Seit Wegovy auf dem Markt erhältlich ist, reissen sich die Leute um die Fett-weg-Spritze. Kein Wunder: Sie soll nicht nur übergewichtigen Menschen helfen, die Kilos loszuwerden, sondern lässt auch bei Leuten die Pfunde purzeln, die einer Traumfigur nacheifern.

Die grosse Nachfrage nach Wegovy führte zu massiven Kursgewinnen der Aktie des dänischen Anbieters Novo Nordisk. Nun doppelt dieser mit der Publikation einer neuen Studie nach, die bestätigen soll, dass der Einsatz von Wegovy das Risiko von Herzinfarkten und Todesfällen bei fettleibigen Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen verringern soll.

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Herzkrankheiten als amerikanische Todesursache Nummer eins 

Die Ergebnisse seien «bahnbrechend», sagte Eugene Yang, der Vorsitzende der Präventionsabteilung des American College of Cardiology, in einem Interview. Die Ärzte auf der Jahreskonferenz der American Heart Association in Philadelphia reagierten mit Standing Ovations, als die Daten vorgestellt wurden. 

Neben der Gewichtsabnahme sanken bei Personen, die die höchste Dosis Wegovy einnahmen, auch der Blutzucker und die Entzündungswerte – zwei Vorboten von Herzerkrankungen. Die neuesten Ergebnisse untermauern Argumente dafür, das Novo-Medikament zur Herzbehandlung bei Hochrisikopatienten neben Statinen und Blutdrucktherapien einzusetzen.

Die Forschung zeigt damit zusätzliche Einsatzmöglichkeiten für die Medikamente auf, die eigentlich als Mittel zum Abnehmen vorgesehen waren – jetzt könnten sie zusätzlich zu Lebensrettern werden. Denn Herzkrankheiten sind in den USA die Todesursache Nummer eins und machen weltweit etwa einen Drittel aller Todesfälle aus.

Novo plant, die Zulassung des Medikaments zu beantragen, um das Risiko schwerer kardiovaskulärer Ereignisse bei übergewichtigen Erwachsenen mit nachgewiesener Herzerkrankung zu verringern. «Ärzte verstehen zunehmend, dass es hier nicht nur um Gewicht und Aussehen geht», sagte Lars Fruergaard Jørgensen, CEO von Novo, in einem Interview am Freitag, bevor die Details veröffentlicht wurden. «Es geht um echte gesundheitliche Vorteile.»

Prominente wie Elon Musk kurbeln die Nachfrage an 

Medikamente zur Gewichtsreduktion wie Wegovy haben sich in diesem Jahr zu einem Kassenschlager entwickelt. Der Umsatz des Novo-Medikaments stieg im letzten Quartal um mehr als 700 Prozent. Prominente preisen die Vorteile an, während wirtschaftlich negative Folgen auf Sektoren wie Bekleidungsunternehmen, Restaurants und Hersteller von verpackten Lebensmitteln zur Diskussion stehen. Novo hat bereits jetzt Mühe, mit der Nachfrage Schritt zu halten. Und die Konkurrenz wird immer grösser; zuletzt hatte Eli Lilly die Zulassung für sein Gewichtsreduktions-Medikament Zepbound erhalten.

Wer jedoch die Fett-weg-Spritzen ausprobieren möchte, muss tief in die Taschen greifen. Die Medikamente sind teuer. Ein Monatsvorrat Zepbound wird etwa 1050 Dollar kosten – was billiger ist als der monatliche Listenpreis von Wegovy. Dieser liegt bei rund 1350 Dollar. Die Kosten seien ein Hindernis für den breiten Zugang, sagte Yang im Interview. So berechnete denn auch das Medienportal Bloomberg, welchen Preis die Verhinderung eines Herzinfarkts oder eines kardiovaskulären Todes hat. Ausgehend von den Studienergebnissen würde demanch eine Behandlung von 67 Menschen über einen Zeitraum von drei Jahren und vier Monaten 3,8 Millionen Dollar kosten.

Die Studie im Detail

In der Studie mit mehr als 17 600 übergewichtigen und fettleibigen Erwachsenen im Alter von über 45 Jahren führte die Einnahme von Wegovy zu einer Verringerung des Körpergewichts um durchschnittlich 9,4 Prozent über einen Zeitraum von zwei Jahren, verglichen mit einem Gewichtsverlust von weniger als 1 Prozent in der Placebogruppe. In der Behandlungsgruppe verringerten sich auch der Gewichtsumfang und der Blutdruck, die oft mit dem Abnehmen von Pfunden einhergehen. 

Gleichzeitig sank der Blutzucker bei zwei Dritteln der Behandelten in einen gesunden Bereich. Dies reichte aus, um bei etwa 70 Prozent der Patienten Diabetes abzuwenden. Das C-reaktive Protein, ein Leberprodukt, das mit Entzündungen in Verbindung gebracht wird, sank bei den Wegovy-Patienten um etwa 40 Prozent.

Nur 28 Prozent der Patienten in der Studie waren Frauen und nur 4 Prozent waren Schwarze, was bedeutet, dass die Ergebnisse möglicherweise nicht auf diese Bevölkerungsgruppen übertragbar sind, so Yang von der ACC. Etwa 17 Prozent der an der Studie teilnehmenden Patienten brachen die Einnahme von Wegovy aufgrund von Nebenwirkungen ab. Die häufigste Ursache für einen Abbruch waren dabei gastrointestinale Probleme.

(Bloomberg / fit)