Das Blechverarbeitungsunternehmen konnte nicht mehr blechen: Die Schlegel AG in Goldach SG befindet sich in Liquidation. Laut Firmenwebsite beschäftigte das 1973 gegründete Familienunternehmen rund 100 Mitarbeitende.
Den Job verloren haben letztlich 80 Mitarbeitende – und ein Lehrling. Diese Angabe hat Blick von Andreas Hüssy (43), stellvertretender Geschäftsleiter der Gastrofrit AG. Die Fritteusen-Herstellerin gehört zur Schlegel Group, ist aber eine eigenständige Gesellschaft. Sie bleibt ebenso wie die Tochtergesellschaft Schlegel Sp.z.o.o. mit Sitz im polnischen Radom bestehen.
Von der Schlegel AG war niemand mehr zu erreichen. «Zum Zeitpunkt des Konkurses waren keine Mitarbeiter mehr beschäftigt», versichert Hüssy. Man habe die bereits im Oktober 2024 eingeleitete Nachlassstundung dafür genutzt, die Mitarbeitenden unter Einhaltung der Kündigungsfrist zu entlassen und alle Mitarbeiterforderungen in Bezug auf Überstunden oder Ferien zu erfüllen.
Umfirmierung zum Schutz des Familiennamens
Bisher blieb der Konkurs von einem der grösseren Arbeitgeber am oberen Bodensee weitgehend unter dem Radar der Öffentlichkeit. Auch auf der Website finden sich keine Hinweise. Laut dem Schweizerischen Handelsamtsblatt (SHAB) erfolgte die Konkurseröffnung am 3. März 2025. Und zwar über die Comcanapro AG – im Januar hatte sich die Schlegel AG diesen neuen Namen gegeben.
Die Firma, die sich im Januar noch in Comcanapro AG umbenannte, befindet sich in Liquidation.
Laut Hüssy bleibe die Website wegen der polnischen Tochter erhalten: «Die polnische Gesellschaft kümmert sich um die ehemaligen Kunden der Comcanapro.» Darunter die Gastrofrit, die ihre Blechteile neu in Polen bezieht. Zur Namensänderung erklärt Hüssy, man habe den Familiennamen Schlegel schützen wollen: «Die Firma war nicht mehr zu retten. Nach dieser Entscheidung wurde eine Umfirmierung eingeleitet.»
Firma hatten offenbar schon länger Probleme
Die Probleme bei der Schlegel AG waren also schon seit längerem bekannt. Ein Blick auf Firmenbewertungen im Portal Kununu zeigt: Manche Mitarbeitende wunderten sich bereits im April 2024 darüber, dass die Firma noch aktiv war. Die Rede ist auch von langjährigen Liquiditätsproblemen und schlechtem Image. «Nahezu alle ehemaligen Mitarbeiter haben inzwischen einen neuen Job gefunden», sagt Hüssy.
Blick spricht auch mit Joachim With (34), CEO und Inhaber der Almega Metalltechnik AG in Weinfelden TG, einem Mitstreiter der Schlegel AG innerhalb der regionalen Metallbranche. Er drückt sein Bedauern aus: «Die Schlegel AG war über viele Jahre hinweg eine feste Grösse in der regionalen Metalltechnikbranche.» Aktuell versucht er, betroffenen Mitarbeitenden und Kunden der Schlegel AG Unterstützung anzubieten.
Hartes Brot in der Branche
Laut With sei das geschäftliche Umfeld derzeit anspruchsvoll: «Unsere Branche hat tiefe Margen und die Globalisierung zwingt uns dazu, unsere Prozesse laufend zu optimieren.» Aufgrund höherer Lohnkosten im Inland müsse man besonders effizient wirtschaften, um im internationalen Vergleich konkurrenzfähig zu bleiben.
Die Metallverarbeitungsbranche durchlebt schwierige Zeiten.
Hinzu kommt die Unsicherheit auf den Beschaffungsmärkten: «Wir arbeiten oft mit langjährigen Rahmenverträgen.» Doch in Zeiten geopolitischer Spannungen, hoher Inflation und unvorhersehbarer Entwicklungen – etwa bei Materialpreisen – sei es schwierig, präzise Planungen über mehrere Jahre hinaus zu treffen. «Eine Fehleinschätzung kann ein Unternehmen rasch unter Druck setzen», schliesst With.
Hüssy bestätigt, dass «das schwierige Marktumfeld, sinkende Margen, immer höherer Konkurrenzdruck sowie die Verlagerung der Produktion eines Ankerkunden nach Asien» zum Konkurs der Comcanapro AG geführt hätten.
Dieser Artikel erschien zuerst bei Blick unter dem Titel «‹Die Firma war nicht mehr zu retten›».