Tesla-Chef Elon Musk ist ein Superstar der Tech-Szene - er wird mit Steve Jobs, Henry Ford und Thomas Edison verglichen. Der Self-Made-Milliardär will mit seiner Raumfahrtfirma SpaceX 80 000 Menschen ins Weltall bringen, fliegende Autos bauen und sich auf dem Mars zur Ruhe setzen. Aber erstmal muss auf dem Planet Erde noch einiges erledigt werden. Am Mittwochabend (Ortszeit) musste Musk Analysten erläutern, warum beim Elektroauto-Hersteller Tesla eigentlich alles länger dauert als geplant.

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Fans des Elektroautopioniers sind Entbehrungen gewöhnt. Tesla hat bislang nur teure Luxusmodelle im Angebot oder in der Pipeline. Bis ein für die breite Bevölkerung erschwinglicher Wagen auf den Markt kommt, wird es noch dauern. Doch auch wer bereit ist, viel Geld auszugeben, muss sich mitunter auf lange Lieferzeiten einstellen.  So wird sich der Verkaufsstart des Elektro-SUV «Model X» laut Musk um drei Monate verzögern - bis zum dritten Quartal 2015.

Sich Zeit nehmen, um die Details zu perfektionieren

Die gesamte Jahresproduktion sei schon abverkauft, wer jetzt bestelle, müsse sich bis 2016 gedulden. Es gehe darum, sich Zeit zu nehmen, um die Details zu perfektionieren. Mit weiteren Verzögerungen sei aber nicht zu rechnen, so Musk: «Es ist keine grosse Sache, es geht um Kleinigkeiten.» Insgesamt lieferte Tesla von Juli bis September 7785 Wagen vom aktuellen «Model S» aus - rund 200 mehr als im Vorquartal - ein neuer Rekordwert. Trotzdem ist das Wachstum alles andere als atemberaubend.

Zumal Musk hohe Erwartungen geschürt hatte. Nachdem das «Wall Street Journal» kürzlich einen Bericht über sinkende Verkaufszahlen verbreitet hatte, keilte der Tesla-Chef eilig auf dem Kurznachrichtendienst Twitter zurück: Alles falsch, im September habe die Firma im Jahresvergleich 65 Prozent mehr verkauft. Anders als in der Autobranche üblich, veröffentlicht Tesla normalerweise keine monatlichen Absatzzahlen - sehr zum Leidwesen der Analysten.

Info-Häppchen im Quartalstakt

Ob die Firma nicht erwägen könne, etwas mehr Transparenz herzustellen, wollte einer der Finanzprofis in der Telefonschalte wissen. «Sorry - no», antwortete Musk, ohne weiter ins Detail zu gehen. So müssen sich Investoren und Beobachter mit Info-Häppchen im Quartalstakt zufriedengeben. Dabei erfuhren sie diesmal zum Beispiel auch, dass dieses Jahr nun doch nur mit 33'000 ausgelieferten Wagen zu rechnen sei. Zuletzt war noch von 35'000 die Rede gewesen.

Musk betonte, die gesenkte Prognose sei ausschliesslich auf mangelnde Produktionskapazität zurückzuführen. «Die Nachfrage ist nicht unser Problem. Wir würden gerne schneller wachsen, haben aber nur eine Fabrik.» Die zu überholen, habe im Juli länger gedauert als erwartet und zu Ausfällen geführt. 2015 will Tesla unverändert 2000 Wagen pro Woche fertigen, also knapp 50 000 im Jahr. «Ich glaube nicht, dass das sehr schwer sein sollte», sagte Musk.

Keinen Grund zur Sorge wegen Lieferengpässen

Den Aktionären gefiel die Vorstellung sehr gut - die Aktie stieg nachbörslich um mehr als fünf Prozent. Experte Mark Vickery vom Analysehaus Zacks Investment Research sieht ebenfalls keinen Grund zur Sorge wegen Lieferengpässen: «Die Firma sagt sehr deutlich, dass die Schwierigkeiten nicht nachfragebedingt sind.»

Dass Tesla wegen hoher Entwicklungskosten laufend Geld verliert, stört Anleger bislang nicht. Seit Anfang 2013 ist die Aktie von gut 30 auf rund 230 Dollar gestiegen. Die Erwartungen sind riesig - das spornt Musk offenbar zusätzlich an. Bevor seine Wagen fliegen können, sollen sie lernen, sich autonom zu bewegen. «Geht davon aus, dass Tesla führend beim fahrerlosen Auto sein wird.» Doch bis dahin werde es noch einige Jahre dauern.

(awp/ccr)