«Angesichts der bisher ausgebliebenen Erholung und des sich immer weiter verzögernden Aufschwungs ist auch die grösste Kostendisziplin nicht mehr ausreichend, um die künftige Wettbewerbsfähigkeit von Swisssicherzustellen.» Es sind deutliche Worte, mit denen der neue Swiss-Chef Dieter Vranckx in einem am Donnerstag von Swiss versandten Communiqué zitiert wird.

Klar ist: Die Luftfahrt steckt noch immer in der grössten Krise ihrer Geschichte - und das mittlerweile seit über einem Jahr. Unklar ist bisher, was das für die Swiss genau heisst.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Sparmassnahmen zeigten Wirkung

Die umfassenden Sparmassnahmen der Swiss hätten ihre Wirkung zwar gezeigt, heisst es im Communiqué. Die Airline hat laut den Angaben ihre Ausgaben und Kosten strikte kontrolliert, diverse Projekte gestoppt, Investitionen und auch die Einflottung neuer Flugzeuge verschoben.

Zudem beziehen grosse Teile der Belegschaft Kurzarbeit. «Noch immer sind Mitarbeitende im gesamten Unternehmen in Kurzarbeit, am Boden, in der Kabine und im Cockpit», sagte Finanzchef Markus Binkert gegenüber AWP. Auch die Zahl der oberen Führungsstellen hat die Swiss um 20 Prozent reduziert und bis Ende Jahr sollen über freiwillige Massnahmen und natürliche Abgänge 1000 Stellen abgebaut sein.

Damit sei man laut Binkert auf Kurs. «Aber wir werden eine langfristige strukturelle Veränderung sehen, vor allem im Geschäftsreiseverkehr», sagte er. Er rechnet damit, dass besonders im Geschäftsreiseverkehr künftig rund 20 Prozent weniger geflogen wird.

Vor allem deshalb braucht es laut der Swiss noch mehr Massnahmen. «Wir sind gezwungen, eine signifikante Redimensionierung zu prüfen», wird er weiter zitiert. Und eine allfällige Verkleinerung der Flotte würde sich auf das Streckennetz, die Kosten- und Organisationsstruktur auswirken, heisst es weiter.

Was allerdings genau geplant ist, darüber schweigt sich die Airline derzeit noch aus. Es werde aktuell noch analysiert, wie die zukünftige Grösse der Swiss aussehen werde. Weitere Details will die Fluggesellschaft in den nächsten Wochen bekannt geben.

Forderungen an die Politik

Die Swiss erkenne klar, dass die die Menschen wieder reisen wollten und sie sei auch bereit dafür. «Unter den gegebenen Umständen kann sich jedoch kein Aufschwung einstellen», wird Vranckx weiter zitiert.

Deshalb fordere die Swiss stabile, einheitliche und mobilitätsfördernde Rahmenbedingungen und dass Geimpfte, Genesene oder negativ auf das Coronavirus getestete Personen frei aus- und einreisen und sich in der Schweiz bewegen könnten.

Dazu ist laut Binkert auch ein digitaler Gesundheitsausweis zentral: "Es ist sehr wichtig, dass ein solcher Gesundheitspass einheitlich geregelt und international anerkannt ist", sagte er. «Wenn für jedes Land andere Einreisebestimmungen gelten, führt das für die Reisenden zu grosser Unsicherheit.»

90 Prozent weniger Passagiere im ersten Quartal

Von Januar bis März führte die Fluggesellschaft 4429 Flüge durch, das sind 83,8 Prozent weniger als in der Vorjahresperiode. Das Passagieraufkommen bei der grössten Schweizer Airline ist weiterhin auf tiefstem Niveau, wie die Swiss am Donnerstag mitteilte. So seien von Januar bis März nur rund 290'000 Passagiere mit der Swiss geflogen und damit mehr als 90 Prozent weniger als noch im letzten Jahr. Diese Zahl widerspiegelt laut der Swiss die anhaltenden Reisebeschränkungen.

Entsprechend sank auch der sogenannte Sitzladefaktor, der angibt, wie voll die Flüge durchschnittlich sind. Er sank gegenüber dem Vorjahr um 45,9 Prozentpunkte auf 27,5 Prozent. Die durchgeführten Flüge waren also im Durchschnitt zu weniger als einem Drittel ausgelastet.

Der Umsatz ging um mehr als zwei Drittel auf 299,6 Millionen Franken zurück und es resultierte ein operativer Quartalsverlust von 201 Millionen.

(awp/tdr)