Die UBS steckt mitten in der Integration der Credit Suisse, doch schon jetzt macht sich der Verwaltungsrat Gedanken, wer ab 2027 auf Sergio Ermotti folgen kann. Laut einem Bericht der «Financial Times» (FT) schliesst die Grossbank nun definitiv aus, dass der oder die neue UBS-Chefin von aussen kommt. Ermotti selbst hatte sich mehrmals öffentlich für eine interne Lösung starkgemacht und auch UBS-Präsident Colm Kelleher hatte erklärt, dass er einen internen Nachfolger oder Nachfolgerin bevorzugt. Drei Kandidatinnen oder Kandidaten sollen in die Endwahl kommen, diese sollen aus der Geschäftsleitung stammen, so der Bericht. 

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Laut der FT sollen die drei möglichen CEO-Kandidaten bereits zum Zeitpunkt der nächsten Generalversammlung im kommenden Frühjahr bestimmt werden. Wenn das stimmt, ist stark zu vermuten, dass die drei Namen früher oder später an die Öffentlichkeit drängen. Die Folge wäre dann eine Art öffentliches Rennen um den CEO-Job bei der grössten Schweizer Bank. Das Vorgehen birgt daher die Gefahr, dass es hinter den Kulissen zu einer Schlammschlacht kommt, für die Medien ist das Vorgehen daher ein gefundenes Fressen.

Das finale Ticket ist noch offen

UBS-Präsident Colm Kelleher ist der starke Mann in diesem Prozess. Er hatte in einem Interview mit der «NZZ am Sonntag» erklärt, er wünsche sich, dass der nächste CEO ein breites Wissen mitbringt und nicht nur in einer Sparte gearbeitet hat. Dazu passt die Information der FT, der Verwaltungsrat habe offenbar erwogen, die Verantwortlichkeiten in der Geschäftsleitung durchzutauschen. Angesichts der laufenden Integration würde das indes grosse Unruhe bringen.

Wichtig: Das finale Dreier-Ticket steht dem Vernehmen nach noch nicht fest. Auch die FT nennt die üblichen Verdächtigen: Iqbal Khan, Leiter des globalen Vermögensverwaltungsgeschäfts, dürfte mit ziemlicher Sicherheit in die engere Wahl kommen, leitet er doch das Kerngeschäft.

Wer sich Chancen ausrechnen kann 

Khan hat allerdings eine doppelte Herausforderung: Zum einen muss er das CS-Wealth-Management integrieren und möglichst viele Gelder, die in der Krise die Flucht ergriffen haben, zurückholen. Hinzu kommt ein altes Problem der UBS: Das Wealth Management in den USA ist zwar riesig, doch es wirft viel zu wenig Gewinn ab. Daher gab es schon Spekulationen, dass die UBS das Wealth Management teilen könnte, sodass das US-Geschäft wieder – wie früher – eine eigene Leitung bekommt. Als Kandidat für die Leitung des US-Geschäfts wird Investmentbank-Chef Rob Karofsky genannt.

Laut FT zählt daher auch der US-Amerikaner zu jenen, die auf das Dreier-Ticket kommen könnten. Karofsky führt die Investmentbank geräuschlos und effizient, bei der CS-Integration behielt er sogar mehr Banker als ursprünglich geplant. Denn gerade im US-Geschäft hatte die CS gute Leute. Allerdings würde Karofskys Wahl in der Schweiz für Unbehagen sorgen: Denn wenn er CEO würde, stünden zwei US-Amerikaner an der Spitze der grössten Schweizer Bank. 

Wie schon die «Handelszeitung» nennt auch die FT die Spanierin Bea Martin als mögliche Kandidatin. Sie ist für die Abwicklung der internen Bad Bank verantwortlich, dank Wertaufholungen und Verkaufsgewinnen konnte ihre Sparte im ersten Quartal das grösste Gewinnplus ausweisen. Martin hat lange Investmentbank-Erfahrung und arbeitete in dieser Funktion lange mit dem früheren UBS-Investmentbank-Chef Andrea Orcel zusammen, der nun Chef der italienischen Unicredit ist. Martin wird als knallharte Managerin beschrieben.

Sabine Keller-Busse leitet seit Jahren erfolgreich das Schweiz-Geschäft und qualifiziert sich dank dem für die engere Wahl. Ihr grösstes Manko ist indes ihr Alter: Im Jahr 2027 ist sie 62 Jahre alt. Allerdings zeigt das Beispiel von Mario Greco bei der Zurich-Versicherung, dass das Alter kein Hindernis darstellt, einen Finanzriesen erfolgreich zu führen. 

Die UBS wollte zu dem Thema keinen Kommentar abgeben. 

Holger Alich
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