Der Name ist Programm: Steve Economides. So heisst der Amerikaner mit griechischen Wurzeln – die Übersetzung seines Namens lautet: Sohn des Wirtschafters –, der zusammen mit seiner Frau Annette den Bestseller des Krisenzeitalters geschrieben hat. «America’s Cheapest Family» lautet der Titel des Erfolgsbuchs, mit dem der 51-Jährige in den USA zum nationalen Vorbild und Helden der Talkshows aufgestiegen ist. Die Botschaft lautet: Sparen ist nicht nur nötig, sondern cool.

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Der Aufstieg ist umso bemerkenswerter, als in den USA der Konsumexzess in den Boomjahren zum Lebensgefühl hochstilisiert wurde. «In dem Land, in dem in den vergangenen Jahren der Überfluss regierte, wo das Hobby Nummer eins Shopping war und jeder im Schnitt unbeschwert 10  000 Dollar Kreditkartenschulden anhäufte, zieht nun zwangsläufig eine neue Bescheidenheit ein», betont Economides im BILANZ-Interview.

Das Umdenken hat längst auch die Schweiz erfasst. Die treibstoffsüchtigen Geländewagen sind in den letzten Monaten genauso im Absatz eingebrochen wie überteuerte Weine oder überdimensional teure Uhren. Zwei Drittel der Konsumenten, so eine Studie der Boston Consulting Group, wollen in den nächsten Monaten ihre Ausgaben reduzieren. Das liegt gewiss an der wirtschaftlichen Unsicherheit, aber eben nicht nur. Heute ist es angesagter, den Ferrari in der Garage stehen zu lassen und mit dem Fiat Cinquecento vorzufahren.

Aus konjunktureller Sicht verstärkt diese Lust auf Verzicht den schwierigen Anpassungsprozess, welcher der Weltwirtschaft in den nächsten Jahren bevorsteht und das spezielle Problem dieser sehr hartnäckigen Rezession darstellt. Die Amerikaner befeuerten mit ihrem Leben auf Pump die Volkswirtschaften von Exportnationen wie China, Japan, Deutschland und auch der Schweiz. Wenn sie die nächsten Jahre sparen statt konsumieren, ist der grösste Treiber der globalen Nachfrage aus den Boomjahren nicht mehr vorhanden, und Ersatz ist nicht in Sicht. Für die Gesundung der Weltwirtschaft ist dieser Weg zwar unumgänglich. Doch er wird schmerzhaft sein.

Dirk Schütz
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