Ein Hotel zu buchen ist heute eine kleine Odysee: Einerseits für den Gast, der sich durch etliche Portale durcharbeiten muss, um den besten Preis zu finden – aber auch für den Gastgeber, der eben den besten Preis anbieten will. Besonders kleine Pensionen, Bed & Breakfast und Familienhotels geraten dabei unter Optimierungs-Druck. 

Grosse Hotels indessen können sogenannte Revenue-Manager anstellen, manchmal auch ganze Teams zur Ermittlung der besten Zimmerpreise. Dafür nutzen sie kostspielige Tools. Wenn kleinere Hotel am Ende mit ihren statischen Zimmerpreisen falsch liegen, verlieren sie Gäste – oder sie verpassen Einnahmen. 

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Preise einfach ermitteln

Das Startup RoomPriceGenie aus Steinhausen bei Zug will da mit einem Software-Tool kleineren und familiengeführten Hotels helfen: Auch sie sollen «Dynamic Pricing» betreiben können. Dafür hat RoomPriceGenie eine «einfach zu bedienende Software-Lösung» auf den Markt gebracht, wie Mitgründer Marvin Speh sagt. Vor allem soll die Software die alte Denkweise von Haupt- und Nebensaison obsolet machen, sagt Speh

Das Versprechen des Startups: Mit der Software könnten Hoteliers bis zu 20 Prozent mehr Umsatz generieren. «Die Digitalisierung hat bei kleinen Hotels alles über den Haufen geworfen, und es ist schwierig für sie geworden, gegen die Preise der grossen Häuser zu bestehen», sagt Speh

«Eine Maschine kann das besser»

«Wir haben analysiert, wie kleine Hotels ihre Preise bestimmen. Meistens läuft es so, dass sie ihre eigene Verfügbarkeit prüfen und dann nach Bauchgefühl einen Preis setzen», sagt Speh. Das sei ein typisches Digitalisierungs-Thema: «Eine Maschine kann das besser.» Mit dem Tool von RoomPriceGenie würden über 700'000 Verknüpfungspunkte bei einem Hotel zusammengebracht, um den optimalen Preis zu ermitteln, so Speh

Der Preis dafür wird je nach Grösse des Hotels bestimmt. Der Durchschnitt ist dabei fünf Euro pro Zimmer – mit einem Mindestbetrag von 95 Euro pro Monat. Das sei ungefähr ein Drittel des Preises für vergleichbare Tools. «Wir sind günstig, weil wir auf Automatisierung setzen», sagt Speh

20 Mitarbeiter, eine Million Franken

Die Software hat nun auch die Jury von Venture Kick überzeugt. Der Startup-Förderer setzt auf Jungunternehmen aus dem Hochschulbereich. Die Gründer des Zuger Startups – Ari Andricopoulos, Marvin Speh und Jörg Siegel – haben einen Background in Reisen, Finanzen und Daten. Und sie durchliefen Ausbildungen an der ETH, der Universität St.Gallen und dem Karlsruher Institut für Technologie. 

Die 150'000 Franken von Venture Kick will RoomPriceGenie ins Marketing investieren und sich «auf die Skalierung vorbereiten», wie Speh sagt. Im letzten halben Jahr hat sich das Team auf 20 Personen verdoppelt. Dazu kamen eine Million Franken von Investoren, vorwiegend von Wingman Ventures, welches von ehemaligen Beteiligten von Eat.ch oder Getyourguide betrieben wird. Für die zweite Jahreshälfte 2020 plant das Startup nochmals eine Finanzierungsrunde. 

Grosse Hotels schnappen den kleinen die Zimmer weg

Übrigens entstand die Idee – wie bei vielen Startups – aus der Not heraus: Der Vater von Mitgründer Ari Andricopoulos betreibt selbst ein Bed & Breakfast im Süden von England. Er hatte bemerkt, dass seit dem Aufkommen von Booking.com seine Zimmer zu früh zu einem zu günstigen Preis gekauft wurden. «Wenn wenig los war, haben die grossen Hotels günstige Deals angeboten und ihm die Gäste weggeschnappt», erzählt Speh. Dabei bemerkte sein Mitgründer, wie viel Potenzial in «Dynamic Pricing» steckt und versuchte im familieneigenen Bed & Breakfast auch gleich seinen ersten Algorithmus anzuwenden. 

Inzwischen nutzen über 150 Hotels weltweit das Tool von RoomPriceGenie. Diese Partnerschaften wolle man verstärken, sagt Speh. Die Gründer arbeiten auch mit dem Zuger Reiseunternehmen Hapimag zusammen. Deshalb auch der Standort im Kanton Zug. Das Startup betreibt auch ein Büro in Mannheim, das Entwicklerteam sitzt im indischen Ahmedabad