Die üppig gepflegten PR-Abteilungen unserer Grossfirmen laufen immer dann zu Hochform auf, wenn sie den Abgang ihrer Chefs zu kommunizieren haben. Wenn Politiker wie Christian Levrat diese Woche ihren Rücktritt verkünden, passiert das nur selten überraschend, und die Parteilenker fabulieren dann gern von den legendären «neuen Herausforderungen», obwohl in Wahrheit die Wähler sie einfach nicht mehr wollen.

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Die Firmenchefs dagegen reden fast nie selbst, lassen dafür aber ihre PR-Leute korporative Vernebelungsprosa in Reinkultur produzieren. Fast immer haben sie sich «selbst entschieden, ihr Amt niederzulegen», und oft spielen «persönliche Gründe» eine zentrale Rolle. Rausschmiss? Kennen wir nicht.

Lonza-Bombe

Ein besonders interessantes Exemplar ist da der Chemiekonzern Lonza, der innerhalb von zehn Monaten gleich zwei Mal einen Chefwechsel meldete. Beim ersten Mal im Januar verabschiedete Präsident Albert Baehny den langjährigen CEO Richard Ridinger noch mit einem «Dank für den aussergewöhnlichen Beitrag», und natürlich hatte auch Ridinger «selbst entschieden, sein Amt niederzulegen» – auch wenn Recherchen ergaben, dass Baehny seinen CEO vor die Tür gesetzt hatte, weil er dessen teutonisch-hierarchische Chefkultur nicht goutierte und strategische Lücken ortete.

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Der am Dienstag geschasste Nachfolger Marc Funk bekam nicht einmal mehr den Satz, dass er sich selbst zum Gehen entschieden habe, und von Dank war schon gar keine Rede. Immerhin hiess es, er habe aus «persönlichen Gründen» die Firma verlassen – mehr war nicht drin.  

Natürlich schweigen die Beteiligten eisern, doch es spricht viel dafür, dass es zu einem heftigen Krach zwischen dem knorrig-erfolgreichen Baehny und dem limitiert teamfähigen Funk gekommen ist. Doch jetzt steht Baehny in der Pflicht – Doppelmandat bei Lonza, Präsidium bei Geberit: Ein ordentliches Pensum für einen 67-Jährigen, der sich eigentlich zurückziehen wollte.

Dirk Schütz
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