Während die Schweizer Warenhaus-Gruppe Globus zwischen Rabattitis, Abbau und Aufbau oszilliert, erhält deren langjähriger und kürzlich abgegangener Chef ein neues, unerwartetes Engagement. Franco Savastano wird ab Dezember neuer Chef der kanadischen Edel-Warenhaus-Gruppe Holt Renfrew.
Vor seiner Abreise nach Kanada hat die Handelszeitung mit Savastano gesprochen. Der Mann, der im Dezember 60 wird, ist in Hochstimmung.
Savastano führt ein kanadisches Urgestein
Savastanos Adrenalin-Peak ist nicht unbegründet. Die Kanadier vertrauen ihm eine historisch gewachsene Retail-Perle an. Mit Gründungsjahr 1837 ist Holt Renfrew älter als Globus (1892); das Unternehmen mit Hauptsitz in Toronto setzt aktuell mit sieben Warenhäusern in Kanada rund 750 Millionen Franken um. Die neun Schweizer Häuser von Globus werden auf einen Umsatz von gegen 500 Millionen Franken geschätzt.
Ausschlaggebend dafür, dass Savastano den Job in Übersee erhalten hat, dürfte seine Erfahrung im kompetitiven Schweizer Warenhaus-Sektor gewesen sein. Der Schweizer Manager war von 2012 bis 2019 CEO von Jelmoli und von 2019 bis September 2025 Chef von Globus. Die «NZZ am Sonntag» adelte ihn als «letzten wahren Warenhaus-Profi der Schweiz».
Schweizer Manager in hochrangigen ausländischen Warenhaus-Jobs sind selten. Bisheriges Aushängeschild ist André Maeder, der nach der Chefposition bei KaDeWe nun die britische Ikone Selfridges leitet. Schweizer Warenhaus-Chefs in Nordamerika hingegen gab es bisher nicht; da wird Savastano ab Dezember Neuland betreten.
Als Globus-Chef schaukelte er das Warenhaus durch schwierige Zeiten
Savastano selber ordnet sein neues Engagement in Kanada so ein: «Auf der Welt gibt es rund fünfzig tonangebende Warenhaus-Gruppen. In Europa und insbesondere in der Schweiz ist die Dichte sehr hoch. Das weiss man bei der Holt-Renfrew-Mutterfirma Wittington Investments und setzt nun auf eine Führungskraft mit jahrelanger Warenhaus-Leadership.»
Savastano gelang es zwar nicht, Globus aus den roten Zahlen zu bringen, aber es war nur schon eine Leistung, die Firma überhaupt durch stürmische Zeiten zu schaukeln, ohne dass ein Reputationsverlust entstand.
Anders als bei Globus, wo Savastano nach dem Verkauf des Unternehmens von der Migros an das Duo Central Group / Signa in schwieriges Fahrwasser kam, sind die Zeichen bei seinem neuen Job in Übersee als weit weniger stürmisch zu deuten. «Ich freue mich sehr, dass ich diese Chance erhalten habe. Holt Renfrew ist kein Restrukturierungsfall, sondern steht sehr stark im kanadischen Markt. Meine Aufgabe wird es sein, das ganze Unternehmen weiterzuentwickeln.»
Keine Auswanderung, Zürcher Tourismus-Amt bleibt
Savastano wird die Brücken zur Schweiz nicht abbrechen – er wird nicht auswandern nach Toronto, dem Hauptsitz von Holt Renfrew. «Ich werde zwar ab Dezember viel Zeit in Toronto verbringen, aber auswandern nach Kanada werde ich deswegen nicht. Geplant ist, dass ich mich für die nächste Zeit mit zwei Wohnsitzen, einem in Kanada und einem in der Schweiz, organisieren werde.»
Für seinen weiterhin starken Schweizer Fussabdruck spricht auch, dass Savastano eines seiner zwei touristischen Ämter in der Schweiz behalten will: dasjenige als Vorstandsmitglied bei Zürich Tourismus. Den Posten als VR-Präsident bei der St. Moritz Tourismus AG hingegen wird er, wie kürzlich bekannt wurde, per Ende Jahr abgeben.