Das Firmenlogo «H&P» lässt Christian Kälin in sein Sakko nähen. Er habe mehrere Büros: eines in London, eines in Zürich, aber meist sei er sowieso auf Reisen.

Wir treffen uns am Sitz von Henley & Partners in Zürich, beim Römerhof. In der Gegend wohnen viele Expats in grosszügigen Jugendstilwohnunfgen. Das Gespräch findet in einem eher schlichten Sitzungszimmer statt. Geschmückt ist es mit Bücherregalen (unter anderem mit einer Reihe Goethe), Vogelbildern an den Wänden und kleinen Länderfahnen auf dem Fenstersims: Schweiz, Malta, St. Kitts und Nevis, Antigua und Barbuda sowie Montenegro. Wahrscheinlich hat Kälin die Pässe von allen diesen Ländern. Er sagt, er habe mehrere, aber will damit nicht herausrücken, welche es sind. Man müsse ja Geheimnisse haben, sagt er. Sicher ist, dass er den Schweizer Pass hat.

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Fotografieren lassen wollte er sich für das Interview nicht. Wir sollen ein bereits früher von ihm autorisiertes Bild benutzen, schreibt sein Medienberater eine Woche vor dem Treffen. Kälin hat noch immer volles, graues Haar, ist etwa 170 Zentimeter gross, schmal gebaut, wirkt asketisch. Die Begrüssung ist verhalten. Er will den Rahmen des Gesprächs nochmals festgelegt wissen. Es dauert bis zum Thema Spitzbergen, bis er richtig in Fahrt kommt.

Der mit dem Passepartout

Christian Kälin (49) gilt als Architekt der Staatsbürgerschaft per Investition. Kälin hat seine Doktorarbeit zu diesem Thema geschrieben. Heute ist der Anwalt Verwaltungsratspräsident von Henley & Partners, die sich auf Beratungsdienstleistungen rund um Staatsbürgerschaft und Aufenthaltsbewilligungen spezialisiert hat. Die Firma ist in dreissig Ländern der Welt präsent. Schon als Teenager hat Kälin die Botschaften anderer Länder angeschrieben, damit sie ihm ihre Gesetze zu Immigration und Staatsbürgerschaft senden – getrieben von der Faszination, wie es kommt, dass einzelne Menschen wegen eines Schriftstückes in einem Land bleiben können, andere nicht.

Christian Kälin
Quelle: Daniel Willinger

Christian Kälin, verkauft sich die Schweiz zu billig?

Nein, wieso?

In einer Werbebroschüre habe ich gelesen, dass eine Aufenthaltsbewilligung in der Schweiz schon für 200'000 Franken zu haben sei, während sie in Grossbritannien 2 Millionen Pfund koste.

Die Zahlen stimmen, aber sind so nicht vergleichbar.

Warum nicht?

Die Schweiz verlangt 200'000 Franken Steuern pro Jahr. In Grossbritannien müssen für die Aufenthaltsbewilligung 2 Millionen Pfund in britische Wertpapiere investiert werden.

Es reicht also, wenn man für 2 Millionen Pfund britische Aktien oder Obligationen kauft, damit man die Aufenthaltsbewilligung erhält?

Ja.

Das heisst, in Grossbritannien kostet sie eigentlich gar nichts, denn die Wertschriften bleiben im Besitz des Käufers.

Ja, es ist nur eine Vermögensverschiebung nötig. So gesehen hat Grossbritannien wahrscheinlich das günstigste Programm für den Erwerb von Aufenthaltsbewilligungen weltweit.

Dann verkauft sich Grossbritannien zu billig.

Das sagen wir so auch der britischen Regierung. Malta macht es viel besser.

Dort kostet es richtig Geld.

Rund 1 Million Euro muss in einen Staatsfonds bezahlt werden, damit man die Staatsbürgerschaft erwerben kann. Allerdings darf man das nicht mit Grossbritannien vergleichen, weil es dort nur um die Aufenthaltsbewilligung geht.

Bezüglich Staatsbürgerschaft ist Malta teurer als Zypern. Beides sind EU-Länder.

In Zypern müssen 2 Millionen Euro in eine Immobilie investiert werden.

Malta

Pass von Malta
Quelle: ZVG

Malta ist gemäss Henley & Partners das beste Citizenship-by-Investment-Programm weltweit. Erfolgreiche Bewerbende erhalten damit einen EU-Pass.

  • Minimum-Investment: Rund 1 Million Euro
    Davon eine Spende über 650'000 Euro in den National Development and Social Fund.
  • Dauer, bis man den Pass erhält: 12 Monate
  • Sicherheitschecks: Es werden die striktesten Standards angewendet.
  • Ein Jahr Aufenthaltsbewilligung im Land nötig, um den Pass zu erhalten.
  • Visumsfrei in 182 Länder

Die gehört einem dann.

Ja, und zur Immobilie gibt es noch den Pass. Eine Immobilie zu kaufen, kann sich finanziell sogar auszahlen. Wir haben Kunden, die in Portugal für die Aufenthaltsbewilligung eine Immobilie kauften, deren Wert sich inzwischen verdoppelt hat.

Zurück zur Schweiz: Sie ist also nicht zu billig, aber könnte bei der Vergabe der Aufenthaltsbewilligung per Investment etwas verbessert werden?

Die Schweiz macht das gut, aber man kann immer verbessern. Man könnte mehr darauf schauen, dass die Investments oder Steuereinnahmen aus solchen Aufenthaltsbewilligungen eher in wirtschaftlich schwache Regionen der Schweiz fliessen.

Wohin konkret?

Ach, da will ich jetzt nichts dazu sagen.

Biel hat eine der höchsten Sozialhilfequoten der Schweiz, also prozentual sehr viele Sozialhilfebezüger.

Also vielleicht dorthin. Auf jeden Fall macht die Schweiz jetzt schon vieles besser als Grossbritannien.

Warum?

In der Schweiz können die Kantone eigene Wege finden. In Grossbritannien fliesst alles Geld nach London. Aber eigentlich gibt es andere Regionen, die dringend Investments bräuchten. Zudem zahlen Ausländer in London keine Steuern, wenn Sie den Status nondomiciled haben und lokal keine Einkünfte erzielen.

Warum wollen reiche Leute in die Schweiz?

Sicherheit, Stabilität, schöne Landschaft, Sauberkeit, viele Gründe.

Okay, aber es gibt ja nicht nur Faktoren, die diese Leute in die Schweiz ziehen, sondern auch solche, die sie dazu motivieren, aus ihren Ländern fortzugehen.

Ja, wer beispielsweise in Südafrika lebt, wird sich genau überlegen, ob es mit dem Staat in die Richtung geht, wie es mit Simbabwe ging.

Also in Richtung Enteignung und Bürgerkrieg, was die Weissen dort vertreibt.

Menschen jeder Hautfarbe überlegen sich, von dort wegzuziehen. Auch eine Zulu Familie überlegt sich, aus Südafrika wegzuziehen.

Wenn sie das Geld dafür hat. Wohin wollen die Südafrikaner?

Etwa nach London.

Was ist mit der Schweiz?

Ja, auch. Wer in die Schweiz zieht, weiss mit hoher Sicherheit, dass es dem Land auch noch in fünf oder zehn Jahren gut geht, dass es ein schöner, sauberer, wirtschaftlich prosperierender Ort sein wird.

Visumsfrei – der Nachteil der Schweiz

Für diese Länder brauchen Schweizer und Schweizerinnen ein Visum:

Russland (Mit einem Pass von Antigua und Barbuda, St. Kitts und Nevis sowie Montenegro lässt sich das Problem lösen. Damit braucht man für die Einreise nach Russland kein Visum.)

Sierra Leone (Ein Pass dieser Län der löst das Problem: Antigua, St. Kitts und Nevis sowie Malta)

Surinam (Antigua sowie St.Kitts und Nevis)

Gabon (Malta)

Mongolei (Malta)

Kuba (Antigua, St.Kitts und Nevis sowie Montenegro)

Bei Ihrer Beschreibung ist mir spontan ein anderes Land eingefallen: Norwegen.

Norwegen ist zu kalt. Nach Spitzbergen, eine norwegische Inselgruppe, kann sogar jeder ungehindert hin, zum Leben und Arbeiten. Auch jemand aus Nigeria könnte ungehindert dorthin. Auf Spitzbergen gibt es keine Migrationskontrollen. Die braucht es nicht, denn die Lebensbedingungen sind so unwirtlich, dass nur sehr wenige Menschen dorthin wollen.

Spitzbergen ist eines der nördlichsten bewohnten Gebiete der Welt, bekannt vor allem für Gletscher und Eisbären. Die Temperaturen sind immer eisig. Keine 3000 Menschen wohnen dort.

Es sind nur einige wenige Aussteiger, die wirklich dorthin wollen. Wo das Leben klimatisch sehr hart ist, es keine Wirtschaft gibt, keine Leute, da braucht es keine Migrationskontrollen.

Anders sieht es aus, wenn die Wirtschaft läuft, das Land schön ist und das Klima gut erträglich, wie etwa in der Schweiz.

Wenn Sie Schweizer sind, leben Sie in einem der besten Länder weltweit.

Ja.

Aber es ist Zufall, dass Sie Schweizer sind, Sie konnten es sich nicht aussuchen.

Nein.

Dabei ist die Staatszugehörigkeit einer der wichtigsten Faktoren für die Lebensaussichten eines Menschen. Wären Sie in Somalia geboren, wären Sie heute wahrscheinlich schon nicht mehr auf der Welt.

Möglich.

Eigentlich ist die Staatsbürgerschaft ein Überbleibsel aus der Feudalzeit.

Sie beruht auf der Abstammung.

Heute sollte das keine Rolle mehr spielen, aber es gibt noch zwei wichtige Überbleibsel von damals: Erben und die Staatsbürgerschaft, also der Pass.

Sie entscheiden stark über die Möglichkeiten, die man im Leben haben wird.

Wenn man clever ist und hart arbeitet, kann man auch viel erreichen, wenn man mittellose Eltern hat. Aber wenn man den falschen Pass hat, geht das fast nicht. Die Mehrheit der Menschen lebt in «shitty places».

In prekären Verhältnissen.

Und die Staatsbürgerschaft und Immigrationsgesetze sorgen dafür, dass es so bleibt. Von einem «shitty place» kann man nicht einfach in ein schönes Land ziehen. Es gibt Grenzkontrollen, Leute mit Pistolen, die das verhindern, ausser man hat den richtigen Pass. Das ist völlig ungerecht.

Sie helfen einigen wenigen sehr reichen Menschen, die den falschen Pass haben. Es gibt Leute, die das ungerecht finden.

Das stimmt, es ist ungerecht, aber immer hin können wir einigen Menschen helfen.

Einfach weil die es sich leisten können.

Ja, aber das Wesentliche ist, dass wir sicherstellen, dass wir nicht kriminellen Personen helfen. Wir und die Länder, deren Pässe und Aufenthaltsbewilligungen wir vermitteln, überprüfen dies.

«Schon möglich, dass da mal einer die Dokumente professionell fälschen lässt.»

Gelingt es, die Kriminellen auszusortieren?

Unter tausend Einbürgerungen, die über ein Investment-Programm zustande kommen, sind sicher eine kleine Anzahl nicht Koschere dabei.

Die meisten, die per Investment die EU-Staatsbürgerschaft erhalten, werden in Österreich, Malta oder Zypern eingebürgert. In diese Länder fliessen auch die Gelder.

Ja, vor der Einbürgerung werden sie alle durchleuchtet. Vielleicht sind dann immer noch 5 oder 27 oder 13 inakzeptable Personen darunter. Aber denen können Sie umgehend den Pass wieder entziehen. Und vor allem: Die EU vergibt pro Jahr eine Million neue Staatsbürgerschaften. Unter denen ist der Prozentsatz von problematischen Personen sehr viel höher und sind die Möglichkeiten eines nachträglichen Passentzugs sehr viel beschränkter.

Die meisten dieser Million neuer EU-Bürger kommen aus den wirtschaftlich schwachen Staaten im Osten und Süden der EU.

Ja, oft werden sie aufgrund ihrer Abstammung eingebürgert.

Wie läuft das konkret?

Ein Ukrainer geht beispielsweise zur rumänischen Botschaft, wo er ein Dokument vorlegt, das beweisen soll, dass sein Grossvater Rumäne war.

Und Rumänien vergibt die Staatsbürgerschaft aufgrund der Abstammung.

Ja, und in Italien ist diese Art der Einbürgerung am häufigsten. Rund 60 Prozent der EU-Einbürgerungen aufgrund der Abstammung finden in Italien statt.

Weil Italien so viele Auswanderer hatte.

Ja, etwa in Brasilien. Dort geht jemand mit italienischen Vorfahren beispielsweise zum italienischen Konsulat in São Paulo.

Das geht einfach so?

Ja.

Aber der Beamte im Konsulat kann ja kaum überprüfen, ob das stimmt, was ihm erzählt wird, ob das wirklich sein Grossvater war, ob die Dokumente echt sind.

Schon möglich, dass da mal einer die Dokumente professionell fälschen lässt.

Die Echtheit eines solchen Dokuments ist genauso schwierig zu belegen wie zu widerlegen. Das lässt viel Raum für Bestechung.

Vielleicht wird mal nicht so genau hingeschaut oder sogar bestochen. Erst kürzlich wurde ein organisierter Handel mit Einbürgerungen aufgrund der Abstammung in Bulgarien aufgedeckt.

Dort haben Menschen, vor allem aus der Ukraine, Moldawien und Mazedonien, rund 5600 Franken für gefälschte Papiere bezahlt, die bestätigten, dass sie bulgarischer Abstammung seien.

Die Einbürgerungen über die Abstammung sind die wirklichen Löcher im System, durch welche Verbrecher schlüpfen.

Möglich, aber die tausend Reichen, die sich pro Jahr einen neuen Pass kaufen, nehmen oft ihr Geld mit. So entziehen sie ihren meist kriselnden Herkunftsländern Steuergelder.

Nein, die meisten investieren wieder zu Hause und versteuern dort auch ihre Geschäfte.

Aber nicht alle. Wenn ich da etwa an Angola denke oder an Äquatorialguinea, wo die herrschenden Ölmilliardärsfamilien ihr Geld ins Ausland schaffen.

Da haben Sie recht, es gibt immer wieder solche. Aber die Mehrheit sind gute Leute. Die gehen etwa, weil sie bedroht werden, zum Beispiel in Venezuela.

Die werden doch nicht alle bedroht.

Die Bedrohungslage ist vielfältig: Wenn US-Bürger oft international unterwegs sind, etwa im arabischen Raum, kann ein US-Pass gefährlich sein. Da ist es gut, wenn sie dort einen anderen Pass zeigen können.

Zu welchem Zweit-Pass würden Sie einem solchen US-Bürger raten?

Wahrscheinlich zu einem von Antigua und Barbuda.

Was kostet der?

Mit allen Gebühren kommt das für eine Person auf rund 120'000 Dollar. Der grösste Teil davon ist eine Einzahlung in den Staatsfonds von Antigua und Barbuda. Alternativ dazu kann man auch ein Haus dort kaufen. Das tun viele US-Amerikaner, weil das Land für sie relativ nahe liegt, etwa vier Flugstunden von New York oder zweieinhalb von Miami.

Braucht auch ein Schweizer einen Zweitpass eines anderen Landes?

Ja, etwa wenn man international tätig ist, in Länder reist, wo man ein Visum braucht. Dann muss der Schweizer Pass allenfalls an eine Botschaft geschickt werden und es kann eine oder zwei Wochen dauern, bis man ihn wieder zurückerhält. Wenn die Botschaft ihn nicht rechtzeitig zurück schickt, muss man die Reise verschieben. Das ist mir vor einigen Jahren auf einer Reise nach Vietnam passiert.

Gibt es noch andere Probleme, die mich als Schweizer motivieren würden, einen zweiten, teuren Pass zu organisieren?

Sie haben doch auch zwei Kreditkarten. Wenn auf Reisen etwas passiert, haben Sie noch eine zweite Kreditkarte. Ums Gleiche geht es beim Pass.

Okay, aber ich bin oft mit nur einer Kreditkarte unterwegs.

Es kann auch sonst etwas passieren. Denken Sie an die Dänen, die wegen der Mohammed-Karikaturen nicht mehr in islamische Länder reisen konnten. In solchen Fällen ist es gut, einen zweiten Pass zu haben. Das kann auch Schweizerinnen und Schweizern passieren. Ich hatte solche Befürchtungen, als die Minarett-Initiative angenommen wurde.

Zu welchem Zweitpass würden Sie einem Schweizer denn raten?

In dem Fall empfehle ich einem Schweizer oder einer Schweizerin einen Zweitpass eines der karibischen Staaten.

Warum?

Er ist günstig. Malta ist besser, aber viel teurer.

Was ist mit St. Kitts und Nevis? Diesen Pass hat etwa der Medienunternehmer Jürg Marquard und er besitzt
dort mehrere Häuser. Genauso wie der Schweizer Nestlé-Manager-Erbe Patrick Liotard-Vogt.

Ja, dort kauft man ein Haus für 400'000 Dollar und kann so die Staatsbürgerschaft erhalten. Das geht auch in Antigua und Barbuda, Grenada oder Saint Lucia für den gleichen Betrag.

St. Kitts und Nevis

Pass St. Kitts und Nevis
Quelle: ZVG

Der Kauf einer Staatsbürgerschaft ist möglich seit 1984 (das älteste derartige Programm weltweit). Von 2007 bis 2013 hatte die Firma Henley & Partners ein Mandat der Regierung, das Programm zu überarbeiten, und hat da raus das erfolgreichste weltweit gemacht.

  • MinimumInvestment: 150'000 US-Dollar
  • Dauer, bis man den Pass erhält: 4 Monate (fallweise nur 45 Tage)
  • Sicherheitschecks: Background-Checks, manchmal ergänzt mit Interviews
  • Kein Aufenthalt im Land nötig, um den Pass zu erhalten.
  • Visumsfrei in 151 Länder

Diese Länder sind für Schweizer sehr abgelegen. Nach St. Kitts und Nevis ist man aus der Schweiz etwa einen Tag unterwegs. Was kostet es in St. Kitts und Nevis mit einem Cash-Investment?

Rund 150'000 Dollar.

Eine besonders starke Nachfrage nach Pässen dürfte derzeit wegen der Unruhen aus Hongkong kommen. Zu welchem Pass würden Sie denen raten?

Asien ist unser grösster Markt. Wenn Sie in China sind, wollen Sie vielleicht weg von der Umweltverschmutzung oder wollen, dass ihre Kinder in England zur Schule gehen.

Aber wohin aus Hongkong, welchen Pass?

Eine der Karibikinseln, Antigua, zum Beispiel, oder aber Malta, Zypern oder Österreich.

Antigua ist 30'000 Dollar günstiger als St. Kitts. Gibt es weitere Unterschiede?

In Antigua muss man innerhalb von fünf Jahren fünf Tage im Land präsent sein. In St. Kitts muss man das nicht. Aber wir raten allen Kunden, mal ins Land zu reisen, in dem sie Staatsbürger werden wollen. Man sollte sein Land schon etwas kennen.

Was ist mit Montenegro? Kommt das auch infrage?

Durchaus. Dort muss ein Haus für mindestens 250'000 Euro gekauft werden. Besser kauft man aber eines an der Küste, wo es dann eher 400'000 Euro kostet. Dann kann man den Pass von einem europäischen Land erhalten.

Montenegro

Pass von Montenegro
Quelle: ZVG

Der Kauf einer Staatsbürgerschaft ist seit 2018 möglich.

  • Minimum-Investment: 350'000 Euro
    Für mindestens 250'000 Euro Immobilien kaufen und eine Spende von 100'000 Euro in den Staatsfonds.
  • Dauer, bis man den Pass erhält: 6 Monate
  • Sicherheitschecks: Due-Diligence-Prozess
  • 6 Monate Aufenthalt im Land nötig, um den Pass zu erhalten.
  • Visumsfrei in 123 Länder

Keinen EU-Pass.

Nein, aber ein Haus in Montenegro zu kaufen, macht gerade aus Sicht eines EU-Bürgers Sinn.

Warum?

Weil es schön ist, viel Potenzial hat. Wenn man in Montenegro ein Haus kauft, erhält man dazu noch die Staatsbürgerschaft. Samih Sawiris, der Ägypter mit seinem Projekt in Andermatt, betreibt auch in Montenegro ein grosses Entwicklungsprojekt. Man kann auch dort ein Haus kaufen. Warum nicht eine Immobilie in Montenegro statt in Italien?

Lieber ein Haus in Italien, wegen des guten Essens und wegen des Kaffees.

Der Kaffee ist in Montenegro auch gut ... Das Essen auch, weil der Fisch besser ist. Der kommt aus Gewässern vor Montenegro, die viel sauberer sind als die Gewässer in Italien.

Was ist mit Zypern?

Dort ist es teurer, man muss 2 Millionen Euro in eine Immobilie investieren.

Und Malta?

Dort muss rund 1 Million Euro in den Staatsfonds bezahlt werden. Zudem muss man eine Wohnung mieten oder kaufen. Dann muss man sich dort für fünf Jahre aufhalten. Malta stellt hohe Anforderungen an die um die Staatsbürgerschaft Bewerbenden. Iraker, Iraner oder Afghanen werden von Anfang an ausgeschlossen.

Was ist mit Russen?

Bei Russen muss man schauen, dass mit dem Pass keine Umgehung der US-Sanktionen versucht wird. Grundsätzlich kommen für uns Kunden mit einem Problem oder solchen Risiken sowieso nicht infrage.

Ich habe aus verschiedenen Quellen gehört, dass neben Menschen aus Hongkong derzeit auch viele Türken einen zweiten Pass wollen.

Da besteht eine Nachfrage. Aber es gibt immer wieder Krisen an verschiedenen Orten der Welt, was zu einer Nachfrage nach Zweitpässen führt.

Welches ist der beste Pass der Welt?

Der Schweizer Pass, weil das Land klein und neutral ist.

Können Sie diesen vermitteln?

Die Frage kommt manchmal von einem Kunden.

Was sagen Sie denen?

Kaufen kann man den Schweizer Pass nicht. Es ist etwas vom Schwierigsten, den Schweizer Pass zu erhalten. Man muss sich mindestens zehn Jahre in der Schweiz aufhalten, und dann muss es noch gut geplant werden.

Wie?

Bewerbende sollten sich in der richtigen Gemeinde niederlassen. In gewissen Gemeinden muss man es gar nicht erst versuchen, sich einbürgern lassen zu wollen.

Dieser Artikel ist im Millionär, dem Magazin der «Handelszeitung», erschienen (März 2020).