Die Telekommunikationsinfrastruktur läuft wegen der Corona-Krise am Limit. Der Bund schreibt von einer historisch einmaligen Situation, die Swisscom schliesst eine «punktuelle Überlast» nicht grundsätzlich aus. Zu einer grösseren Panne kam es aber am Mittwoch nicht.

«Erhöhtes Austauschbedürfnis»

Das Telekommunikationsverhalten der Kundschaft sei aktuell nicht vorherseh- und planbar, schreibt die Swisscom auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. «Wir gehen davon aus, dass die Menschen in der Schweiz wegen der ausserordentlichen und sich laufend ändernden Lage ein deutlich erhöhtes Austauschbedürfnis haben.»

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Die Kunden telefonierten derzeit deutlich mehr und auch länger - über das Mobil- und das Festnetz. Der rasante Anstieg der Nutzung von Telekommunikationsdiensten erfordere vonseiten Swisscom «laufend Massnahmen» wie etwa die engmaschige Überwachung des Netzes.

Anrufer kommen nicht durch

Trotzdem können einzelne Störungen nicht verhindert werden. Anrufe von Privat- und Geschäftskunden könnten «punktuell in Spitzenzeiten nicht aufgebaut werden», schreibt die Swisscom. Betroffen könnten Mobil- und Festnetzanrufe sein.

Wegen vieler Anfragen von Geschäftskunden muss der grösste Telekomanbieter der Schweiz zudem priorisieren. Vorrang hätten «die Bedürfnisse derjenigen unserer Geschäftskunden, welche einen zentralen Dienst in der Landesversorgung wahrnehmen, wie Blaulichtorganisationen, Spitäler, Ärzte und Behörden».

Homeoffice nicht das Problem

Weniger Mühe bereitet den Telekommunikationsanbietern der Datenverkehr. «Dort sehen wir kaum eine Änderung", schreibt die Swisscom - und erklärt: "Homeoffice-Anwendungen benötigen in Vergleich zu Streaming-Anwendungen wie Swisscom TV und Netflix nur einen kleinen Anteil des Gesamtverkehrs, im tiefen einstelligen Prozentbereich der ganzen Netzlast.»

Auch UPC Schweiz beobachtet aktuell einen leichten Anstieg bei der Internetnutzung, allerdings liege dieser im erwarteten Bereich, schreibt das Unternehmen auf Anfrage. «Unser Internet läuft momentan sehr stabil und wenn nötig, könnte UPC auch kurzfristig Netzkapazitäten erhöhen.» Momentan seien keine Kapazitätsengpässe feststellbar. Über den Tag habe das Unternehmen zudem «genügend Sicherheitsmargen».

«So stark belastet wie noch nie»

An Grenzen stösst derzeit das Telekommunikationsnetz des Bundes. In dieser besonderen Lage sei die Infrastruktur «so stark belastet wie noch nie», schreibt das Bundesamt für Informatik und Telekommunikation (BIT) der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

Es könnten immer wieder neue Bereiche auftauchen, wo Grenzen erreicht würden. «Sich auf alle möglichen Szenarien mit allen technischen Eventualitäten vorzubereiten, ist schlicht nicht möglich.» In den vergangenen Tagen hat das BIT nach eigenen Angaben die bestehenden Kapazitäten ausgebaut. Diese würden wo möglich noch weiter erhöht.

Kein höheres Risiko für Pannen

Das Bundesamt für Kommunikation (Bakom) sieht derzeit keine speziellen Massnahmen vor, die sich wegen vermehrten Homeoffice aufdrängen. Der Mehrverkehr sei im Vergleich zum gesamten Datenverkehr wenig bedeutend und führe nicht zu Überlast, teilt die Behörde mit.

Auch das Risiko grosser Pannen habe sich durch die ausserordentliche Lage nicht verändert, schreibt das Bakom.

(sda/tdr)