Im Baselbiet hat es geknallt. Gleich drei Topmanager der Basellandschaftlichen Kantonalbank (BLKB) kündigten ihren Rücktritt an, nachdem die Bank einen Abschreiber von 100 Millionen auf der Digitalbank Radicant verbucht hatte: Bankchef John Häfelfinger, Bankratspräsident Thomas Schneider und Radicant-Präsident Marco Primavesi treten im Verlauf des nächsten Jahres zurück. So etwas sieht man nicht oft bei einer Bank.

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Das ist zunächst einmal ein Debakel. Die Bankführung hat sich bei Radicant verrannt. Weil die Digitalbank nicht abhob, suchte man die Fusion mit dem KMU-Fintech Numarics. Die zwei sollten sich gegenseitig befruchten. Doch offenbar passten sie nicht wirklich zusammen, die Rechnung ging nicht auf. Daher, so die BLKB, der Millionenabschreiber.Doch die Geschichte hat eine zweite Ebene. Im Kanton Baselland eckte der moderne, experimentelle Kurs von BLKB-Chef Häfelfinger schon lange an. Der ehemalige CS-Banker baute die Bank um, digitalisierte und reduzierte klassische Schalterangebote. Gleichzeitig expandierte die BLKB in die benachbarten Kantone Aargau und Basel-Stadt und baute in Zürich (!) die Digitalbank Radicant auf. Das gefiel nicht allen im konservativen Landkanton. Seit langem mobilisiert die SVP im Landrat gegen die BLKB. Eine Initiative, die die Bank bremsen soll, steht kurz vor der Einreichung.

Wenn Radicant so ein Debakel ist, warum betont die Bankführung dann gleichzeitig, sie wolle am Start-up festhalten, weil dieses gut aufgestellt sei?

Man wird den Verdacht nicht los, dass mit dem Rücktrittsknaller nicht zuletzt den Kritikern der Wind aus den Segeln genommen werden soll. Wenn Radicant so ein Debakel ist, warum betont die Bankführung dann gleichzeitig, sie wolle am Start-up festhalten, weil dieses gut aufgestellt sei? Würde man dann nicht gleich einen Schlussstrich ziehen?

 

Ja, der Chlapf im Baselbiet ist gross – und wird politisch wohl noch weitere Runden drehen. Zugleich sollte man auch einmal festhalten, dass es der BLKB hoch anzurechnen ist, dass sie etwas gewagt hat. Eine zeitgemäss aufgemachte App, ein günstiges Bankangebot, innovativ aufgesetzte Geldanlagen mit Nachhaltigkeitsansatz. Dass eine Bank, die ansonsten vor allem vom gut geölten Hypothekargeschäft lebt, etwas Neues wagt, ist an sich nicht schlecht. Der Abschreiber mag gross sein, aber insgesamt bewegen sich die Ausgaben für Radicant noch immer in der Grössenordnung eines Jahresgewinns. Hätte die App abgehoben – etwa wie die teuer aufgesetzte 3a-App Frankly der Zürcher Kantonalbank –, hätten wohl alle applaudiert.

Wer wagt, gewinnt, heisst es. Aber wer wagt, kann auch einmal verlieren. Und wer gar nie etwas wagt, verliert auf lange Frist fast immer.