Welche Art von Startups unterstützt Diamondscull?
Wir unterstützen Jungunternehmen vor allem im Tech-Bereich. Dies, weil wir dort aufgrund unserer Erfahrung am ehestens ein Urteil haben und neben dem finanziellen Engagement ein Netzwerk bieten oder als Sparring Partner zu Verfügung stehen können. Daneben habe ich persönlich einen gewissen Bias für weibliche Gründerinnen, wenn Idee und Spirit stimmen.

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Carole Ackermann ist CEO des Startup-Förderers Diamondscull. Der Name lehnt sich an das traditionelle Henley Royal Ruderregatta auf der Themse an. Ackermann ist auch Verwaltungsrätin in einigen Unternehmen und lehrt an der Universität St.Gallen. Zudem ist sie auch Präsidentin der weltberühmten Hotelfachschule Lausanne.

Geht es bei einem erfolgreichen Retail-Startup primär um neue Produkte, um neues Design oder Verpackungen oder um die Philosophie hinter den Produkten?
Gründe für den Erfolg sind im Retail nicht viel anders als in anderen Branchen. Es geht auch hier um die Fragen: Ist ein ausreichend grosser Markt vorhanden? Gibt es ein Kundenbedürfnis? Ist die Idee einzigartig oder wird sie morgen schon kopiert und ist sie schützbar?

Was muss ein Konsumgüter-Startup vorweisen, um Erfolg zu haben?
Wenn wir von einem Konsumgut sprechen, steckt dahinter ein Endkonsument, der zuerst vom Produkt erfahren muss, es verstehen und Gefallen finden muss und es dann auch noch leicht erwerben können sollte. 

Wie kann man dieses Bestreben der Konsumenten erleichtern?
Im Gegensatz zu Industriegütern sind hier Aspekte des Absatzes besonders wichtig; Themen wie Influencer Marketing, «Same Day».Lieferung, Smart Speaker Shopping oder Chatbots-Nutzung sind im Trend. Der Fokus liegt auf der Wahrnehmung des «Pain Point» durch den Kunden. Das bedeutet, es muss eine Verbindung zu einem Problem hergestellt werden, das die Kunden tatsächlich beschäftigt und mit dem sie sich identifizieren können.

Geht es letztlich um das Produkt – oder um das Storytelling dahinter?
Es geht meist nie nur um das Produkt. Eher um eine Kombination aus Story sowie Alleinstellungsmerkmal: Die Leistung muss sich differenzieren. Und da wir immer mehr Auswahl haben und immer weniger wirklich brauchen, bekommt die Geschichte dahinter einen immer grösseren Stellenwert

Oder reicht oft einfach schon, dass es sich der Nachhaltigkeit verschrieben hat?
Ich stolpere gerade über den Begriff «einfach». Ich denke das ist schon sehr viel und ich würde mir wünschen, dass das Thema bei der Entwicklung neuer Geschäftsmodelle ganz natürlich dazu gehört. Kunden fordern immer mehr auch nachhaltige Leistungen oder ethische, wertbasierte Marken. Und sie sind häufig bereit, dafür auch einen Preis zu bezahlen

Bewirb dich am IRM.Retail Startup Showcase und pitche deine Idee

Der Startup Showcase bietet einen Event für den Handel und die Konsumgüterindustrie. Er verbindet Forscher, Manager und Gründer aus dem DACH-Raum miteinander.

Der Event findet am 29. April 2021 im WBZ in St.Gallen statt. Startups können ihre Ideen noch bis zum 31. März 2021 einreichen

Genügt letztlich sogar das Hipster-Appeal, um die Produkte abzusetzen?
Wenn Sie den Begriff streng auslegen, handelt sich dabei ja um Junge zwischen 20 und 40 Jahren, die sich durch ihre Interessen, ihre Einstellung, ihr Verhalten und ihre Mode bewusst vom Mainstream abgrenzen. Ich habe meine Zweifel, wie nachhaltig dieser Hype ist und ob es sich auszahlt, darauf ein Unternehmen aufzubauen.

Wie kann man das Potenzial eines Startups beurteilen?
Den Erfolg eines Start-ups einzuschätzen ist unheimlich schwer. Letztendlich geht es darum, innovative Ideen in alltagstaugliche Konzepte zu überführen. Wenn Sie mich vor zehn Jahren gefragt hätten, ob aus einer Plattform von kurzen, selbstgedrehten Videos ein Unicorn entstehen kann, hätte ich das auch bezweifelt. Heute kennt jeder Tiktok. Dass es ihnen gelungen ist, Unterhaltung und Social Commerce zu kombinieren, macht TikTok für Nutzer wie Unternehmen interessant.

Was brauche ich für Voraussetzungen, um jetzt ein Retail-Startup zu gründen?
Mut, Leidenschaft und ein Team. Man stellt sich das Leben in einem Startup immer grossartig vor. Dahinter steckt aber viel harte Arbeit und es braucht eine hohe Frustrationstoleranz. Die Konkurrenz ist weltweit, Kundenbedürfnisse werden immer schnelllebiger, und leider entwickelt sich das Umfeld in den wenigsten Fällen wie geplant. So dass die Gründer und das Team einen sehr hohen Stellenwert bekommen. Ich vergleiche es öfters mit einer Achterbahn: Hochs und Tiefs gehören dazu.

Sie sind in der Jury von Retail Startup Showcase. Was sind da die Auswahlkriterien?
Soweit ich das einschätzen kann, sind das alles Startups in Zukunftsmärkten, die mit disruptiven Ideen Bestehendes aufbrechen wollen, eine hohe Skalierbarkeit aufzeigen und auch international eine Rolle spielen können. Gleichzeitig spielt auch das Aufzeigen eines relevanten Problems eine Rolle, ferner smarte Lösungen sowie die Gründerpersönlichkeiten und deren Erfahrung.