Via Internet kann man laufend verfolgen, wie viel der Irak-Krieg bis jetzt kostet (http://costofwar.com/index.html). Am Tag, da diese BILANZ erscheint, dürfte die Zahl auf etwa 287 Milliarden US-Dollar geklettert sein; bis Ende Jahr werden es gegen 340 Milliarden sein. Unter der optimistischen Annahme, dass der Truppenabzug noch dieses Jahres beginnt und schrittweise bis 2010 zu Ende geht, werden aus Sicht der USA Kosten in Höhe von 600 Milliarden Dollar auflaufen.

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Dabei handelt es sich um die offiziellen Zahlen. Joseph Stiglitz, ehemaliger Chefökonom der Weltbank und Nobelpreisträger, meint in Interviews: «Die Bush-Regierung tut alles, um die wahren Kosten zu vertuschen.» Stiglitz verweist auf die vielen verletzten Veteranen, deren Pflege noch sehr viel kosten werde. Zudem brauche es immer höhere Prämien, um neue Soldaten zu rekrutieren. «Wenn wir auch noch die volkswirtschaftlichen Kosten hinzurechnen, die dadurch entstehen, dass infolge des Irakkriegs der Ölpreis stark gestiegen ist, kommen wir auf Gesamtausgaben von weit über einer Billion Dollar, und das ist konservativ geschätzt.»

Der Feldzug gegen Saddam Hussein ist nicht der erste unterschätzte Krieg der Geschichte. Wenige Tage vor dem Einmarsch im Irak fragte William D. Nordhaus, ein Ökonomieprofessor aus Yale: «Hätten die USA eine halbe Million Männer nach Vietnam geschickt, wenn sie die Folgen von vornherein gekannt hätten?» Damals, 1966, waren ein paar wenige Milliarden budgetiert, das Ende wurde für 1967 erwartet. In Wirklichkeit dauerte der Krieg sechs Jahre länger, es starben ungezählte Zivilisten und gezählte 47 369 US-Soldaten, und die US-Steuerzahler hatten am Ende mehr als das Zehnfache des ursprünglichen Budgets zu begleichen. Gemessen am heutigen Dollarwert, war der Vietnamkrieg sogar noch sehr viel teurer als der noch immer andauernde Irakkrieg.

Fast identisch indes ist der Grad der Kosten-Unterschätzung: Vor dem Einmarsch Richtung Bagdad rechnete George Bush noch mit 60 Milliarden. Als sein ökonomischer Berater, Larry Lindsay, im «Wall Street Journal» von einer «oberen Schwelle von 100 bis 200 Milliarden» sprach, wurde dieser gefeuert. Der Kritiker William Nordhaus hingegen hatte schon immer vor den Folgekosten nach dem Sturz von Saddam Hussein gewarnt. Inzwischen zeigt Nordhaus mit dem Finger aufs Grundsätzliche: Er sorgt sich ganz generell um die hohen Kosten der US-Armee, die mittlerweile die Hälfte aller Sicherheitsausgaben der ganzen Welt ausmachen und immerhin auch fünf Prozent des Sozialprodukts der USA auffressen. Das sei «immens», es entspreche einem jährlichen Beitrag von 5000 Dollar für jede amerikanische Familie.

Und wie steht es mit dem Nutzen dieser «Investitionen»? Werden die USA und die übrige Welt dadurch «sicherer» und «demokratischer», wie gesagt wird? Der Ökonom Nordhaus antwortet: «Vermutlich nicht.» Die letzten fünf Kriege, welche die USA führten, hätten sich allesamt gegen Länder gerichtet, die nicht direkt Angreifer der USA gewesen seien – Korea, Vietnam, Kuwait, Afghanistan und Irak. Vier von diesen fünf Ländern seien aber auch heute noch immer nicht voll und ganz befreit.

Währenddessen läuft und läuft der Zähler auf der Cost-of-War-Website. Ihre Besucher können auch laufend nachrechnen, was sie sich statt dieses Kriegs hätten leisten können. Zum Beispiel, wie viele zusätzliche Lehrer die USA für ihre öffentlichen Schulen hätten anstellen können. Antwort: fünf Millionen. Das wäre des Guten vielleicht zu viel. Aber es zeigt, wie verdammt teuer dieser Krieg ist.