Das durchschnittliche Honorar der Verwaltungsratspräsidenten der wichtigsten börsenkotierten Schweizer Unternehmen ist 2018 im Vergleich zum Vorjahr leicht gestiegen: 2,65 Millionen Franken erhielten die Verwaltungsratspräsidenten letztes Jahr im Schnitt als Lohn und Bonus.

Damit schütteten die grössten börsenkotierten Unternehmen der Schweiz im Durchschnitt 3 Prozent mehr an die Vorsitzenden ihres obersten Führungs- und Aufsichtsgremiums aus als noch 2017. Dies zeigt eine Datenanalyse der Nachrichtenagentur AWP: Sie wertete Angaben jener 26 Unternehmen aus dem Swiss Leader Index (SLI) aus, die ihren Geschäftsbericht bereits veröffentlicht haben.

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Sieben Unternehmen zahlten deutlich mehr

Der leichte Zuwachs ist allerdings eher einseitig: Er ist auf markante Veränderungen bei lediglich sieben Unternehmen zurückzuführen. Derweil bewegte sich bei den meisten Verwaltungsratspräsidenten das Honorar 2018 in etwa auf dem Niveau des Vorjahres. 

Neuer Spitzenverdiener unter den Verwaltungsratspräsidenten der SLI-Unternehmen ist Andreas Andreades. Er ist Präsident des Genfer Bankensoftwareherstellers Temenos und bereits seit 20 Jahren für das Unternehmen tätig, zuerst als Finanzchef und dann als langjähriger Unternehmenschef. 2011 wurde er Verwaltungsratspräsident. Letztes Jahr bekam er in dieser Rolle eine Entlöhnung von 6,22 Millionen Franken.

Andreades vor Christoph Franz

Während die VR-Präsidenten der analysierten Firmen in der Regel nur etwa halb so viel verdienten wie die Firmenchefs, ist diese Lücke bei Temenos deutlich geringer. CEO David Arnott bekam 2018 mit 7,8 Millionen Franken nur rund ein Viertel mehr als Andreades.

Ein ähnlich hohes Honorar wie der Temenos-Präsident erhielt mit 6,20 Millionen Franken Christoph Franz beim Pharmakonzern Roche – wobei Roche mit einem Umsatz von knapp 57 Milliarden Franken und 94'000 Mitarbeitern doch wesentlich grösser ist als Temenos. Das Unternehmen mit Sitz in Genf brachte es 2018 auf knapp 850 Millionen Dollar Umsatz und zählt rund 4600 Mitarbeiter.

UBS-Chairman Axel Weber auf Platz drei

Ebenfalls knapp über der 6-Millionen-Franken-Grenze liegt das Honorar von UBS-Chairman Axel Weber, der nur marginal mehr bekam als 2017 und damit auf dem dritten Platz liegt.

Generell erschwert wird der Vergleich der Honorare durch unterschiedliche Ansätze der Firmen bei der Bewertung von Aktienpaketen. So wurde Roche-Präsident Franz ein Teil der Vergütung in Form von Wertpapieren mit einer zehnjährigen Sperrfrist zugesprochen. Diese wurden für den vorliegenden Vergleich mit dem vollständigen Marktwert bei Übergabe im März 2019 bewertet.

Auch Urs Rohner kann deutlich zulegen

Insgesamt bekamen elf Verwaltungsratspräsidenten ein höheres Honorar als 2017. Der grösste Gewinner ist Steffen Meister von der Partners Group. Der ehemalige CEO ersetzte ab Mai 2018 Peter Wuffli als VR-Präsident des auf Privatmarktanlagen spezialisierten Vermögensverwalters und erhielt mit knapp 1,9 Millionen Franken mehr als dreimal so viel wie Wuffli 2017. Meister profitierte dabei im Gegensatz zu seinem Vorgänger von Boni, die ihm wegen seiner längerfristigen Tätigkeit beim Zuger Asset Manager zugeschrieben wurden.

Ebenfalls deutlich zulegen konnte Urs Rohner von der Credit Suisse. Er erhielt 2018 über 4,7 Millionen Franken und damit 450'000 Franken oder 11 Prozent mehr als im Vorjahr. Auch Etienne Jornod von Vifor (plus 326'000 Franken) und Nayla Hayek von Swatch (plus 272'000 Franken) gehören zu den Gewinnern des vergangenen Jahres.

25 Prozent weniger als 2012

Trotz dem leichten Anstieg in diesem Jahr sind die Gesamtvergütungen der VR-Präsidenten auf lange Sicht gesunken. Ein Langzeitvergleich der Unternehmen, welche seit 2012 im SLI vertreten sind, zeigt, dass die Verwaltungsratsvorsitzenden 2018 im Schnitt rund 25 Prozent weniger Honorar und Boni erhielten als 2012.

Am deutlichsten zeigt sich dieser Trend bei Novartis. 2012 kassierte der damalige VR-Präsident Daniel Vasella über 13 Millionen Franken, was für viel öffentliche Kritik sorgte. Jörg Reinhardt bekam 2018 mit 3,8 Millionen Franken nur noch etwas mehr als einen Viertel davon.

Im Gegensatz zu den CEO-Vergütungen scheint die 2013 vom Volk angenommene Abzockerinitiative also zumindest bei der Entlöhnung des Verwaltungsrates ihre Wirkung nicht verfehlt zu haben.

(awp/gku/rap)