Mittwoch, 19.30 Uhr: Es war wieder ein anstrengender Tag und nur noch wenige Minuten trennen einen von den Liebsten daheim. Körperlich ist man im Feierabend, gedanklich noch im Büro und schon einen Schritt weiter bei seiner Weiterbildung, dem Executive MBA (EMBA) der Hochschule Luzern (HSLU): Es gilt, den nächsten Kursblock vorzubereiten, eine Vielzahl von Seiten in Büchern und Skripten zu verinnerlichen, das überfällige Kapitel für den Bericht «Managementberatung» für ein Zentralschweizer Unternehmen zu schreiben, der als Leistungsnachweis des Lehrgangs gilt. Themen über Themen. Termin auf Termin. Wie geht das unter einen Hut?

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Mit dem Entscheid für dieses berufsbegleitende Nachdiplomstudium an der HSLU stehen in zwei Weiterbildungsjahren total 1800 Vorbereitungs-, Arbeits- und Unterrichtsstunden auf dem Programm. Davon sind rund 65 Tage Kontaktunterricht, verteilt auf gut 20 Kursblöcke. Die restlichen Studienleistungen von 150 Tagen werden für neun Leistungsnachweise, die Vorbereitung der Unterrichtsblöcke, die Lektüre von Unterlagen sowie die Dokumentation der Lernergebnisse aufgewendet. Gemessen an der jährlichen Arbeitszeit eines Vollpensums ist das beinahe ein zweiter 50%-Job; zusätzlich zum regulären Arbeitspensum, das vielen Absolventen aufgrund ihrer beruflichen Stellung nicht selten schon mehr als einen 100%igen Einsatz abverlangt.

Woher kommt der Antrieb?

Unter diesen Umständen ist die Antwort auf die Frage spannend, woher denn der Antrieb zu dieser Weiterbildung kommt. Mitten im beruflichen Druck und den beglückenden Momenten einer jungen Familie werden sich viele ihres Ausbildungsstandes bewusst. Sicher fordert uns der Arbeitsalltag als Führungskräfte und lehrt uns regelmässig Neues. Aber bringt uns das weiter? Ist das der Rucksack für den nächsten Karriereschritt? Die Absolventen des EMBA der Hochschule Luzern sind zwischen 35 und 45 Jahre alt; der Durchschnitt liegt bei 39 Jahren. Viele stecken mitten in der Familiengründung oder -erweiterung und in einer entscheidenden Phase ihrer Karriere. Ist die nächsthöhere Stufe in Reichweite, was fehlt noch dazu? Schliesslich ist es der Wille nach der Entwicklung, nach dem Weiterkommen, der die Studierenden antreibt.

Woher soll diese zusätzliche Zeit kommen? Zwangsläufig müssen für diese zwei Jahre die Prioritäten neu bestimmt werden. Eher schwierig im Job: Viele von uns sind täglich mit einem hohen Tempo, dem Leistungsdruck und der Unsicherheit konfrontiert. Ein berufsbegleitendes Nachdiplomstudium wie dasjenige der HSLU wird den Erfolgsdruck und die Erwartungshaltung des Vorgesetzten und der Mitarbeiter nicht schmälern. Im Gegenteil: Die finanzielle Beteiligung des Arbeitgebers an den Kosten der Weiterbildung - in diesem Fall 35 000 Fr. - fordert messbare Resultate, und zwar trotz der zeitlichen Abwesenheiten.

Auf diese Punkte gilt es zu achten

Wer es doch schaffen will, muss auf folgende Punkte achten:

• Eine funktionierende Stellvertretung im Betrieb: Nur High Potentials wird eine solche umfassende Weiterbildung zugemutet und die Studiengebühr - oder Teile davon - zugesprochen. Der Arbeitgeber verlangt messbare Resultate, einen Payback seiner Investition sozusagen. Da passen Störungen wie eine Abwesenheit schlecht ins Bild. Sie lässt sich nicht verhindern, aber auffangen durch eine Stellvertretung, die das Tagesgeschäft während der Absenz in die Hand nimmt und am Laufen hält. Die Doppelbelastung bleibt, nach Unterrichtsende warten nämlich die Mail- und Combox auf ihre Bearbeitung, wichtige und dringende Entscheide müssen persönlich gefällt werden.

• Einbezug der betroffenen Anspruchsgruppen: Die Enttäuschung bei der Familie, den Freunden und den Kollegen ist umso grösser, je spontaner und unerwarteter geplante Termine ins Wasser fallen, der Fussballabend doch nicht stattfindet oder Versprechen nicht eingehalten werden. Eine Einschränkung ist nicht vermeidbar, muss aber geplant und mit den Betroffenen besprochen werden.

• Zeit für Weiterbildung und bewusste Freiräume: Ein gutes Rezept zur Bewältigung der Doppelbelastung sind Zeitpläne mit regelmässigen, klar abgegrenzten Zeitfenstern für die Weiterbildung und auch für Freizeit und Sport. Das kann der Samstagmorgen für Schularbeiten sein, das kann jeder zweite Sonntag sein, der dann auch schulfrei bleibt. Auch die Kombination von Schularbeiten und Ferien kann helfen, Zeit zu schaffen für beides.

• Stellenwechsel während einer Weiterbildung: Der Executive MBA der Hochschule Luzern legt grosses Gewicht auf die Auseinandersetzung mit der eigenen Person. Das führt zum Willen nach Veränderung innerhalb und vielleicht auch ausserhalb der Organisation. Wer sich mit dem Gedanken trägt, während des Lehrgangs eine neue Stelle anzutreten, darf sich vor einer weiteren Herausforderung nicht scheuen: Die Inhalte sind neu und unvertraut, und die Position in der neuen Firma muss von Grunde auf erarbeitet werden.

Schliesslich gehört diese vermeintliche Überlastung auch zum Konzept eines berufsbegleitenden EMBA und zwingt die Absolventen zu einer entscheidenden Verhaltensweise, nämlich der Konzentration auf das Wesentliche.