ERP steht für Enterprise Resource Planning, das heisst Planung der Unternehmensressourcen. ERP-Software steuert die Prozesse und Ressourcen im Unternehmen und deckt dabei alle Bereiche von der Produktion über Finanzen, Personal, Materialwirtschaft, Beschaffung und Vertrieb bis hin zu Marketing, Service und Kundendienst ab.

Im Unterschied zu Produkten der ersten Generation erledigt ERP II diese Aufgaben unternehmens-weit integriert und möglichst nahtlos. Die Forrester Group, ein unabhängiges Technologie- und Markt-forschungs-Institut, umschreibt die Unterschiede zwischen den beiden Generationen wie folgt: ERP-Systeme werden zu ERP-II-Systemen, wenn sie einfacher zu installieren sind, sich flexibel an die Bedürfnisse des Anwenders und dessen Geschäftsprozesse anpassen lassen, vom Benutzer einfacher bedient werden können und leistungsfähiger sind. Allerdings ist ERP II nicht gleich ERP II: Erst mit einer modernen Architektur kommen diese Vorteile voll zum Tragen. Modern bedeutet, dass das System bis in den Kern auf Internet-Technologie basiert, das heisst der Server der Motor des ganzen Systems ist. Der Server vereint zudem alle Komponenten von der Datenbank über die Anwendung bis hin zum Web-Server. Die Clients am Arbeitsplatz dienen nur noch dazu, Informationen darzustellen oder zu erfassen (sog. Thin Clients). Durch die Zentralisierung auf dem Server reduziert eine moderne Architektur den Installations- und Wartungsaufwand ganz erheblich.

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Flexibilität als Trumpf

ERP-II-Lösungen mit einer modernen Software-Architektur läuten einen Paradigmenwechsel ein. Bisher galt die Faustregel «Mehr Flexibilität = mehr Kosten». Da Unternehmen heute einem stetigen Wandel ausgesetzt sind, ist dies nicht mehr tragbar. Ein modernes ERP II ermöglicht es, Unternehmensprozesse sowie branchen- und kundenspezifische Definitionen ohne zusätzlichen Programmieraufwand anzupassen. Das Unternehmen ist so in der Lage, veränderte operative Prozesse selber abzubilden. Die Weiterentwicklung der Software darf die Ausgestaltung der Geschäftsprozesse im Unternehmen in keinem Fall beeinflussen. Ein zentraler Aspekt ist hier das Release-Handling, das heisst neue Software-Teile, welche das Unternehmen vom Software-Lieferanten erhält. Damit das Unternehmen auch ohne Neuinvestitionen während der nächsten 1015 Jahre über eine Software verfügt, die sich den stets wandelnden Anforderungen des Marktes anpasst, sollte die fortlaufende Auslieferung von Releases in den Anschaffungskosten inbegriffen sein. Ein Release-Handling muss zudem die bestehenden Geschäftsprozesse unbedingt respektieren. Dass sich das System der unternehmerischen Realität anpasst und nicht umgekehrt, trägt wesentlich dazu bei, dass sich die Investition rechnet ERP II unterstützt die freie Gestaltung der Prozesse und lässt alle Optionen offen. Durch diese neue Form der Flexibilität werden die Kosten (Erst-Investition plus Folgekosten) planbar und sinken langfristig unter das heutige Niveau. Kurz: Flexibilität und Kosten stehen endlich in einem vernünftigen Verhältnis zueinander.

Ein Stück Software, das seinen Dienst noch tut, sollte mit neuen Software-Modulen kombiniert werden können und erst dann ersetzt werden müssen, wenn es ausgedient hat. Moderne ERP-II-Systeme sorgen dank ihrer Architektur dafür, dass sich Software unterschiedlicher Herkunft und verschiedener Generationen kombinieren lässt. Unsere Welt ist zunehmend über alle (Unternehmens-) Grenzen hinweg vernetzt. Entscheidend im Sinne der Integration ist deshalb auch, dass die Einbindung von Geschäftspartnern, Kunden oder Lieferanten in die Prozesse möglich ist, man spricht hier von Business Process Integration. Indem Prozesse entlang der Wertschöpfungskette integriert werden können, verkürzt sich die Durchlaufzeit und mögliche Fehlerquellen oder Doppelspurigkeiten werden vermieden. Dadurch sinken die Kosten, während sich die Preisflexibilität erhöht.

Erfolgsfaktor Handlungsspielraum

Fakt ist, dass in Zukunft kaum mehr Gelder vorhanden sein werden, um ganzheitliche Software-Lösungen von Grund auf neu zu entwickeln. Deshalb ist es zentral, dass ein ERP-II-System modular erneuerbar ist, denn nur unter dieser Voraussetzung können Unternehmen ihre Investitionen in die Informatik geplant tätigen. Modulare Erneuerbarkeit und damit Flexibilität setzen ihrerseits voraus, dass das System eine moderne Architektur aufweist, auf Standards wie z. B. J2EE oder XML ausgerichtet ist und nicht auf proprietären Entwicklungsumgebungen basiert, also offen ist. Wenn diese Kriterien erfüllt sind, rechnet sich die Investition in ERP II langfristig, weil die Software Flexibilität und damit mehr unternehmerischen Handlungsspielraum schafft.

Rudolf Fehlmann, Verwaltungsrat und CEO der BISON Schweiz AG, Sempach.