Flexible Arbeitszeit ist gut, wenn sie sowohl den Arbeitgebern als auch den Angestellten Vorteile bringt. Vieles ist gerade in der Maschinenindustrie schon erreicht worden. Ein grosses Potenzial liegt aber noch brach.

Die Arbeitszeit wurde vor allem in den letzten 20 Jahren immer mehr flexibilisiert. Anstelle der starren Arbeitszeiten wurden in den 80er Jahren das Bandbreitenmodell mit Arbeitswochen zwischen 35 und 45 Stunden sowie die gleitende Arbeitszeit mit immer höheren Saldi eingeführt. Seit dem Gesamtarbeitsvertrag von 1998 ist es in der Maschinenindustrie auch möglich, mit Jahresarbeitszeit (brutto 2080 Stunden) zu arbeiten.

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Davon profitieren die Angestellten, indem sie ihre Arbeitszeit viel individueller gestalten können, die Arbeitgeber, indem sie viel besser und mit tieferen Kosten auf Auftragsschwankungen reagieren können. Doch auf eines nehmen diese Modelle keine Rücksicht: Dass es sehr unterschiedliche Menschen mit unterschiedlichen Arbeitsstilen gibt und dass der Mensch im Laufe seines Lebens verschiedene Phasen durchläuft.

Warum also nicht die flexible Arbeitszeit auf das ganze Arbeitsleben ausdehnen: Als Lebensarbeitszeit (LAZ)?

- Lebensarbeitszeit bringt eine nachhaltigere Sicht: Während 40 bis 45 Jahren sind wir beruflich aktiv. Wir wollen vermehrt selber bestimmen, wann wir wie viel und wie intensiv arbeiten. Das ist grundsätzlich motivierend.

- Angestellte können auf kurzfristige Belastungen, die auf sie ausserhalb des Geschäftes zukommen etwa durch Kinder, Familie, Gesundheit oder Weiterbildung , ähnlich flexibel reagieren wie die Arbeitgeber auf Auftragsschwankungen. Das reduziert Überbelastung und Stress.

- Intensive Projekte und Phasen mit zeitlich begrenzter, hoher Arbeitsbelastung werden positiv wahrgenommen, weil sie Zeitguthaben für Auszeiten und Phasen mit reduzierter Arbeit bringen.

- Konsequenterweise kann jeder auch mitbestimmen, wann seine Erwerbsarbeitszeit abgelaufen sein wird. Die Lebensarbeitszeit kann die Diskussion um die Frühpensionierung entschärfen.

- Angestellte können selber der Gefahr entgegenwirken, im fortgeschrittenen Alter überbelastet und vermehrt krank zu sein, damit als nicht mehr voll einsatzfähig beurteilt zu werden. Es wird ihnen ermöglicht, darauf hinzuarbeiten, die nötige Anzahl Stunden einige Zeit vor dem regulären Pensionierungsalter zu erreichen.

Dies zeigt, dass das Instrument Lebensarbeitszeit auch wichtigen Bedürfnissen der Wirtschaft entgegenkommt. Im Bereich der frei wählbaren Frühpensionierung etwa konnte bei Pionier-Unternehmen erreicht werden, dass die Ausfallzeiten älterer Mitarbeiter fast auf null gesenkt werden konnten.

Es erstaunt nicht, dass der geltende aktuelle Gesamtarbeitsvertrag der Maschinenindustrie ein erstes Instrument in dieser Richtung vorsieht: Das Langzeitkonto. Dieses erfüllt jedoch noch nicht alle nötigen Voraussetzungen für eine LAZ: Bestenfalls können jährlich 200 Stunden geäufnet werden. Und das Konto ist beschränkt auf den aktuellen Arbeitgeber. Noch zu lösen ist die finanzielle Sicherung des Zeitguthabens.

Die Umsetzung einer LAZ ist natürlich nicht trivial. Die möglichen Hürden können aber überwunden werden. Ein erster Schritt könnte eine Branchenlösung der MEM-Industrie (Maschinen-, Elektro-, Metallindustrie) sein. Eine solche sozialpartnerschaftlich getragene Regelung der LAZ kann den Standortvorteil des flexiblen Arbeitsmarkts der Schweiz weiter ausbauen und gleichzeitig die berechtigten Bedürfnisse der Angestellten erfüllen.