Das Abenteuer Radicant der Basellandschaftlichen Kantonalbank (BLKB) verlief schon seit längerem chaotisch und intransparent – und genau so endet es jetzt. Diese Woche gab die Staatsbank aus dem Baselbiet bekannt, ihre Zürcher Digital-Tochter zu liquideren, was nicht nur weitere 60 Millionen Franken, sondern auch rund hundert Angestellte den Job kosten wird.

Doch die Kommunikation der Bankführung war dermassen fahrig, dass die an der Medienkonferenz teilnehmenden Journalisten im Anschluss noch einmal mit einem schriftlichen Nachtrag versorgt werden mussten. Bankratspräsident Thomas Bauer – ehemals Finma-Präsident – war es nicht gelungen, die technischen Fragen überzeugend zu beantworten. Und so bleibt auch unklar, wie es denn sein kann, dass die Liquidierung einer vermeintlich unabhängigen und mit viel Eigenkapital ausgestatteten Tochter Kosten verursacht, die ihren Restbuchwert massiv überschreiten. Eine börsenkotierte Gesellschaft kann nicht so kommunizieren.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Das Ende von Radicant hinterlässt in vielerlei Hinsicht einen schalen Beigeschmack. Es scheint, dass die Bank aus politischem Kalkül das Thema möglichst schnell aus der Welt schaffen will, um einer parlamentarischen Untersuchung durch eine PUK sowie einer unangenehmen Initiative den Wind aus den Segeln zu nehmen. Dem künftigen Bankchef, der immer noch gefunden werden muss, soll so der Weg freigeschaufelt werden.

So entsteht der Eindruck, dass das schnelle Ende von Radicant nicht die beste Lösung ist. Laut der BLKB habe es mehr als zwanzig ernsthafte Kaufinteressenten für die Tochter gegeben. Zu einem Abschluss sei es bloss deshalb nicht gekommen, weil dieser zu lange gedauert hätte. Das wirkt wie eine faule Ausrede. Da füttert eine Kantonalbank erst jahrelang ein Prestigeprojekt durch und spricht von Break-even-Momenten, die viele Jahre in der Zukunft liegen. Aber wenn es darum geht, ein paar Stellen zu retten, reicht der Schnauf nicht mehr? Das geht nicht auf. Zumal auch eine Liquidation Kosten mit sich bringt und sicher nicht bis zum «Santiklaus» abgeschlossen sein wird.

Oder spielte vielleicht beim Blitz-Exit das Kalkül mit, dass man sich damit neue Konkurrenz vom Halse halten will? Offenbar stammten die Interessenten teilweise aus dem Ausland. Die britische Digitalbank Revolut bestätigte der Handelszeitung noch vor kurzem, eine Schweizer Banklizenz prüfen zu wollen. Auch sie dürfte sich Radicant angeschaut haben.

Unter dem Strich bleibt das Fazit, dass politisch gesteuerte Banken mit wenig Know-how im Bankrat offenbar schlechte strategische Investoren sind. Die Art, wie die BLKB das Start-up Radicant gegründet, geführt, verheizt und nun wieder liquidiert hat, dürfte noch so manchen BWL-Studierenden als Fallstudie dienen. Gut kommt da fast niemand weg.