjahr (Anteil in %)

Eigenes Spiel 50

Unterricht 20

Regeln 10

Allgemeinwissen im Bereich Golf 10

Platzpflege 5

Schlägerreparaturen 5

Swiss-PGA-Seminare

(Frühling und Herbst je eine Woche)

Führen eines Tagebuchs

2. Lehrjahr

Unterricht 40

Eigenes Spiel 30

Regeln 10

Wettspielorganisation 10

Pro Shop 10

Swiss-PGA-Seminare (Frühling und Herbst je eine Woche)

Führen eines Tagebuchs

3. Lehrjahr

Unterricht 50

Eigenes Spiel 20

Marketing 10

Kaufmännisches Wissen 10

Wettspielorganisation 10