Die 100 besten Firmen
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Bilanzskandale, Milliardenabschreiber, abzockende Manager und Eigenkapitaldecken, die so dünn sind wie Löschpapier, prägten die Wirtschaftsschlagzeilen im letzten Jahr. Kaum ein Schweizer Unternehmen, das nicht unter der Last des schleppenden Konjunkturverlaufs ächzt. Doch lassen sich auch Firmen ausmachen, die sogar in diesen mageren Zeiten vorzüglich verdienen. Für Medizinaltechnikfirmen – von diesen soll hier die Rede sein – läuft das Geschäft rund, und die Margen stimmen.

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1. Synthes-Stratec
(Knochenbruchbehandlung)

Jahr für Jahr parkt Synthes-Stratec auf den vorderen Rängen der BILANZ-100-Liste. Der Grund: In kaum einer Branche sind so hohe Gewinnmargen einzustreichen wie im Medizinalsektor. Diese lassen sich sogar noch steigern, wie es das Beispiel Synthes-Stratec zeigt - in zwei Jahren stieg die Gewinnmarge um 28 Prozent. Vergessen ist der Durchhänger von 1999, als nur herzlich wenig Neuprodukte am Markt eingeführt wurden. Heute ist die Pipeline randvoll mit Schrauben, Platten und Materialien für die Knochenbruchbehandlung. Dennoch herrscht im US-schweizerischen Unternehmen nicht nur eitel Sonnenschein. Die Schweizer Konkurrentin Centerpulse wird an die ausländische Konkurrenz verkauft, wodurch geballte Marktmacht entsteht. Synthes-Stratec-CEO Hansjörg Wyss gibt sich gelassen: "Die nächsten fünf Jahre werden die fusionierten Firmen auf der endlosen Suche nach Synergien und Dauerrestrukturierungen stark mit sich selbst beschäftigt sein."

Zum Beispiel Synthes-Stratec: Der Konzern hat in den letzten zwei Jahren die Gewinnmarge um satte 28 Prozent ausgebaut und belegt im diesjährigen BILANZ-100-Rating den ersten Rang. Synthes-Stratec ist nicht zum ersten Mal in der Spitzengruppe dieser Rangliste zu finden. Dennoch oder gerade deswegen übt sich das Management in Zurückhaltung. Der Geschäftsbericht 2002 ist etwa so dick wie ein englisches Kochbuch, Interviews mit dem Mehrheitseigentümer, Verwaltungsratspräsidenten und CEO Hansjörg Wyss sind äusserst rar. «Wir wollen den Fokus auf unsere Kunden setzen, nicht auf uns selbst», verkündete Wyss bei einem seiner seltenen Auftritte.

Synthes-Stratec steht mit dieser Einstellung nicht allein da. Auch die Nummer drei der BILANZ 100, Logitech, setzt ganz auf Understatement. Keine teuren Ausflüge, keine Spielzeuge fürs Topmanagement wie Luxuswohnungen oder Privatjets (Logitec-CEO Guerrino De Luca reist Economy-Class), keine kostspieligen Firmenfeste und auch kein sonstiger Firlefanz. Eigentlich erstaunlich bei einem Unternehmen, das aus dem Garten Eden des einstigen Überflusses, dem Silicon Valley, heraus operiert. Doch De Luca hat als ehemaliger Manager bei Apple erfahren, wie es endet, wenn sich ein Unternehmen auf den Lorbeeren ausruht: Man wird von der Konkurrenz überfahren. Also Vorsicht vor Firmen, deren CEOs mehr auf den Partyseiten der «Schweizer Illustrierten» als im Unternehmen gesichtet werden. Und Vorsicht vor CEOs, die wie Baptistenpfarrer in Wanderpredigten ihre horrenden Löhne verteidigen müssen.

Auch die Nummer zwei der BILANZ-100-Liste, Straumann, gehört wie Synthes-Stratec zum Medtech-Sektor. Eine Eigenkapitalrendite von 29 Prozent macht den Hersteller von Dentalimplantaten zum profitabelsten Unternehmen der Schweiz. Pillendreher Novartis (Rang 10) muss da mit seiner Eigenkapitalrendite von 18 Prozent schon hintanstehen. Seit der Kotierung im Jahre 1998 rangiert Straumann in den BILANZ 100 immer in den vorderen Rängen.

 
2. Straumann
(Zahnimplantate)

Wer annimmt, dass Leute in schlechten Zeiten nicht auf ihr Kauwerk Acht geben, liegt falsch. Da kann die Wirtschaftslage noch so trist sein und die Entlassungen noch so zahlreich, die Beisserchen werden verschönert, koste es, was es wolle. Und es kostet, denn die Krankenkassen übernehmen weder hier zu Lande noch irgendwo sonst die Kosten für Zahnimplantate. Schlecht für den Patienten, gut für Straumann, denn so können die Krankenkassen auch nicht die Preise drücken.

Was kann den Höhenflug des Unternehmens schon stoppen? Einen exorbitanten CEO-Verschleiss hat Straumann bereits hinter sich – und gut verdaut. Bleibt noch die Konkurrenz. Tatsächlich liefern sich die Waldenburger mit dem schwedischen Branchenführer Nobel Biocare (Rang 11) einen bissigen Zweikampf. Die letzten Punkte in diesem Duell hat sich Nobel Biocare geholt: Die Schweden pflanzten sich letzten Sommer direkt ins Schweizer Hoheitsgebiet, quasi vor die Nase Straumanns – mit einer Niederlassung und Kotierung an der Schweizer Börse.

Neben den drei Siegerfirmen, die bereits Dauergäste in den top 100 sind, gibt es auch immer wieder überraschende Aufsteiger. Wie zum Beispiel Siegfried. Der Pharma-Zulieferer rückte innerhalb von einem Jahr von Rang 84 auf Rang 4 vor und liess damit alle Grossen hinter sich. Dabei hat sich bei den Zofingern vor gar nicht allzu langer Zeit eine Götterdämmerung nach wagnerschem Vorbild abgespielt. 1998 präsentierte die amerikanische Food an Drug Administration (FDA) dem Tochterunternehmen in New Jersey die rote Karte. In einem Warnbrief wurden Mängel im Produktionsverfahren beanstandet. Wer die FDA kennt, weiss, was das bedeutet: Die Mängel mussten im Eiltempo behoben werden. Dazu benötigte das Unternehmen rascheste Investitionen in Millionenhöhe. Doch damit nicht genug. Von dem Vorfall peinlich berührt, flatterten von Kunden reihenweise Auftragsstornierungen ins Haus, die Umsätze sanken rapide. Heute sind die Schwierigkeiten ausgestanden und das amerikanische Management ausgewechselt. Kerngesund präsentiert sich Siegfried mit einer Eigenkapitalquote von 62 Prozent.

 
3. Logitech
Computerzubehör)

Seit fünf Jahren rapportiert Logitec ständig neue Umsatzrekorde und trotzt damit der Absatzflaute im Technologiesektor. Die Gebrauchsanweisung für diesen Erfolg schüttelt CEO Guerrino De Luca locker aus dem Ärmel: "Die Preise unter der Toleranzschwelle der Ehefrau festlegen, damit Männer, auch ohne nachzufragen, kaufen können." Und was es auch noch braucht, ist ein wenig Glück. Bis dato nämlich wurde Logitech vom Radar der grossen Wettbewerber nicht erfasst.

Dass es auch anders laufen kann, zeigt das Beispiel Schindler. Dort steckt man mitten in einer Restrukturierung, die dem Aufzughersteller sowohl das Jahresergebnis als auch das Rating in den BILANZ 100 verhagelte. 2001 noch auf Rang 8, stürzte der Liftbauer 2002 auf Platz 61 ab. Patron Alfred N. Schindler hatte nämlich beschlossen, dass sein Liftunternehmen ein Lifting benötige. Die Kosten dafür veranschlagte er auf 300 bis 400 Millionen Franken. Was die Anleger dann allerdings weniger goutierten: An der letzten Jahreskonferenz eröffnete Schindler, dass die Kosten voraussichtlich um 100 bis 200 Millionen höher ausfallen würden. Ausserdem gab er einen Gewinneinbruch um 97 Prozent und eine Null-Dividenden-Diät bekannt. Und schon fuhr der Aktienkurs geradewegs nach unten – um satte 28 Prozent. Wer nutzte daraufhin die niedrigen Kurse, um sich günstig mit Aktien einzudecken? Schindler selbst! Zwar stabilisierte sich der Aktienkurs, doch sofort wurden Stimmen laut, die fragten, ob Schindler wohl Pläne einer Dekotierung wälze.

Die Frage kommt nicht von ungefähr, ist doch Dekotierung für viele Firmeninhaber das Gebot der Stunde. Für einen kleinen Teil vom einstigen Firmenwert können heute Unternehmen zurückgekauft werden. Zellweger Luwa, Unigestion, Hilti und Hero sind oder waren dabei, sich vom Börsenparkett zu verabschieden. Hero und Hilti würden auf Grund ihrer guten Zahlen sogar in den top 100 rangieren: Hero auf Rang 14, Hilti auf Rang 79. Deren Aktionäre werden dies wohl mit Zähneknirschen zur Kenntnis nehmen. Denn obwohl es den Unternehmen offensichtlich gut geht, wurde den Aktionären nur eine magere Abgeltung für ihre Anteile geboten.

Neben Hilti und Hero wurden noch andere Firmen aus der BILANZ-100-Liste gestrichen. Etwa Disetronic, die von Roche übernommen wurde. Oder diverse Unternehmen, die einen zu geringen Free Float aufweisen. Dadurch hatten andere Firmen das Glück, von weiter hinten in der Liste nach vorn zu rutschen. Dazu gehören bekannteste Namen wie Roche (Rang 94), Kuoni (Rang 88) oder Holcim (Rang 87).

Ebenfalls aus den BILANZ 100 hinausgeworfen wurden hingegen mehr oder weniger alle Privatbanken. Julius Bär (Rang 143), die Bank Sarasin (Rang 170), Credit Suisse (Rang 191) und Vontobel (193) katapultierten sich auf Grund ihrer miserablen Geschäftszahlen aus der Liste. Ihren Platz eingenommen haben die Kantonalbanken.

Durch Abwesenheit glänzen auch noch andere Unternehmen, die in der Euphorie zu teuer auf Einkaufsbummel gingen. Einen der grössten Schocker des Jahres bot die Zurich Financial Services (Rang 126) mit einem Abschreiber von 4,7 Milliarden Franken. Darin enthalten sind die gescheiterten Ausflüge des Ex-CEO Rolf Hüppi in die Allfinanz ebenso wie Internetprojekte, die drei Monate nach ihrem Start beerdigt wurden. Für das Geschichtsbuch kann festgehalten werden: Mit 4,7 Milliarden Franken fuhr die «Zürich» den höchsten Verlust in der Schweizer Wirtschaftsgeschichte ein.

Nicht zu verstecken in Sachen Negativschlagzeilen braucht sich auch Swiss Life. Die mehr als löchrige Eigenkapitaldecke machte es notwendig, Gelder flüssig zu machen. Und was fiel dem grössten Lebensversicherer der Schweiz dazu ein? Er verkaufte seine Wertschriftenbestände im letzten Jahr zu absoluten Tiefstkursen. Die Verluste daraus: 2,3 Milliarden Franken. Tabula rasa hiess das Stichwort auch bei Roche. Was den Baslern an Altlasten in die Hände kam, wurde in den Jahresabschluss geschmissen. Am deftigsten waren die Wertschriftenberichtigungen von 5,2 Milliarden Franken. Nun heisst es für Roche endgültig, sich von den glanzvollen Zeiten zu verabschieden, als die «Bank Roche» die Kassen mit den Finanzerträgen ihres Stars, des Ex-Finanzchefs Henri B. Meier, auffüllte. Meier hat sich indessen aus dem Roche-Verwaltungsrat verabschiedet.

Etwas anders liegt der Fall beim einstigen Überflieger Kudelski, der auf Rang 168 abgestürzt ist. Nicht Aktienengagements rissen ihn in die Krise, sondern Selbstüberschätzung. Die Spatzen pfiffen es bereits vor Jahresfrist von den Dächern, dass Kudelski auf Grund des serbelnden europäischen Pay-TV-Markts in eine Krise schlittern würde. Doch die Onemanshow André Kudelski hielt unbeirrt am prognostizierten Gewinn fest. Wenige Monate später musste er indessen den Canossagang vors Aktionariat antreten und verkünden, dass der Gewinn im letzten Jahr um 86 Prozent eingebrochen sei und gerade noch zehn Millionen Franken betrage.

So viel zu den Patienten. Nun gibt es jedoch auch solche, die um Leben oder Tod ringen. Bei Von Roll (Rang 260) etwa steht eine Bilanzsanierung an. Ascom (Rang 245) und Mikron (Rang 277) kämpfen mit Hilfe der Banken ums Überleben, ebenso die einstmals so mächtige ABB (Rang 212). Bereits ins Jenseits verabschiedet hat sich Gretag Imaging, der Regensdorfer Hersteller von Fotoentwicklungsgeräten. Als talentierter Bilanzfriseur offenbarte sich das Medtech-Unternehmen Jomed. Frisch und fröhlich waren dort über zwei Jahre lang die Bilanzen auftoupiert worden ...

Nach diesem Annus horribilis der Negativmeldungen lassen sich am Horizont jedoch auch Silberstreifen ausmachen. Viele Unternehmen nutzten das negative Umfeld, um Altlasten loszuwerden, ganz nach dem Motto: besser die Anlegergemeinde einmal richtig vergraulen anstatt permanent in kleinen Dosen. Sollten irgendwann alle Altlasten beseitigt sein, könnten die Gewinne wieder zu fliessen beginnen.

Bewertungskriterien
So trennt BILANZ die Spreu vom Weizen
The Screener analysierte für die BILANZ 280 in der Schweiz kotierte Unternehmen. Diese wurden anhand von acht Kriterien benotet. Für jedes Kriterium wurden die Noten 1 (schlecht) bis 6 (sehr gut) vergeben. Dabei erhielt das beste Sechstel die Note 6, das zweitbeste Sechstel die Note 5, das drittbeste Sechstel den Wert 4 usw. Zählt man die Noten aus den acht Kriterien zusammen, ergibt dies die Schlussnote. Die Noten für die Kriterien Umsatzwachstum und Gewinnwachstum wurden mit der Börsenkapitalisierung der entsprechenden Gesell- schaft gewichtet, denn hohe Zuwachsraten sind für kleine Gesellschaften leichter zu realisieren als für Weltkonzerne. Die einzelnen Benotungen für jedes Kriterium wurden nicht abgedruckt, weil dies den Umfang der Tabelle sprengen würde. Es wurden die bis zum 1. Mai 2003 publizierten Geschäftsberichte berücksichtigt.
Die Kriterien

Performance seit 1.1.2002: Veränderung des Aktienkurses vom 1. Januar 2002 bis zum 1. Mai 2003 plus die für 2001 und 2002 ausgeschütteten Dividenden.

Performance seit 1.1.2000: Veränderung des Aktienkurses vom 1. Januar 2002 bis zum 1. Mai 2003 zuzüglich der für 1999 bis 2002 ausgeschütteten Dividenden.

Umsatzwachstum 2002: Zunahme des Nettoumsatzes bei Industrie- sowie Handels- und Dienstleistungsunternehmen, des Bruttoertrags bei Banken und der Bruttoprämien bei Versicherungen im Jahr 2002.

Umsatzwachstum 2000 bis 2002: Dasselbe wie bei Umsatzwachstum 2002, doch für die Jahre 2000 bis 2002.

Gewinnwachstum 2002: Zunahme des Reingewinns nach Steuern, ausserordentlichem Ertrag, Aufwand und Goodwill-Abschreibungen im gleichen Jahr.

Gewinnwachstum 2000 bis 2002: Dasselbe wie bei Gewinnwachstum 2002, doch für die Jahre 2000 bis 2002.

Gewinnmarge: Veränderung der Gewinnmarge von 2001 bis 2002. Die Gewinnmarge ist der ordentliche Gewinn nach Steuern in Prozent des Nettoumsatzes.

Return on Equity (Eigenkapitalrendite): Ordentlicher Gewinn in Prozent des ausgewiesenen Eigenkapitals.

Eigenkapitalquote: Eigenkapital in Prozent der Bilanzsumme.

Marktkapitalisierung: Anzahl der gehandelten Aktien multipliziert mit dem Börsenkurs per 1. Mai 2003.

Mitarbeiter: durchschnittlicher Mitarbeiterstand im Jahr 2002.