Wer einen E-Mail-Account bei Bluewin oder Bluemail hat, wird seit Sonntagabend mit einer Flut von Werbemails eingedeckt. Laut der Betreiberin Swisscom handelt es sich um eine schweizweite Störung. «Wir stellen im Moment eine aussergewöhnlich hohe Spam-Welle fest», sagte Sprecherin Annina Merk am Dienstag auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda. Die Zahl der unerwünschten Mails sei vier bis fünf Mal höher als üblich. «Es sind Millionen von Mails», so die Sprecherin. Betroffen seien Bluewin- und Bluemail-Kunden, jedoch nicht alle, sondern nur ein Teil.

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Angefangen hatte die Cyberattacke am Sonntagabend. Seit Dienstagvormittag hat die Intensität noch einmal stark zugenommen. «Die Spam-Mails erreichen uns und unsere Kunden wellenartig», heisst es bei der Swisscom. Wegen der Mailflut ist der E-Mail-Service einschliesslich Webmailzugang für einige Kunden beeinträchtigt. Es können auch Übermittlungsfehler bei Mailprogrammen (wie Microsoft Outlook) auftreten, die sich mit einem Bluewin- oder Bluemail-E-Mail-Konto synchronisieren.

Unsichtbarer Feind

Der Absender des Spam-Angriffs ist unbekannt. Die Mails würden vermutlich weltweit von mit Maleware und Trojanern infizierten Computern verschickt, sagte Merk. Aussergewöhnlich dabei sei, dass die Mails über reguläre Mailserver – also solche, die nicht auf einer schwarzen Liste stehen — verschickt würden. Die Mails haben jeweils unterschiedliche Absender und unterschiedliche Betreffs. Deshalb seien sie sehr schwierig zu erkennen und abzufangen. Im Inhalt sind die Werbemails aber ähnlich: Kunden würden mit falschen, kostenlosen Geschenken getäuscht, schreibt die Swisscom auf ihrer Homepage.

«Das ist die beste Chance des Lebens», heisst es etwa in der Betreffzeile der Mails. Über Twitter bekunden zahlreiche Bluewin- und Bluemail-Kunden ihren Frust über die unerwünschte Werbeflut.

Löschen statt lesen

Das Unternehmen warnt, keinesfalls auf solche E-Mails zu antworten, keine Zahlung zu veranlassen, keine persönliche Daten preiszugeben oder keine Datei herunterzuladen. «Markieren Sie zweifelhafte E-Mails als Spam oder löschen Sie diese», empfiehlt die Swisscom-Sprecherin. Spezialisten arbeiten mit Hochdruck an der Lösung des Problems, wie Merk weiter sagte. Wie lange das dauern werde, sei momentan noch unklar. Swisscom bedauert die Umstände und entschuldigt sich für die Unannehmlichkeiten. Das Unternehmen hat im Moment keine Kenntnis davon, dass auch andere Anbieter betroffen sind.

Die Melde- und Analysestelle Informationssicherung (MELANI) des Bundes ist ebenfalls über die Attacke informiert, wie Max Klaus, der stellvertretende Leiter, der Nachrichtenagentur sda sagte. «Wir haben zahlreiche Meldungen erhalten.» MELANI stehe mit den Providern in täglichem Kontakt und unterstütze diese auf Wunsch und nach Möglichkeiten. «Solche und ähnliche Spams gehören zur Tagesordnung», sagte Klaus. Täglich würden Milliarden von Spams abgefangen, schreibt auch das Bundesamt für Kommunikation (BAKOM) auf seiner Webseite. «Es ist vor allem diese Arbeit im Hintergrund, die uns alle vor der Spam-Flut schützt.»

Kein Ende in Sicht

Vor vier Jahren hatte das US-amerikanische Wirtschaftsmagazin «Forbes» das Ende des Spam ausgerufen. Bewahrheitet hat sich die Prognose nicht. Laut Studien von IT-Sicherheitsanbietern steigt die Zahl der weltweit versandten Werbemails. Sie sollen rund sechzig Prozent der weltweiten E-Mails ausmachen.

Der Versand von Spam ist nach wie vor ein gutes Geschäft. Für Profis bedeutet es nur einen geringen Aufwand, massenhaft Mails zu versenden, wenn nur jemand unbedarft auf die millionenfach versandte Nachricht klickt, hat der Spammer sein Ziel bereits erreicht.

(sda/mbü)