Die Stimmung ist trüb: Dieses Jahr wird die Wirtschaft um mindestens 2,5 Prozent schrumpfen, für das nächste Jahr gehen die Konjunkturforscher von KOF oder Economiesuisse von einem Minus von 0,6 bis 0,8 Prozent aus. Die Zahl der Arbeitslosen wird scharf anziehen, denn im Herbst werden viele Industriebetriebe nicht mehr um schmerzhafte Entlassungen herumkommen, sodass Anfang 2010 eine Quote von 5,5 Prozent realistisch scheint. Das heisst: 200  000 Menschen suchen in der Schweiz Arbeit.

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Wer jedoch den Blick aus der Schweiz heraus wendet, stellt schnell fest: Die Lage ist besser als die Stimmung. Andere Länder trifft der Abschwung deutlich heftiger, einstige Musterländer wie Irland, Schweden oder die baltischen Staaten sind dramatisch eingebrochen. Früher flogen die Schweizer Banker für den Adrenalin-Kick nach London. Heute warten dort nur Depressionen.

Gerade in Sturmzeiten zeigen sich die Vorteile des Schweizer Modells. Aus dem Kampf zwischen dem angelsächsischen und dem kontinentaleuropäischen Wirtschaftsmodell hat die Schweiz die richtigen Lehren gezogen, wie die Analyse in unserem Schweiz-Extra belegt: Sie hat das Beste aus der einen Welt – hohe Flexibilität des Arbeitsmarkts, grosse Zuwanderung qualifizierter Ausländer, tiefe Staatsquote – gekonnt gemischt mit dem Besten aus der anderen – hohe Sparquote, effiziente Arbeitslosenversicherung, starker Export.

Da kann es sich ihre Notenbank sogar leisten, eine zweite Welle der Regulierung anzustossen, nachdem die Schweizer Grossbanken als einzige Banken der Welt schon im Dezember eine Verschärfung der Eigenmittelvorschriften hinzunehmen hatten. Pessimisten mögen darin einen Beleg sehen, dass die Banken noch nicht über den Berg sind. Zutreffender scheint die Interpretation: Während es rundherum noch brennt, hat die Schweiz schon die Zeit, sich um den Wiederaufbau zu kümmern.

Dirk Schütz
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