Lucerne Festival, der Topevent für ein Premium-Publikum. Und was wird dem Publikum in die Hand gedrückt, nicht Ihr Premium-Produkt, sondern Industrie-Schoggi von Cailler.

Ernst Tanner: Es ist schade, dass wir dort nicht präsent sind, aber wir sind ein Premium-Produkt, das sich nicht nur die Elite, sondern alle Bevölkerungsteile leisten kann und soll.

Auch in den Läden oder am Kiosk nehmen Ihre Produkte nicht den Platz ein, den sie verdienen. Haben Sie ein Problem?

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Tanner: Wenn ein weltweites Unternehmen in Märkten tätig ist, die 2 bis 3% wachsen, wir aber sogar um 12% wachsen, dann kann man immer noch vieles verbessern, aber es zeigt, dass unsere Massnahmen gut greifen.

Sie könnten in Europa eigene Lindt-Shops eröffnen, wie die Gerüchteküche es vermutet.

Tanner: Solche Shops führen wir erfolgreich in Amerika, aber in Europa werden wir keine Läden eröffnen, weil unsere Produkte sehr gut in den etablierten Handelsketten distribuiert werden.

Weshalb haben Sie denn den Namen Lindt für den Betrieb von Restaurants und Cafés auch in Europa geschützt?

Tanner: Das Shop-Konzept ist für Länder gedacht, wo wir die Marke Lindt neu etablieren wollen, etwa in China oder im Fernen Osten, aber nicht in Europa.

Sie schreiben erstmals keinen Verlust im ersten Halbjahr. Was machen Sie besser?

Tanner: Wir haben in den letzten Jahren den Verlust im ersten Semester immer weiter abgebaut. Die Kontinuität zahlt sich nun immer besser aus. Wir haben Kontinuität im Management. Fast jedes Mitglied in der Konzernleitung ist bald zehn Jahre dabei. Wir alle konzentrieren uns voll auf die Herstellung von Schokolade. Biscuits, Glace oder andere solche Spezialitäten haben wir nie produziert. Wir sind eine Firmengruppe, in der über 6000 Personen nichts anderes denken und machen als Herstellen und Vermarkten von Premium-Schokolade. Und darin liegt das Erfolgsrezept.

Was machen Sie besser als andere Unternehmen?

Tanner: Wir stellen alles von Grund auf selber her. Das reicht von der Auswahl der Kakaobohne bis zum fertigen Produkt. Immer mehr Schokoladenfirmen beziehen im Gegensatz zu uns die Kakaomasse von einem Industriebetrieb. Der ganze Veredlungsprozess muss aber Inhouse gemacht werden, um langfristig die beste Qualität zu bieten.

Haben Sie den Zenit erreicht?

Tanner: Wir haben nicht einmal richtig begonnen. Das ist vielleicht ein wenig übertrieben. Aber wir werden weiter zulegen, und das nicht nur in den nächsten Jahren. Davon bin ich überzeugt.

Weshalb?

Tanner: Wir sind über 155 Jahre im Business. Wir haben zehn Jahre weit überdurchschnittliches Marktwachstum erzielt, und wir sehen keinen Grund, weshalb das nicht weitergehen soll. Noch einmal: Wir machen nur Schokolade, aber das am besten, und wir denken nur an Premium-Schokolade.

Was erwarten Sie in der zweiten Jahreshälfte?

Tanner: Die Zeichen stehen sehr gut. Wir werden unser strategisches Wachstumsziel von 5 bis 7% klar übertreffen.

Lindt & Sprüngli: Süsse Zahlen

Der Schokoladenkonzern hat im ersten Halbjahr bei allen Kennzahlen zugelegt. Erstmals in der Geschichte von Lindt & Sprüngli resultierte im ersten Semester ein positives operatives Ergebnis. Obwohl im ersten Halbjahr unter 40% des Gesamtumsatzes erzielt werden, aber mit rund der Hälfte der Fixkosten aus Produktion, Administration und Marketing gerechnet werden muss. Seit Ernst Tanner 1993 das Zepter übernommen hat, läuft das Unternehmen auf Erfolgskurs.

Letzter Kurs: Fr. 1329

Fazit: Der Schokoladenhersteller konnte für das erste halbe Jahr 2004 gute Zahlen präsentieren, und Tanner hält am weiteren Erfolgskurs fest. Trotz relativ hoch bewerter Aktie lohnt sich die süsse Versuchung.