Michael Hennes ist mächtig sauer: «Warum muss man immer alles ändern?˚, fragt er mit Ruhrpott-Akzent. Er steht am Rheinufer, blickt erbost in die Kamera. Nur wenige Momente zuvor hat er auf der Händlertagung des Autoherstellers Citroën in Düsseldorf von der wahrscheinlich grössten Sensation des Jahres in der Branche erfahren.

Stolz kündigt Wolfgang Schlimme, Geschäftsführer des französischen Unternehmens in Deutschland, zum 100. Geburtstag an, die Zeit des schwer aussprechlichen Namens des Herstellers sei vorbei: «Aus Citroën in Deutschland wird – Zitrön.» Die Reaktion: ungläubige Blicke, Stille, Unverständnis. Doch das Unternehmen ist erbarmungslos, zwei Wochen später folgt der Vollzug.

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Der neue Name kommt gut an

Bei Autohändler Hennes weht frischer Wind durch die Filiale: Visitenkarten, Anstecker, Schokoladentäfelchen – sämtliche Firmenlogos müssen ersetzt werden. Glückliche Mitarbeiter melden sich voller Stolz am Telefon, können den Firmennamen endlich aussprechen. Und wie von Zauberhand verkauft Michael Hennes plötzlich Auto um Auto – früher seien Kunden noch mit «einem Schamgefühl» zur Konkurrenz gewechselt, jetzt wird der Zitrön zum Verkaufsschlager.

In einem viereinhalbminütigen Videoclip präsentiert der Hersteller die Umbenennung, stilistisch zwischen Fernsehdokumentation und der TV-Kultserie um das Büro-Ekel Stromberg – und äusserst unterhaltsam. Das kann die Firma doch nicht ernst meinen, denkt sich der Zuschauer da.

Durchgetaktete Kampagne

Doch Citroën, so bleiben wir mal beim ursprünglichen Namen der PSA-Tochter, macht wirklich ernst: Auf der deutschen Website, auf Facebook und Twitter ist die Umbenennung komplett – ob beim neuen «Zitrön C5» oder dem Anruf bei der «Zitrön Kundenbetreuung». Sogar das deutsche Hauptquartier des Herstellers in Köln wurde mit Zitrön-Luftballons dekoriert, zeigen Fotos im Netz.

Für alle frankofonen Autofahrer gibt es aber Entwarnung: Bei der «Zitrön»-Umbenennung handelt es sich tatsächlich um eine Marketingkampagne zum 100. Firmenjubiläum. Diese werde «ausschliesslich online laufen», erklärt das Unternehmen auf WELT-Anfrage. Nach einiger Zeit werde man zum bewährten Namen zurückkehren.

Hinter der Kampagne steckt die Werbeagentur Havas aus Düsseldorf, die sich aktuell über die Reaktionen im Netz freuen dürfe. «Alle unsere Social-Media-Kanäle gehen durch die Decke, das Feedback ist überwältigend», erklärt eine Citroën-Sprecherin.

Grosse Begeisterung im Netz

Und tatsächlich ist die Begeisterung im Internet gross: Im sozialen Netzwerk Twitter schlagen Nutzer bereits eine Ausweitung der Kampagne vor – etwa die Umbenennung der Schwestermarke Peugeot in «Pöscho» oder der Konkurrenten Renault in «Röno» und Skoda in «Schkoda». Und auch die Elektroauto-Sparte könnte eine Umbenennung vertragen, wünschen sich Autofans – dann wäre der Weg für die «Zitrön-e» auf Deutschlands Strassen frei.