Als 20-Jähriger habe ich mir zum Ziel gesetzt, eines Tages eine eigene Bank zu gründen», sagt Eric Syz, CEO des gleichnamigen Institutes, rückblickend auf seine Karriere. Dabei entstammt er der bekannten, traditionsreichen Textilindustriellen-Familie Syz-Abegg. «Mein Vater hat sich bei der Berufswahl seiner Kinder nicht eingemischt. Aber eines mussten wir ihm versprechen: Nicht ins Textilgeschäft einzusteigen, weil er sich hier zu viel und zu lange herumgeärgert hatte.»

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Diesen Ärger hat Eric Syz hautnah am Familientisch mitbekommen. Es war vielleicht der Anstoss dazu, dass bei ihm ein Gen aktiviert wurde, das er von seinem Ururgrossvater geerbt hat: Dieser hatte die einstige SKA und heutige CS bei ihrer Gründung mitfinanziert und war dann über 30 Jahre lang deren Präsident.

Die Affinität von Syz zu Banken hängt aber auch mit den positiven Erfahrungen zusammen, die er als 18-Jähriger bei Guyerzeller gemacht hat. «Ich wollte die Zeit zwischen meinem Maturaabschluss und der Rekrutenschule sinnvoll überbrücken.» Ein guter Freund, der dieses Institut leitete, bot ihm die Möglichkeit, in dieser Zeit ein paar Monate bei ihm zu arbeiten. «Diese Lehrzeit hat mich geprägt. Ich war von der Bankenszene fasziniert, vor allem, weil bei Guyerzeller schon damals ein hoher Informatikstandard gepflegt wurde.»

An seinem nächsten Arbeitsort nach der RS war die Elektronisierung noch nicht so weit vorangetrieben. Syz wurde von der damaligen SG Warburg angeheuert, die heute zur UBS gehört, und war sehr überrascht, als er sah, dass zwei Räume voller Angestellter allein damit beschäftigt waren, Lochkarten zu erstellen. Von Sir Sigmund Warburg nach einem halben Jahr auf seine ersten Eindrücke angesprochen, gab Syz seinem Erstaunen über die rückständige Methode der Informationsverarbeitung Ausdruck. «Da klopfte mir Sigmund Warburg auf die Schulter und sagte väterlich: Das werde ich meiner Lebtage nie vergessen», erzählt Syz lachend.

Vier Jahre in New York

Nach diesem Abstecher machte ihm das Schicksal einen Strich durch die Zukunftspläne. Anstatt wie geplant an der Universität landete er im Spital. Bei einem tragischen Unfall wurden seine Halswirbel gebrochen. Monatelang lag er im Spital und hatte genügend Zeit, um über seine Zukunft nachzudenken. Wiederum war es ein Freund, der an ihn herantrat und fragte, warum er nicht einfach nach New York komme, um noch mehr Bankenluft zu atmen. Erfahrungen in den USA seien sowieso unverzichtbar, wenn man ins Bankgeschäft einsteigen wolle. Kaum wieder genesen, entschloss sich Syz, von diesem Angebot Gebrauch zu machen. Er landete bei Paine Webber in New York und erlebte dort eine Zeit, an die er gerne zurückdenkt. Immerhin verbrachte er fast vier Jahre bei Paine Webber.

Mitte der 80er Jahre trat er bei Lombard Odier ein, einer begehrten Adresse in der Branche. Zehn Jahre später realisierte er dann seinen Traum und gründete seine eigene Bank, zusammen mit seinen zwei Partnern Paolo Luban und Alfredo Piacentini, mit denen er auch freundschaftlich verbunden ist, die seine strategischen Ansichten teilen. «Wir begannen mit einem einzigen Kunden ausser uns», sagt Syz, «heute sind es fast 2000, verwaltet wird ein Vermögen von knapp 7 Mrd Fr., vor drei Jahren war es noch die Hälfte.»

Jetzt ist die Privatbank Syz & Co. auch in Zürich ansässig wo die Konkurrenz indes gross und präsent ist. «Natürlich war uns das bewusst», sagt Syz, aber Zürich sei seit vielen Jahren eine «Wunschdestination» gewesen. Es ging für ihn vor allem darum, einen guten Standort und hoch qualifizierte Mitarbeiter zu finden, die seine Auffassung vom Banking-Business teilen. Seit der Gründung der Bank hat er versucht, E. Boitel, der 14 Jahre die Privatbank Lombard Odier Darier Hentsch in Zürich leitete, für sich und seine Bank zu begeistern. «Wir sind stolz darauf, dass wir seit Anfang dieses Jahres Herrn Boitel mit seinen beiden Kollegen, J. L. Lovisa, der 15 Jahre bei Pictet & Cie. war und deren Family Office leitete, sowie W. Röper, der ebenfalls 4 Jahre im Private Banking bei der Bank Pictet tätig war, für unsere Bank in Zürich gewinnen konnten.»

Vielleicht erklärt die sorgfältige Auswahl der Mitarbeiter, warum die Bank Syz seit der Gründung von 0 auf 7 Mrd Fr. Assets ausbauen konnte. Eine andere Erklärung ist wohl die Beziehung von Syz zu seinen Kunden. «In meiner Erfahrung in der Bankenwelt habe ich vor allem eines gelernt: Dem Kunden immer das Beste geben.» Was heisst das für Syz konkret? «Ich habe in all den Jahren erlebt, dass Privatkunden oft stiefmütterlich behandelt werden. Das Risikoprofil von institutionellen Anlegern ist nicht mit den Bedürfnissen von Privatkunden vergleichbar. Diese interessiert nicht der relative Performance-Vergleich, sondern in erster Linie die Kapitalerhaltung und dann die Kapitalvermehrung, das heisst, der Privatkunde zielt auf eine absolute Performance, die unabhängig von der aktuellen Börsenlage bleiben soll», erläutert Syz. Auf dieses spezielle Bedürfnis nehme sein Institut bewusst Rücksicht. «Privatkunden schätzen es nicht, wenn sie alle paar Monate einen neuen Ansprechpartner haben, wie es heute leider oft der Fall ist.» Syz vergleicht dies mit zwei anderen Branchen, in denen Kontinuität geschätzt wird: Bei den Treuhändern und den Ärzten.

In Hedge-Fonds investiert

Richtig in Fahrt kommt er, wenn man ihn auf die Hedge-Fonds anspricht, eine Spezialität dieser Privatbank. «Sie widerspiegeln unsere Anlagepolitik der Kapitalerhaltung und des Total Return.» Sonst immer cool auf kritische Fragen reagierend, klingt er jetzt geradezu begeistert. Syz investiert seit 1982 in Hedge-Fonds als sie noch nicht en vogue waren. Seine Strategie formuliert er so: «Unseren Kunden möchten wir eine Vermögensverwaltung bieten, welche sich an angelsächsischen Ansätzen orientiert transparent strukturiert und Performance-orientiert.» Das Portfolio der Bank Syz besteht derzeit aus rund 30% Hedge-Fonds, 30% Aktien und 40% Obligationen. «Aber als kleine Bank sind wir sehr flexibel und können rasch umschichten», nennt Syz einen Vorteil der flachen Hierarchie in dieser Bank.

Zwei bis drei Tage in der Woche ist er meistens unterwegs bei Kunden. Er pendelt ständig zwischen Zürich und Genf und ist regelmässig im Ausland unterwegs. Am Morgen des Gesprächs kommt er gerade von Sitzungen und Kundenbesuchen in London und Frankfurt zurück. Von Müdigkeit keine Spur.

Freude an Küche und Kunst

Und wie sieht es privat aus? Seine Frau Suzanne hat Syz in der Kronenhalle in Zürich kennen gelernt. Sie hat, nachdem die beiden Kinder flügge geworden sind, ihren Traum ebenfalls verwirklicht, indem sie in Genf eine Schmuck-Boutique eröffnete. «Sie gehört nicht zu den Frauen, die, nachdem die Kinder erwachsen geworden sind, gerne zu Hause herumsitzen oder den Tag mit Golf oder im Kosmetiksalon verbringen», sagt Syz, und man spürt, dass er die Dynamik und die künstlerische Ader seiner Frau schätzt. Suzanne Syz entwirft die Schmuckstücke selbst. Sogar Hubert Givenchy gehört zu ihren Bewunderern.

In seiner Freizeit ist der Privatbanker gerne mal am Herd denn er ist ein passionierter Koch. «Ich könnte Ihnen jetzt gerade ein Früchte-Soufflé hinzaubern. Als wir noch in New York lebten, habe ich immer am Abend gekocht», erzählt er. Das dürfte wohl heute nicht mehr drinliegen. Aber auf seine Mitarbeit im Garten kann sich seine Frau immer noch verlassen. Die Familie lebt mit jeder Menge Hunden in einem alten Bauernhaus im Waadtland. «An den Wänden unserer Scheune hängt zeitgenössische Kunst. Das ist eine meiner grossen Passionen», erzählt Syz. Und Ferien macht er am liebsten in seinem Jagdrevier in Österreich: «So rasch erholen wie dort», sagt er, «kann ich mich nirgends.»



Steckbrief:

Name: Eric Syz

Funktion: CEO Banque Syz & Co.

Alter: 46

Wohnort: WaadtlandFamilie: Verheiratet, zwei Kinder

Transportmittel: Audi

Karriere

1977 - 1979 Asset Management und Merchant Banking bei SG Warburg

1979 - 1982 Vice President International bei Paine Webber New York

1982 - 1995 Mitglied der Geschäftsleitung von Lombard Odier & Cie.zuständig für Fonds

1995 Gründung Banque Syz & Co. Firma

Banque Syz & Co.: Die Privatbank wurde 1995 von Eric Syz in Genf gegründet. Sie hat kürzlich eine Niederlassung an der Tödistrasse in Zürich eröffnet, um ihre Zürcher Kunden vor Ort betreuen zu können. Das Kundenvermögen der Bank beläuft sich gegenwärtig auf rund 7 Mrd Fr. Beschäftigt werden 140 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Das Institut verfolgt einen indexunabhängigen Approach, wobei Hedge-Fonds eine wichtige Rolle spielen. Die Privatbank hat noch weitere Niederlassungen in Lugano, Locarno, London, Luxemburg, Nassau, Salzburg und Mailand.