Es gehört zu den lohntreibenden Eigenarten der Bankbranche, dass Manager, wenn sie wechseln, gleich ganze Teams mitnehmen – also beim alten Arbeitgeber abwerben. Wobei sie natürlich gutes Geld offerieren.

Um das zu verhindern, sehen Aufhebungsverträge manchmal vor, dass der Aussteiger am neuen Ort auf Abwerbeversuche verzichtet. Was wiederum vergütet wird. 

Bei der Credit Suisse traut man nun offenbar dem ehemaligen Wealth-Management-Chef nicht so ganz: Iqbal Khan, 43, heuert bekanntlich Anfang Oktober bei der UBS an. Er wird dort Chef der internationalen Vermögensverwaltung. Der Wechsel zum Paradeplatz-Konkurrenten geschieht ohne «Abkühlungsperiode», also ohne dass Kahn eine längere Zeit in den Ausstand treten muss. Was viele in der Branche erstaunt hat.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Zugriff der Polizei

Womöglich hegt die CS allerdings ernste Zweifel an der rückwirkenden Loyalität des ehemaligen Mitarbeiters: Iqbal Khan wurde in letzter Zeit von Detektiven beschattet. Er brachte dies zur Anzeige – worauf letzte Woche die Kantonspolizei zugriff: Sie setzte mehrere Männer fest. Dies bestätigt die Staatsanwaltschaft des Kantons Zürich gegenüber «Inside Paradeplatz».

Jetzt läuft gegen die allzu auffälligen Kundschafter ein Verfahren wegen möglicher Nötigung und Drohung.

Die Sache sei Anfang letzter Woche eskaliert, als Iqbal Khan seine Beschatter mitsamt Autonummer per Handy zu fotografieren begann, worauf diese seines Gerätes habhaft werden wollten, berichtet ein Insider. Flugs eilte der Banker mit seinen Aufnahmen zur Polizei.

Doch wozu das Theater? Der naheliegende Verdacht richtet sich gegen die CS: Sie könnte mit den Detektiven versucht haben, allfällige Abwerbe-Versuche zu erkennen und verdächtige Treffen von Khan mit CS-Leuten zu bemerken. Tatsächlich werde derzeit der Mailverkehr von CS-Wealth-Management-Profis, die für den Ehemaligen interessant sein könnten, überwacht: Dies sagen zwei Quellen gegenüber HZ; sie wollen nicht genannt werden.

Die Bank wollte keine Stellung nehmen zum Fall. Anonyme Stimmen bekundeten auch gegenüber der deutschen F.A.Z, dass die Credit Suisse die Detektive auf Khan angesetzt habe: Die Bank habe klare Hinweise auf handfeste Abwerbeversuche, heisse es dort in gut informierten Kreisen.

Das Management sehe sich daher legitimiert, ihren Ex-Strahlemann beschatten zu lassen: «Man wollte ihn wohl vor allem – gleichsam auf frischer Tat – beim Treffen mit CS-Kundenberatern ertappen», so die «Frankfurter Allgemeine».

Netter Abend

Bemerkenswert ist dabei, dass die CS-Chefs gleichzeitig eine heile Welt vorspielen. Letzte Woche trafen sich Vertreter der Konzernleitung zu einem Abschiedsapero mit Iqbal Khan – darunter Konzernchef Tidjane Thiam und Schweiz-Chef Thomas Gottstein, ferner Rechtschef Romeo Cerutti sowie Pierre O. Bouée, der COO. Ihm untersteht auch die Security.

Tags darauf setzte man dann ein freundliches Bild ins Intranet: Es sei ein Abend mit «liebevollen Erinnerungen» («fond memories») an gemeinsam verbrachte CS-Zeiten gewesen, konnten die Mitarbeiter lesen. Und weiter: «Wir wünschen ihm Erfolg bei seinen Bemühungen in der Zukunft.»

Khan hatte sich mit der CS auf eine dreimonatige Kündigungsfrist ohne weiteres Konkurrenzverbot geeinigt. «Dies war Bestandteil der Austrittsvereinbarung, mit der wir sehr zufrieden sind», bestätigte das Unternehmen gegenüber der «Handelszeitung»

Dabei geht Khans zurückgestellte Vergütung («deferred compensation») in der Höhe von 4 Millionen Franken verloren. Sie wird vom künftigen Arbeitgeber UBS übernommen – und in deren Geschäftsbericht 2019 ausgewiesen. Die UBS will sich dazu nicht äussern.

(bar | rap)