Der Druck auf die Grossbank Credit Suisse bleibt hoch. Zwar nehmen in der Medienberichterstattung inzwischen wieder besonnenere Stimmen überhand, nachdem sich am Wochenende die Gerüchte rund um den finanziellen Zustand der zweitgrössten Schweizer Bank noch regelrecht überschlagen hatten. Die CS-Führung muss aber offenbar die von den Berichten aufgeschreckten Kunden beruhigen.

«Wir sind mit unseren Kunden in Kontakt und nutzen dabei verschiedene Materialen und Kommunikationsmittel», sagte ein CS-Sprecher am Mittwoch auf AWP-Anfrage dazu lediglich. Das Portal «Inside Paradeplatz» berichtete am Mittwoch über «Beruhigungs-Mails» und über lange Präsentationen, mit denen die CS wichtige Kunden zu überzeugen versuche.

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Die Credit Suisse habe die letzten Tage damit verbracht, bei ihren Kunden und Investoren gegen die überbordenden Gerüchte zu kämpfen, schrieb auch die «Financial Times». Die britische Wirtschaftszeitung zitiert dabei einen Banker, der das ganze Wochenende über mit Kunden und Gegenparteien telefoniert habe, um diese von der finanziellen Gesundheit der Grossbank zu überzeugen.

Die Credit Suisse kann nun nicht schweigen

Offene Kommunikation ist nötig, sonst läuft der Bank so viel Kundschaft davon, dass es gefährlich werden könnte, schreibt Redaktor Harry Büsser in seinem Kommentar.

In den vergangenen Wochen hatte die CS-Führung auch mehrfach die Mitarbeitenden in Memos zu beruhigen versucht.

Abgänge in Asien

Genau beobachtet werden entsprechend derzeit auch Abgänge im Personal der Grossbank. Diesbezüglich trafen zuletzt mehrere Meldungen aus Asien ein: So verliert die Credit Suisse in Singapur die stellvertretende Leiterin des «Wealth Management» für Asien, Young Jin Yee. Sie werde eine Position ausserhalb der CS annehmen, bestätigte ein Banksprecher den Inhalt eines entsprechenden Memos.

Nicht kommentieren wollte der CS-Sprecher einen «Bloomberg»-Bericht: Danach soll verlässt auch ein Team von fünf Vermögensverwaltern in Hongkong die Bank.

Restrukturierung wird dringlich

Weitere Markanalysten bekräftigten am Mittwoch hingegen ihre Einschätzung, wonach es wohl keine ummittelbare Gründe für Sorgen wegen der Kapitalisierung oder der Liquidität der Credit Suisse gebe. Die relevante Liquiditätskennzahl der Schweizer Grossbank etwa liege fast doppelt so hoch als von den Regulierungsbehörden verlangt, heisst es in einer aktuellen Studie der britischen HSBC.

Der taumelnde Aktienkurs mache allerdings die anstehende Restrukturierung nur noch dringlicher, mahnen die britischen Experten gleichzeitig. «Die CS muss die Märkte überzeugen, dass sie in einer vernünftigen Zeitspanne zurück zur Profitabilität findet – und dabei auch noch innerhalb ihrer Kapitalziele bleiben kann.»

Kapitalmassnahmen erwartet

Weiterhin erwarten viele Marktbeobachter, dass die Bank nicht um Kapitalmassnahmen herumkommen wird – nicht zuletzt weil im schwachen Marktumfeld auch im dritten Quartal erneut rote Zahlen drohen. Angesichts der Verwässerung der Aktien durch eine Kapitalerhöhung oder auch Verkäufe von Firmenteilen nehmen die HSBC-Experten ihr Kursziel auf noch 4,90 Franken von bisher 6,20 Franken zurück.

Ein noch tieferes Kursziel haben derzeit die Aktienanalysten von CFRA mit einem Kursziel von gerade mal 3,50 Franken. Dem Aktienkurs würde ein «überzeugender Restrukturierungsplan» sicher helfen, schreiben sie. Aber die Experten zeigen sich diesbezüglich skeptisch: Die Credit Suisse habe mit ihren vergangenen Restrukturierungen nie überzeugen können. Die Schweizer Grossbank will Ende Oktober über ihre Pläne informieren.

Der Aktienkurs gab am Mittwoch derweil in einem insgesamt schwachen Marktumfeld wieder etwas nach, nachdem er am Vortag noch eine starke Erholung gezeigt hatte. Mit einem Minus von 2,2 Prozent auf 4,20 Franken notierte die Aktie am Nachmittag allerdings weiterhin deutlich über dem am Montag erreichten Allzeittief von 3,52 Franken.

(AWP/mth)