Über die letzten Jahrzehnte ist der europäische Markt für börsennotierte Fonds - sogenannte Exchange Traded Funds oder kurz ETF - exponentiell gewachsen. Bereits jetzt können Anleger aus über 1000 Produkten wählen, und ein Ende des Wachstums ist nicht in Sicht. Versucht man, all die Unterschiede einzelner ETF zu berücksichtigen, kann es leicht zu Verwirrung kommen. Im Folgenden sei auf zwei wichtige Kriterien bei der ETF-Auswahl fokussiert: Die Replikationsstrategie und die Performance.

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Zwei Philosophien der Indexreplikation

Um das Engagement in einem gewünschten Index zu erreichen, können ETF grundsätzlich zwei Strategien verwenden: Physische und synthetische Replikation. Betrachten wir zuerst die einfache Version der physischen Replikation (auch als «cashbasierte» Replikation bezeichnet), die einer vollständigen physischen Replikation entspricht. Der Fonds hält hierbei alle Komponenten des Index entsprechend ihrer Indexgewichtung. Aus diesem Grund verursachen Indexanpassungen und Kapitalveränderungen der Unternehmen regelmässige Transaktionen und ein aufmerksames Management der Cashflows aus Zinsen und Dividenden. Die vollständige Replikation wird in der Regel für liquide Large-Cap-Indizes mit einer begrenzten Zahl von Indexkomponenten angewendet, wie etwa den EuroStoxx 50. Die andere Art der physischen Replikation bezeichnet man als «Stratified Sampling», zu Deutsch etwa «Optimierungsverfahren». Hier hält der ETF nur eine Teilmenge der Indexkomponenten; durch Optimierungsstrategien und verschiedene Instrumente werden die Transaktionskosten reduziert, die Liquidität erhöht und die Abweichung vom Index (Tracking Error) minimiert. ETF, die nach dieser Methode vorgehen, haben gewöhnlich einen höheren Tracking Error, aber niedrigere Kosten als voll replizierende ETF.

Die zweite Strategie ist die synthetische Replikation, auch als Swap-basierte Replikation bezeichnet - ein wachsendes Segment des ETF-Marktes. Der ETF hält hierbei nicht tatsächlich die zugrunde liegenden Wertpapiere des Index, sondern setzt stattdessen Swaps ein, um die Indexperformance zu replizieren. Dabei hält der Fonds einen Korb von Wertpapieren (deren Art gegenüber dem Referenzindex variieren kann) und schliesst eine Swap-Vereinbarung ab, mit der die Performance dieses Korbs gegen die Performance des Referenzindex getauscht wird. Der Swap wird zum Teil (je nach Anbieter) besichert, der Anleger sollte daher jedoch im eigenen Interesse das Gegenparteirisiko aus Swap-Geschäften überprüfen.

Diverse Performancefaktoren beachten

Ein zweites, vielleicht das wichtigste Kriterium ist die Performance des ETF. Diese hängt von vielen Faktoren ab - einige wirken sich positiv aus, andere negativ. Beginnen wir mit der guten Nachricht. Es gibt - natürlich neben einer positiven Entwicklung des nachgebildeten Index - zwei wichtige Faktoren, die sich positiv auf die Performance auswirken können.

• Wertpapierleihgeschäfte: Sie kommen bei physisch replizierten ETF zum Einsatz, um zusätzliche Erträge für den Fonds zu generieren, die wiederum die Performance positiv beeinflussen. Anleger nehmen damit zwangsläufig aber auch Gegenparteirisiken in Kauf. Bei ETF mit sehr stark nachgefragten Anlagen (unter dem Gesichtspunkt der Wertpapierleihe), wie etwa europäische Aktien, kann der zusätzliche Ertrag die Kosten mehr als aufwiegen, sodass der ETF nach Abzug aller Kosten den Index übertrifft.

Management von Indexereignissen: Das ist der zweite wichtige positive Faktor für die Performance - ist aber lediglich für physisch replizierte ETF relevant. Wie stark dieser Faktor zu Buche schlägt, hängt vom Geschick des Portfoliomanagers ab. Ausschlaggebend ist hier der Anlagezeitpunkt, also der Zeitpunkt, in welchem die einem Index hinzugefügten oder aus einem Index entfernten Titel im Fonds-Portefeuille nachvollzogen werden.

Andererseits gibt es im Wesentlichen fünf Faktoren, die sich nachteilig auf die ETF-Performance auswirken: Verwaltungsgebühren, Besicherungskosten, Handelskosten, Rebalancingkosten und Belastung durch nicht investiertes Geld (Cashposition). Je nach Marktentwicklung kann sich Letzteres auch positiv auswirken.

Die Verwaltungsgebühren sind vermutlich der sichtbarste Kostenfaktor, sollten jedoch nicht die einzige Überlegung darstellen. Handelskosten, Rebalancingkosten, die Belastung durch die Cashposition sowie das Management von Indexereignissen sind Faktoren, welche die Kompetenzen eines ETF-Anbieters verdeutlichen. Kompetente ETF-Anbieter zeichnen sich etwa durch ein erfahrenes Portfoliomanagement-Team, spezialisierte Index-Research-Analysten sowie globale Handelskompetenzen aus.

Auswahlkriterien gemäss Bedürfnissen

Nach dem Gesagten kommen Anlegerinnen und Anleger vielleicht zu dem Schluss, dass es keinen perfekten ETF gibt, und fragen sich: «Wie soll ich mich da je entscheiden können?» Wahrscheinlich gibt es tatsächlich keinen perfekten ETF für alle Investoren, aber vermutlich den optimalen für die individuellen Bedürfnisse.

Um dieses Produkt zu finden, sollten sich Anlegerinnen und Anleger mit den skizzierten Auswahlkriterien auseinandersetzen. Bei der Wahl des optimalen ETF profitieren Investoren in vollem Umfang von den wahren Vorteilen dieser Produkte - nämlich von Transparenz, Liquidität und Kosteneffizienz.