Ein volles Reagenzglas kann lebenslanges Glück bedeuten. Seit einigen Monaten brauchen Singles, die im Internet nach einer neuen Partnerin oder einem neuen Partner suchen, sich nicht mehr ausschliesslich auf Profilfotos und Selbstbeschreibungen der Flirtwilligen zu verlassen. Das Berner Start-up Basisnote hat mit seinem Chemistry Check nämlich einen Geruchstest entwickelt, der Singles verrät, ob die Chemie zwischen ihnen auch im realen Leben stimmt - jedenfalls biologisch.

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Der Chemistry Check basiert auf fundierten wissenschaftlichen Daten. «Es ist erwiesen, dass wir bei der Partnerwahl instinktiv Menschen bevorzugen, deren Immunsystem sich von unserem möglichst stark unterscheidet», sagt August Hämmerli, der Erfinder des Schnelltests. Die fürs Immunsystem wichtige Haupthistokompatibilitätskomplex - oder einfach MHC-Moleküle - würden den körpereigenen Geruch prägen, erklärt der Biologe. «Je unterschiedlicher die MHC-Moleküle sind, desto anziehender finden sich zwei Menschen.»

Im Labor lassen sich MHC-Moleküle schon lange untersuchen und vergleichen. Nach zweijähriger intensiver Forschung und Entwicklung ist es Basisnote gelungen, das Labor, ähnlich wie bei einem Schwangerschaftstest, in eine Schachtel zu verpacken und den Singles nach Hause zu schicken. «Die Einfachheit der Anwendung stand für uns im Mittelpunkt», sagt Dominic Senn, der CEO des KMU.

Das Mini-Labor besteht aus einem Döschen, in dem ein Tropfen Speichel mit einer speziellen Lösung verdünnt wird. Mithilfe eines Indikators wird dann innerhalb von 20 Minuten das persönliche Geruchsprofil ermittelt. Mitglieder der Singlebörse Swissfriends können den Geruchstest heute für 66 Fr. erwerben. Unmittelbar nach dem Hochladen des Testresultats wird das persönliche Datingprofil um die Geruchskomponente ergänzt und anhand eines Reagenzglases visualisiert. Je voller das Reagenzglas ist, desto besser passen zwei Singles biologisch zueinander. «Online-Dating ohne Offline-Enttäuschung», wirbt Swissfriends für das neue Verfahren. Seit der Markteinführung vor fünf Monaten haben bereits mehr als 1000 Personen den Test gemacht.

Die Idee für die Firma entstand im Sommer 2007. Damals teilte der Politikwissenschafter Senn mit dem Biologen Hämmerli und dem Physiker Manuel Kaegi ein Büro. «Jetzt muss etwas laufen», entschieden die drei Akademiker, die, wie es der Zufall wollte, allesamt auf der Suche nach einem neuen herausfordernden Projekt waren. Warum nicht die Selbstständigkeit? Die Produktidee lieferte Hämmerli, Kaegi kümmerte sich ums Operative, während Senn die Geschäftsleitung übernahm. Schon im Herbst 2007 wurde Basisnote gegründet.

Vor dem Sprung ins Ausland

«Als technologisches Start-up konnten wir auf finanzielle Unterstützung der Förderagentur für Innovation KTI zählen», führt Senn aus. Weiteres Geld bekamen die Jungunternehmer in mehreren Finanzierungsrunden von Banken, Stiftungen, Privatinvestoren und der Berner Wirtschaftsförderung. Die ETH Zürich und die Universität Lausanne stellten Laboratorien sowie Forschungsgeräte.

Der Geruchstest kommt bald auch im Ausland auf den Markt: Senn steht zurzeit in Verhandlungen mit mehreren international tätigen Partnervermittlungsportalen. «Der Chemistry Check soll in den nächsten Jahren im Online-Dating zum Standard werden.» Heute setzt die Branche weltweit rund 2 Mrd Fr. um, Tendenz rasch steigend. In den nächsten Jahren will sich Basisnote davon eine Scheibe von 5 Mio Fr. abschneiden. Schon 2010 will das ehrgeizige Jungunternehmen erstmals schwarze Zahlen schreiben.

Konkurrenz ist im Moment noch keine in Sicht. «Das kann sich aber trotz Patentschutz schnell ändern», weiss Senn. Basisnote arbeitet daran, sich als unverkennbare Marke und zuverlässiger Partner zu etablieren. Weiterentwicklungen und Skaleneffekte sollen den Geruchstest für Endkunden günstiger machen. Zudem lässt sich die Technologie auf weitere Geschäftsfelder ausdehnen.

Neue Anwendungen im Visier

Mittlerweile ist Hämmerli zurück im Labor: «Was für Menschen gilt, gilt auch für Parfums.» Manche könne man riechen, andere überhaupt nicht. Auch das hänge von der Beschaffenheit des Immunsystems und damit den MHC-Molekülen ab, ergänzt er. Gelingen die Experimente, könnte es für eine Person möglich werden, zu erfahren, ob der Nelkenduft zu ihr passt oder ob sie nicht doch besser ein Parfum auf Lavendelbasis auftragen sollte - und das ohne jemals am Duftstoff gerochen zu haben.

Die Anwendungsmöglichkeiten sind vielfältig. Zum einen könnte die Erfindung dem Parfumverkauf übers Internet neuen Schub geben. Aber auch Parfumgeschäfte haben bereits Interesse bekundet: Ein Test würde die Beratung deutlich vereinfachen und gleichzeitig effektiver machen. Und auch die Trefferquote bei verschenkten Düften könnte mithilfe des Tests steigen. Forschungsmittel für die neuen Anwendungen in der Höhe von 1 Mio Fr. hat Basisnote dank der Förderagentur für Innovation KTI jedenfalls beisammen.