Ein Schweizer steht für Huaweis Cyber-Sicherheit

Eine Tür nach der anderen schliesst sich für den chinesischen Mobilfunkausrüster Huawei. Immer mehr westliche Staaten stufen Huawei als Sicherheitsrisiko ein und schliessen den Konzern vom Marktzugang beim Ausbau des Mobilfunkstandards 5G aus. Spionage und eine angeblich sicherheitsgefährdende Abhängigkeit von China bei kritischen Netzwerk- und Mobilfunkinfrastrukturen stehen im Raum. Sowie die totale Überwachung und beinharte Gängelung von Mitarbeitenden im Auftrag einer politisch motivierten Konzernräson. Was Huawei vehement bestreitet. Huaweis Reputation leidet Unbestritten ist, dass die Reputation des Tech-Konzerns unter diesen Vorwürfen leidet. Ein Schweizer Cyber- und Sicherheitsprofi kann dabei helfen, das ramponierte Image von Huawei wiederherzustellen und das Sicherheitsmanagement breiter abzustützen: Doron Zimmermann. Er pflegt den Dialog, ist Akademiker, gibt sich im Gespräch nahbar, offen und direkt. Untypisch für das, was man sonst an Klischees über chinesische Unternehmenskultur hört. Am Beispiel der Schweizer Huawei-Tochter will Zimmermann zeigen, «dass wir in unsere Geschäftsbeziehungen investiert sind und unsere Industriekunden an erster Stelle kommen und Regulatoren eine wichtige Rolle einnehmen». Zu den Aufgaben des fünfzigjährigen Schweizers gehört es, die auf Cybersicherheit gerichteten Interessen Huaweis in nationalen wie auch in internationalen Sicherheitsgremien zu vertreten. Zimmermann betreibt Imagepflege Seinen Job macht der Sicherheitschef erst seit fünf Monaten. Er kann aber jetzt schon sagen, dass Huawei ein ausgeprägtes Commitment im Bereich der Security-Compliance hat. Gerade weil sich das Unternehmen solcher Vorwürfe von jeher bewusst sei. «Ich habe noch nie ein so robustes internes Kontrollsystem, ein so durchgetaktetes Security-Compliance-System gesehen. Das erstreckt sich über Produkte, Dienstleistungen, Lieferketten, Mitarbeitende, die Organisation selbst und die Kommunikation.» Zimmermanns Vorgesetzte sind Chinesen. Eine unangenehme Nähe zu chinesischen Regierungskreisen habe er bislang nicht wahrgenommen. Und er habe bislang auch nicht wahrgenommen, dass diese etwas anderes im Sinn hätten als den kommerziellen Erfolg. Für die Imagepflege konnte der Konzern wohl keinen besseren Mann finden. In seiner neuen Rolle fühlt er sich wohl, wie er sagt. Manchmal klingt er mehr wie ein Diplomat als wie ein Sicherheitschef: «Wir wollen verstanden und eingebunden werden in die Diskussionen über Sicherheitsfragen», sagt er. Profi auf der Payroll Zimmermann ist ausgebildeter Buchhändler, studierte später in den USA Geschichte und Internationale Beziehungen, promovierte in Cambridge. An der ETH forschte und lehrte er zu politischer Gewalt und Terrorismusabwehr. Über Beratungsmandate für Sicherheitsfirmen, Unternehmens- und Cybersicherheitsaufgaben für die Spitze bei Swissgrid und zuletzt bei der Schweizerischen Post landete er schliesslich bei Huawei. Keine Frage, nicht nur auf dem Papier hat das chinesische Unternehmen jetzt einen glaubwürdigen Profi auf der Payroll. Sein erklärtes Ziel: «Ein Gespräch zwischen Huawei und seinen Stakeholdern fördern, das von Transparenz geprägt ist, sodass gegenseitiges Vertrauen aufgebaut werden kann.»Die Zukunft oder das Böse? Lesen Sie zum Thema Huawei auch «Huawei: So tickt der umstrittenste Konzern der Welt». Jahre bevor er Security-Manager der Firma wurde, hatte er auch Einblick in die Schweizer Sicherheitspolitik auf oberster Ebene. Er war Mitarbeiter des Sicherheitsausschussstabs des Bundesrates und Leiter der Sektion Integrale Lage und Analyse (ILA). Zweifel an der Integrität von Huawei In den nachrichtendienstlichen Bereichen ging es darum, dass die Informationen aus allen Departementen konsolidiert wurden. «Unsere Aufgabe war es, die Entscheidungsträger zu briefen.» Seine Kenntnisse über nationalkritische Sicherheitsfragen gehen tief. Heute arbeitet er für Huawei. Erkenntnisse der Sektion ILA wurden auch in den Berichten des Nachrichtendienstes des Bundes (NDB) berücksichtigt. Verfasser war aber der Nachrichtendienst. Jener NDB ist es auch, der nach Zimmermanns Zeit beim Stab des Sicherheitsausschusses 2019 in seinem Lagebericht zu Huawei erwähnte, dass an der «Integrität seiner Produkte und an der Unabhängigkeit des Unternehmens von den chinesischen Behörden einige westliche Staaten zweifelten». Ein Jahr später schreibt der NDB vage: «Normenräume wie der sogenannte Westen und eine chinesisch dominierte Sphäre driften auseinander.» Die amerikanischen Angriffe auf Huawei seien ein prominentes Symptom dieses Konflikts. «We're in for the money» Weniger vage: «Wer 5G aufbaut, setzt über Jahrzehnte globale Normen. Damit geht eine langfristige Abhängigkeit vom Technologieeigner einher.» Kunden beziehungsweise Kooperationspartner von Huawei in der Schweiz sind alle grossen Mobilfunkanbieter wie die Swisscom, Salt oder Sunrise.5G in der Schweiz Wenn es dem Bundesrat ernst ist mit 5G, muss es nun rasch vorwärtsgehen. Die Fakten sind bekannt, die Lösungen vorhanden. Mehr hier. Für Zimmermann zeigt der NDB-Bericht vor allem eines: den Kontext einer Rivalität zwischen zwei Grossmächten. Wenn Huawei deshalb als Sicherheitsrisiko charakterisiert würde, dann «finden wir das natürlich überhaupt nicht gut. Denn unser Anliegen ist kommerzieller Natur. We’re in for the money.» Dass diese Priorität von Dritten nicht immer richtig verstanden werde, «ist das, was uns Sorgen bereitet». Von den Aussagen des NDB sieht sich Zimmermann bestätigt: Bedenken würden klar geäussert. «Aber nicht als Anschuldigung.» Einen Konflikt in seiner früheren Position als Sicherheitsberater mit seiner jetzigen Rolle als Security-Chef für den sicherheitspolitisch umstrittenen Netzwerkausrüster sieht er nicht. Im Gegenteil: Die Tätigkeit in Bern beim Stab Sicherheitsausschuss komme ihm zugute. «Für Huawei war das nebst meinen privatwirtschaftlichen Erfahrungen ein Grund, mich auszuwählen – davon gehe ich aus.» Meistauditierte Firma der Welt Was selbst er als Sicherheitsprofi so nicht gesehen habe: «Das Audit-Ökosystem des Konzerns» – das sei schlicht eindrücklich. Die meistauditierte Firma der Welt sei Huawei. «In meiner neuen Funktion hatte ich bereits selber Gelegenheit, solche Audits durchzuführen.» Und dennoch wollen viele Staaten, welche den Ausbau ihrer 5G-Infrastrukturen öffentlich ausschreiben, das nicht so recht glauben. In Schweden ist der Konzern vor wenigen Tagen mit einer Berufung gegen den Ausschluss von der 5G-Auktion abgeblitzt. Auch darauf fällt Zimmermanns Antwort loyal zu seinem Arbeitgeber aus: «Wir sind ein Wirtschaftsunternehmen.» Gewisse Organisationen seien vorgeprescht, das sei ein innerschwedischer Dialog – und offenbar sei aufgrund der schwedischen Verteidigungspostur eine neue Haltung zusätzlich zu Russland auch gegenüber China eingenommen worden. Das gute Gewissen des Unternehmens Doron Zimmermann ist das gute Gewissen eines Unternehmens, das mittlerweile auf der ganzen Welt um seine Glaubwürdigkeit kämpft. Denn bei Schweden bleibt es nicht. Andere Länder waren mit dem Marktbann noch früher dran. Grossbritannien, Belgien, Frankreich und die Slowakei hatten Huawei von Geschäften bereits ausgeschlossen. Die USA haben Huawei mit Sanktionen belegt. Deutschland will die Aktivitäten des Unternehmens genau überwachen. Die Reputation des chinesischen Tech-Konzerns, der im vergangenen Jahr noch mehr als 110 Milliarden Euro umsetzte, leidet freilich schwer darunter. «Die Zweifel gegenüber Huawei gibt es nach wie vor», sagt Zimmermann, «ganz einfach, weil die Firma chinesischer Provenienz ist.» Doch das Land sei nicht mit der Identität der Firma gleichzusetzen.

Ein Schweizer steht für Huaweis Cyber-Sicherheit

Ein Schweizer steht dafür ein, dass Huawei sicher ist