St.Gallen-Mörschwil, ein Industriebau an der Autobahn A1. Toni Steinmann öffnet das Fenster, flutet den Raum mit Luft und Lärm, schliesst das Fenster wieder und sagt: «Die ursprüngliche Funktion eines Fensters war es, ein Loch zu schliessen.» Dass die gerahmte Glasscheibe in modernen Zeiten weit mehr Funktionen besitzt als diejenige eines baulichen Lückenbüssers, hat der Chef des Ostschweizer Fensterproduzenten Dörig mit seiner kurzen Demonstration ohrenfällig belegt. «Fenster dienen als Lichtquelle und Belüftungsmöglichkeit, sie schützen uns vor Wind und Wetter, vor Kälte, Hitze, Krach und ungebetenen Gästen.»

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Den vielfältigen Anforderungen entsprechend präsentiert sich auch das Sortiment, das vor den Toren St.Gallens in einer ehemaligen Saurer-Halle in Steinach am Bodensee produziert wird. Rund 10000 verschiedene Fensterkombinationen sind erhältlich, allesamt individuell abgestimmt auf die jeweilige Bestimmung und nach Mass gefertigt. Das «Fenster ab Stange» gibt es bei Dörig nicht. «Das würde auch kaum Sinn machen, schliesslich unterscheidet sich praktisch jede Fensterluke von der anderen», so Steinmann. Das treffe vor allem auch auf ältere Bauten zu.

Rund 140000 Fenster werden jährlich fabriziert

Die Befensterung von Renovationsobjekten ist das wichtigste Standbein von Dörig und macht weit mehr als die Hälfte des Umsatzes von insgesamt 70 Mio Fr. aus. Damit, und mit 300 Mitarbeitern, gehört der Betrieb zu den Grossen der Branche; allerdings mit einigem Abstand zum Primus Ego Kiefer. Die Kundschaft setzt sich vor allem aus privaten Haus- und Wohnungsbesitzern sowie Generalunternehmen, Architekten und Liegenschaftsverwaltungen zusammen.

Das übliche Auftragsvolumen bewegt sich zwischen 1000 und einigen 100000 Fr. Jährlich verlassen rund 140000 Einheiten die Fabrikationshallen. Dies in Zeiten, in denen die Preise auf dem Markt fallen. Schuld daran sind Überkapazitäten, die schleppende Konjunktur im Baugewerbe und ausländische Anbieter mit Günstigangeboten. «Wollen wir im Wettbewerb bestehen, müssen wir ständig Marktanteile dazugewinnen», erklärt der Dörig-Chef.

Hauptprodukt des St.Galler Unternehmens sind Kunststofffenster beziehungsweise -rahmen. «Dörig hat den PVC im Fensterbau schweizweit salonfähig gemacht», betont Toni Steinmann. Mit Dörig meint der heutige Firmenchef Roland Dörig, den 1997 bei einem Flugzeugabsturz tödlich verunglückten Patron. Dieser hatte sich 1981 vom elterlichen Betrieb losgesagt und sein eigenes Unternehmen gegründet. Seither, dies sei am Rande bemerkt, gibt es in der helvetischen Fensterbauerbranche den «grünen», nach wie vor in Appenzell beheimateten, sowie den «blauen» Dörig, eben jenen im Sanktgallischen.

PVC-Rahmen ohne lästige Begleiterscheinungen

Wobei sich die farbenfrohe Bezeichnung weder auf eine politische Gesinnung noch eine Folgeerscheinung innerbetrieblicher Gelage bezieht, sondern lediglich Bezug nimmt auf das jeweilige Firmenlogo. RolandDörig setzte im Fensterbau von Anfang an auf Kunststoffrahmen. Deren Vorteil: Ein auf das Minimum reduzierter Unterhalt, Pflegefreundlichkeit, technische Möglichkeiten bei der Produktion sowie eine hohe Lebensdauer. Standen die PVC-Rahmen früher im Ruf, aufgrund der ihnen innewohnenden Weichmacher schnell einmal gelb anzulaufen oder zu wenig formbeständig zu sein, so seien diese unerfreulichen Nebenerscheinungen heutzutage kein Thema mehr, beteuert Toni Steinmann.

Ein firmeneigenes Entwicklungslabor ist permanent daran, das Objekt Fenster und die dazu gehörenden Komponenten wie Zargen und Läden den sich stetig steigenden Anforderungen anzupassen. Sei es mit Blick auf das Design und die verwendeten Werkstoffe, sei es in Belangen der Sicherheit oder der Isolation. Weitere Zertifikate wie etwa das Deutsche RAL-Gütezeichen bürgen für einen gleichbleibend hohen Qualitätsstandard bei der Herstellung und Montage der Fenster. Besonders stolz ist man bei Dörig auf den Umstand, die Beschläge so in die Rahmen und Flügel einzufügen, dass diese vollständig unsichtbar sind. Während die Rahmen und Flügel in Mörschwil hergestellt werden, wird im knapp 10 km entfernten Steinach das Glas eingepasst. Sonderanfertigungen sind an der Tagesordnung, quasi jeder Neubau wartet heute mit irgendeiner Besonderheit auf, die auch die Fensterbauer vor immer neue Herausforderungen stellt. Die dezentrale Lösung mit zwei Fertigungsstätten ist weniger gewollt, sondern gehorcht schlicht dem Diktat der gegebenen Verhältnisse: Als am Hauptsitz der Platz zu eng wurde, musste man ausweichen, da ein Ausbau vor Ort nicht möglich war, wie Steinmann erzählt.

Modernste Fabrikstrasse Europas

Hochtechnologisiert geht es in der weitläufigen Produktionshalle zu und her. Mehrere Mio Fr. hat das Unternehmen, das seit 1998 zur Swisspor-Gruppe von Bernhard und Georges Alpstäg gehört, vor einem Jahr in eine neue Fabrikationsstrasse investiert, die zu den modernsten in ganz Europa gehört. «Wir wollen auf unserem Gebiet schon so etwas wie Trendsetter sein», betont Toni Steinmann und verweist zudem auf das «House of visions» vor dem Haupteingang. Der elegante Kubus mit den nahtlosen Übergängen von Fassade zu Scheibe legt Zeugnis davon ab, was heute möglich ist im Zusammenspiel von Architektur und Fensterbau. Die Zeiten, als ein Fenster lediglich dazu gemacht war, eine Lücke in der Wand zu schliessen, sind längst vorbei.

Firmen-Profil

Name: Dörig Fenster Service AG

Gründung: 1981 durch Roland Dörig

Geschäftsführer>: Toni Steinmann

Umsatz: 70 Mio Fr.

Beschäftigte: 300

Produkte: Fenster und Rahmen aus Kunststoff, Holz und Metall, Türen, Läden, Zargen

Internet: www.dfs.ch