Ingvar Kamprad, einer der scheusten Wirtschaftsführer der Welt, ist kein Mann des Pompes, er macht auch bei eher privaten Mitteilungen gerne auf Understatement: Er bereue es, schreibt der Ikea-Gründer, die «netten Anfragen» aus der BILANZ-Redaktion während vieler Jahre nicht richtig behandelt zu haben. Man möge ihm bitte die «Nonchalance verzeihen».

Autor Pellinghausen, muss man wissen, bewertet seit langer Zeit für die Gold-BILANZ das Vermögen von Ingvar Kamprad. Während Jahren versuchte er, Kamprad zu einem Interview zu bewegen – und biss stets auf Granit. Erst im letzten Jahr ist es gelungen: Es war das erste Interview des Ikea-Gründers in einem Schweizer Presseerzeugnis überhaupt.

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Die Dankeskarte von Kamprad zeigt exemplarisch, wie sehr sich das Image der BILANZ-Reichstenliste verändert hat. Was früher gerne als neidisches Machwerk sensationslüsterner Journalisten gebrandmarkt wurde, wird heute als verlässlicher und fairer Kompass durch den Schweizer Reichtum wahrgenommen – ohne ideologische Verbrämung welcher Couleur auch immer.

Noch vor vielen Jahren hatten sich einflussreiche Unternehmer zusammengerauft, Kassensturz gemacht und entschieden, der BILANZ-Liste einen Riegel vorzuschieben. Nicht mit wüsten Drohungen, sondern mit durchaus kapitalistischem Anreiz: Man möge doch bitte ausrechnen, liess der wohlbetuchte Club diskret ausrichten, wie viel Einnahmen der BILANZ verlustig gingen, wenn sie auf die Publikation der Liste verzichtete. Diesen Beitrag würde man selbstverständlich ersetzen, auch in den kommenden Jahren wohlverstanden.

Es gab aber auch gegenteilige Avancen von allerlei Parvenus und Möchtegern-Millionären, die alles daransetzten, in die Liste zu kommen. Vor allem dann, wenn sie punkto pekuniärer Solvenz in argen Beweisnotstand geraten waren.

Solcher Schabernack wird natürlich abgewehrt. Garanten für die Seriosität der Gold-BILANZ sind die Journalisten Stefan Lüscher und Walter Pellinghausen, die das aufwendigste BILANZ-Projekt des Jahres federführend betreuen. Als Rechercheure und Autoren sind 27 weitere Journalisten involviert: insgesamt die Arbeit von eineinviertel Mannjahren. Zu den Standards der Fairness gehört es, dass jede Person, die auf der Liste aufscheint, kontaktiert wird, sofern dies möglich ist.

In der diesjährigen Gold-BILANZ – mit Hermes auf dem Titelblatt, dem griechischen Gott der Händler und Kaufleute, mithin so etwas wie der Schutzpatron der Reichen – tauchen 19 neue Namen auf, darunter Heinz Spross, Marcel Ospel, Konrad Hummler, Sergio Marchionne, Daniel Vasella und Nana Mouskouri.

Die 300 Reichsten besitzen heute übrigens zusammen 529 Milliarden Franken. Das sind 74 Milliarden oder 16 Prozent mehr als im Vorjahr.

Eine Meldung in eigener Sache: Die BILANZ bekommt mit Dirk Schütz per 1. Januar 2008 einen neuen Chefredaktor. Schütz war in den neunziger Jahren stellvertretender Chefredaktor bei der BILANZ und danach bei der «WirtschaftsWoche». Von 2002 bis Juli 2007 war er Chefredaktor der Wochenzeitung «Cash». Die Redaktion heisst ihn herzlich willkommen.

Pierre-André Schmitt, stv. Chefredaktor BILANZ