Die unaufhaltsam voranschreitende Integration der Weltmärkte hat dazu geführt, dass sich in den vergangenen Jahren viele Unternehmen internationalisiert haben. So zählen heute nicht mehr nur die Grosskonzerne zu den «Multis», sondern vermehrt auch kleinere und mittelständische Firmen. Mit ihrer Internationalisierung reagieren sie einerseits auf den steigenden Wettbewerbs- und Kostendruck, andererseits nehmen sie damit die enormen Chancen wahr, die ihnen neue und schnell wachsende Märkte bieten.

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Kulturelle Kompetenz

Diese Entwicklung stellt auch hohe Anforderungen an die Consulting-Firmen: Um die international agierenden Unternehmen professionell unterstützen zu können, müssen sie selber über ein breites Spektrum an internationalen Kompetenzen und Erfahrungen verfügen. Dazu gehören zum einen fundierte Kenntnisse der sich aus der Globalisierung ergebenden Herausforderungen und die Beherrschung von attraktiven Dienstleistungen, dank derer sich diese Herausforderungen meistern lassen. Beispiele dafür sind die Entwicklung und Umsetzung von Internationalisierungsstrategien, von weltweiten Marketing- und Vertriebsstrategien, von Global-Sourcing-Strategien, von internationalen F&E-Strategien sowie von globalen Supply-Chain-Konzepten einschliesslich der Wahl und Optimierung der Produktionsstandorte.

Zum anderen manifestieren sich internationale Kompetenzen und Erfahrungen in intimen Länderkenntnissen. Sie umfassen die praktische Vertrautheit mit den unterschiedlichen Wirtschafts- und Rechtssystemen, aber auch mit der jeweiligen Kultur, Mentalität und Sprache. Wem die Umgangsformen in einem Land fremd sind, der ist weder in der Lage, erfolgreich zu verhandeln, noch multikulturell zusammengesetzte Teams zu führen. Das gilt namentlich für China, dessen Kultur sich von der westlichen gerade hinsichtlich des zwischenmenschlichen Umgangs erheblich unterscheidet.

Solche internationalen Fähigkeiten erwirbt eine Beratungsfirma einerseits durch Auslandseinsätze ihrer Professionals und andererseits durch die Rekrutierung von Consultants verschiedenster nationaler Herkunft. Von der sogenannten «Diversity» unter den Beratern profitieren im Übrigen auch die Kunden im Heimatland. Es ist heute unumstritten, dass die Kombination von unterschiedlichen Denk- und Sichtweisen zu einer höheren Innovations- und Problemlösungskompetenz führt.

Zur eigenen Niederlassung

Freilich ist die Internationalisierung auch für Beratungsfirmen kein leichtes Unterfangen. Sie beginnt in der Regel mit einzelnen Auslandsprojekten, die vor Ort ausgeführt werden. Häufen sich solche Projekte und sind im Rahmen von Mandaten weitere Kompetenzen gefragt, so kommt es mitunter zur Bildung von Netzwerken. Sie haben sich vor allem im M&A-Bereich bewährt. Die letzte Stufe der Internationalisierung besteht in der Gründung von eigenen Auslandsgesellschaften oder der Akquisition von lokalen Consulting-Firmen.

Der Aufbau von eigenen Niederlassungen stellt den Corporate Spirit und die Strategiekonformität sicher, setzt in der Regel aber beachtliche Investitionen voraus. Unerlässlich für den Erfolg ist dabei die Kombination von entsandten Führungskräften und Professionals, die das notwendige Know-how für den Systemaufbau mitbringen, und einer forcierten Rekrutierung von talentierten Mitarbeitenden in den entsprechenden Ländern. Gleichwohl zeigt die Erfahrung in Deutschland, den USA und China, dass sowohl die Fähigkeit, Rückschläge zu verkraften, als auch Ausdauer unerlässlich sind, bis stabile und nachhaltig ertragreiche Auslandsgesellschaften aufgebaut sind. Im Idealfall gelingt es, bereits vor der Gründung von eigenen Niederlassungen bedeutende Kunden und Mandate im entsprechenden Land zu gewinnen.

Internationale Karrieren

Die Internationalisierung von Beratungsfirmen ist aber nicht nur die Voraussetzung, um international tätige Kunden unterstützen und in neuen Märkten neue Kunden gewinnen zu können, sondern sie erlangt auch eine immer grössere Bedeutung bei der Rekrutierung und Erhaltung von ambitionierten und talentierten Consultants. Wenn die Führungskräfte und Mitarbeitenden der Kundenfirmen durch ihre Konzerntätigkeiten internationale Erfahrungen sammeln können, dann dürfen die Consulting-Unternehmen ihnen in diesem Punkt nicht nachstehen. Damit sie ihre Professionals langfristig für eine Beraterkarriere begeistern können, müssen sie in der Lage sein, ihnen interessante und herausfordernde internationale Entwicklungsperspektiven zu bieten.

Insgesamt ist die Internationalisierung für Consulting-Firmen je länger, je mehr nicht mehr bloss eine Option, sondern ein Imperativ. Viele ihrer Kunden sind bereits international tätig oder werden es bald sein. Beratungsunternehmen, die nur in ihrem Heimatland operieren, sind nicht mehr in der Lage, sie zu unterstützen. Aber nicht nur das: Mit ihrer eigenen Internationalisierung erschliessen sich Beratungsunternehmen auch neue Märkte. Zumal in Ländern wie China der Beratermarkt im Vergleich zur produzierenden Industrie erst wenig entwickelt ist. Die Chancen sowohl in den Emerging Markets wie auch in den westlichen Industrienationen stellen für Beratungsfirmen eine lohnende Herausforderung auf hohem Niveau dar.