Die Discounter kommen näher. Die beiden grössten Marktteilnehmer aus Deutschland, Aldi und Lidl, haben ihren Eintritt in den Schweizer Markt angekündigt. Andere wie Edeka formieren sich in neuem Bündnis vor den Landesgrenzen.
Mit der Übernahme der Supermarkt- und Discountketten Spar (2,3 Mrd Euro Umsatz) und Netto-Süd (3 Mrd Euro) vor einigen Tagen hat sich Edeka mit insgesamt knapp 32 Mrd Euro Umsatz in Deutschland nicht nur zum mächtigsten Lebensmitteleinzelhändler aufgeschwungen, sondern präsentiert sich im Süden des Landes auch als stärkster Discounter.
Während der erste Aldi-Ableger im Spätsommer 2005 in einem Neubau vor den Toren Zürichs unter einem Dach mit einer ebenfalls neuen Filiale von Manors Sporttochter Athleticum eröffnet werden soll, prüft Billiganbieter Lidl noch Standorte.
Bodenseeregion wichtig
Edeka und Neuerwerb Netto sondieren derweil die Märkte. «Zum jetzigen Zeitpunkt ist eine operative Expansion ins Ausland nicht vorgesehen», erklärt zwar Edeka-Sprecherin Marliese Kalthoff, doch steht der hungrige Lebensmittelriese offenbar Gewehr bei Fuss. Die Bodenseeregion bilde einen wichtigen Schwerpunkt, meint ein Einkaufsmanager von Netto-Süd. Der gesamte Südwesten Deutschlands verfüge über grosses Potenzial. Dazu trägt auch bei, dass der Einkaufstourismus aus der Schweiz immer mehr zunimmt. Die Klagen über die Hochpreisinsel Schweiz und deren Marktabschottung vom Rest der EU-Nachbarn nehmen gerade in der Schweiz zu.
Edeka ist ein Verbund von selbstständigen Einzelhändlern und Warenhäusern (insgesamt 9000 Filialen) mit Konzernsitz in Hamburg. Das in den letzten Jahren lukrativer gewordene Discounter-Geschäft soll mit der Übernahme von Netto-Süd (1050 Filialen) und einer 25-%-Beteiligung an Netto-Nord (233 Filialen) gestärkt werden. Mit der Übernahme von 2000 deutschen Spar-Märkten aus dem Verbund des bisherigen Eigentümers, der französischen Grosshandelsgruppe ITM Intermarché, will Edeka sein «Kerngeschäft, den inhabergeführten Supermarkt», forcieren.
Drei Giganten gemeinsam: Preisdiktat im Einkauf?
Edeka-Chef Alfons Frenk betonte kurz nach der Übernahme, dass der Preiskampf nun noch einmal angeheizt werde. Dabei dürfte eine entscheidende Rolle spielen, dass sich gleichzeitig letzte Woche Edeka, Intermarché (Umsatz 38 Mrd Euro) und der drittgrösste spanische Lebensmittelhändler Eroski (5,6 Mrd Euro) zu einem gemeinsamen europäischen Einkauf entschlossen haben. Dieser repräsentiert immerhin gut 75 Mrd Euro und könnte nach Branchenmeinung zu einem Preisdiktat im Einkauf führen.
«Wir warten erst mal ab»
Davon sollten zunächst auch österreichische Konsumenten profitieren können. Dort ist das gelb-blaue «E», das für den Lebensmittelriesen Edeka steht, bekanntlich mit über 900 Filialen aus dem ADEG-Verbund vertreten (Umsatz 1,62 Mrd Euro).
Über attraktive Preise freut sich aber auch zusehends der Schweizer Haushalt. Das weiss Edeka und beobachtet: «Wir warten erstmal ab, wie sich das Marktgefüge in der Schweiz entwickelt, etwa was Rewe und Bon appétit machen. Auch wollen wir natürlich sehen, wie sich Aldi und Lidl schlagen», meint Edeka-Sprecherin Kalthoff.
Nicolas Kellner, München