Die Business-Idee

Ob in der Landwirtschaft, während der Verarbeitung oder im Gross- und Detailhandel – mehr als 2,8 Millionen Tonnen vermeidbare Lebensmittelverluste fallen jedes Jahr in der Schweiz an.

«Zu üppige Ernten werden zum Beispiel einfach im Feld stehen gelassen, Nebenströme der Lebensmittelproduktion an Tiere verfüttert oder Produkte bei Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums aus den Regalen genommen und entsorgt», weiss Sophia Graupner.

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Um dieser Lebensmittelverschwendung entgegenzuwirken, hat sie gemeinsam mit Ximena Franco das Startup Hängry Foods gegründet: «Wir retten Lebensmittel und schenken ihnen in Convenience-Menus neue Wertschöpfung.»

Damit der aktuell anfallende Food-Waste auch flexibel genutzt werden kann, wollen die beiden auf wöchentlich wechselnde Menus setzen. 

Die Gründerinnen

Die beiden haben sich im Studium der Lebensmitteltechnologie an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) kennengelernt. «Wir wollten zusammen gründen und hatten unendlich viele Ideen», sagt Ximena Franco.

Gemeinsam besuchten sie in diesem Frühjahr Existenzgründungsseminare von Innosuisse und entwickelten die Idee für Hängry Foods im Rahmen der Startup-Challenge an der ZHAW – wo sie prompt den ersten Platz belegten. «Wir freuen uns natürlich sehr, dass auch andere an unsere Business-Idee glauben.»

Mittlerweile studieren beide nur noch Teilzeit, um ihr Jungunternehmen in Fahrt zu bringen. Die Gründung steht kurz bevor.

Während Graupner gelernte Restaurantfachfrau mit Spezialisierung auf Servicemanagement ist und vorher bereits im Labor Haltbarkeiten sowie Lebensmittelhygiene erforscht hat, ist Franco ausgebildete Köchin.

«Upbeat» – die Schweizer Startup-Serie

Unsere Startup-Serie «Upbeat» porträtiert jede Woche ein Schweizer Jungunternehmen multimedial in Print, Audio und Video. Daneben kommen die wichtigsten Investoren und Akteure der Innovationsszene zu Wort. Bleiben Sie dran, im Format Ihrer Wahl: Text, Bild und unterhaltsame Videos finden Sie jede Woche auf handelszeitung.ch/upbeat oder in den sozialen Netzwerken. Den Podcast mit vielen Tipps für Menschen, die selber in der Startup-Welt durchstarten möchten, finden Sie auf Apple Podcasts und Spotify – und überall da, wo Podcasts zu Hause sind.

Der Markt

Nachhaltiger Convenience-Food liegt absolut im Trend. Auch andere Schweizer Startups haben sich dem Thema verschieben: Luya aus Bern stellt etwa Fleischersatz aus Okara her, einem Nebenprodukt der Sojamilch- und Tofuproduktion.

Wood & Field aus Rapperswil-Jona kreiert fruchtige Shakes aus Molke, einem schweizweit jährlich rund 1 Million Tonnen schweren Nebenstrom der Käseproduktion. 

«Hängry Foods will einen Schritt weitergehen und alle potenziellen Lebensmittel, die gerade anfallen, vor dem Abfall, der Biogasanlage oder dem Tierfuttersilo retten», sagt Sophia Graupner.

Das Ziel der beiden: Eine Art Kreislaufwirtschaft mit B2B-Partnern bilden. «Wir holen die unverkauften Produkte ab, verarbeiten sie zu leckeren Fertiggerichten und bringen sie demselben Händler wieder, damit er sie neu verkaufen kann», sagt Ximena Franco.

«Durch Verarbeitungsprozesse wie Kochen, Einfrieren oder Fermentieren verlängern wir die Haltbarkeit der Grundprodukte.» Erste Partner-Händler in Zürich haben die beiden bereits, ebenso wie eine Produktionsküche, die sie tageweise mieten. Fünf Helfer unterstützen sie zurzeit noch ehrenamtlich. 

Das Kapital

Für ihre Business-Idee haben die Gründerinnen bereits zwei ZHAW-Startup-Zuschüsse im Gesamtwert von 13’000 Franken gewonnen.

Die Suche nach Seed-Investoren läuft aktuell auf Hochtouren. Mit einem Podcast auf den gängigen Portalen («Foodtäch insights») und zwei Popup-Events im September in Zürich wollen die beiden ihr Konzept bekannt machen. 

Die Chance

Der Bundesrat will, im Einklang mit der Agenda 2030 der Vereinten Nationen, vermeidbare Lebensmittelverluste bis 2030 im Vergleich zu 2017 halbieren, um den gesamtschweizerischen Fussabdruck zu senken.

Startup-Ideen wie die von Hängry Foods können dazu beitragen, dieses Ziel zu erreichen. «Wir müssen jetzt unsere Produktionsschritte optimieren, um Planbarkeit trotz wechselnden Rohstoffen sicherzustellen, und die Logistik organisieren, um möglichst rasch den Markteintritt zu schaffen», sagt Sophia Graupner.

Ihr Ziel: Die gesamte Schweiz mit nachhaltigen Fertigmenus glücklich machen.

Stefan Mair
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