Ex-Novartis-CEO Joe Jimenez hat ein Medikament gegen Übergewicht am Start, das er von seinem Ex-Arbeitgeber einlizenziert hat

Vor fünf Jahren verabschiedete sich Joe Jimenez als Konzernchef von Novartis in seine kalifornische Heimat. Nun taucht sein Name wieder auf, und zwar im Zusammenhang mit einem der grössten Hypes, den die Pharmaindustrie je erlebt hat: dem Geschäft mit dem Übergewicht. Gegen 90 Milliarden, so schätzen Experten und Expertinnen, werden Pharmaunternehmen in den nächsten Jahren mit Pillen und Spritzen gegen das Zuviel an Pfunden verdienen. Allen voran Novo Nordisk. Die Dänen dürften mit ihrem Wegovy, einem Wirkstoff, der eigentlich zur Behandlung von Diabetes entwickelt wurde, Dutzende Milliarden Umsatz machen. Die Nachfrage nach der Spritze, mit der neben Hollywood-Stars auch Tesla-Chef Elon Musk abgenommen hat, war zwischendurch so gross, dass es zu Produktionsengpässen kam. Bei der amerikanischen Eli Lilly fiebern Patienten und Aktionärinnen der Zulassung von Mounjaro durch die amerikanische Arzneimittelbehörde FDA entgegen. Das Medikament gilt als hochwirksam gegen Übergewicht. In den USA sollten Fettleibige dank dem Wirkstoff in knapp anderthalb Jahren 20 Prozent ihres Körpergewichts verloren haben. Doch auch kleine Biotech-Unternehmen versuchen ihr Glück im Geschäft mit dem Übergewicht. Eines von ihnen ist Versanis Bio. Die New Yorker sind Teil des Inkubators Aditum Bio, der vom ehemaligen Novartis-Konzernchef Joe Jimenez und Mark Fishman gegründet wurde. Fishman war unter Jimenez Chef von Novartis Institutes for Biomedical Research, der konzernweiten Forschungsküche der Basler mit Tausenden Mitarbeitenden. Bringt Jimenez den Novartis-Wirkstoff auf den Markt? Brisant dabei ist: Die ehemaligen Novartis-Chefs steigen mit Bimagrumab in den Ring, einem Wirkstoff, den Versanis Bio 2021 von Novartis einlizenzierte. Ausgerechnet. Der Produktkandidat wird zurzeit im Rahmen einer Studie der zweiten Phase an übergewichtigen Patientinnen und Patienten getestet. Voraussetzung für eine Zulassung ist, dass ein Wirkstoff seine Wirksamkeit und Sicherheit in drei klinischen Studien bewiesen hat. Noch ist es zu früh für Prognosen. Doch die bisherigen Resultate sind ermutigend. Nach 24 Wochen intravenöser Behandlung mit Bimagrumab hatten die Probanden und Probandinnen, welche die Top-Dosis des Wirkstoffs erhalten hatten, 14,6 Prozent ihrer Fettmasse verloren, während die Patienten und Patientinnen mit dem Placebo 2,4 Prozent an Fett zugelegt hatten. Damit wurden frühere Resultate von Studien mit Bimagrumab mit übergewichtigen und fettleibigen Diabetes-2-Patienten und -Patientinnen bestätigt. Die Analyse unterstreiche «das Potenzial von Bimagrumab, das Leben von Patienten und Patientinnen mit Fettleibigkeit zu verändern», sagte Lloyd Klickstein, Forschungschef von Versanis Bio, bei der Präsentation der Ergebnisse im vergangenen Juni. Zudem zeige Bimagrumab im Gegensatz zu anderen bestehenden Adipositas-Therapien eine ähnliche Wirkung bei diabetischen und nichtdiabetischen Patientengruppen. Novartis macht «strategische Gründe» geltend Novartis hatte Bimagrumab während Jahren in klinischen Studien an Patienten und Patientinnen mit Muskelerkrankungen, älteren Menschen mit Zerbrechlichkeit und Hüft-Operierten getestet, ohne die gewünschten Resultate zu erzielen. Dafür zeigte sich, dass die mit dem Wirkstoff behandelten Patienten und Patientinnen an Gewicht verloren. 2017 entschied sich Novartis, damals noch unter CEO Joe Jimenez, den Wirkstoff im Rahmen einer klinischen Studie an fettleibigen und zuckerkranken Patienten und Patientinnen zu testen. Das Ergebnis: Die Probandinnen und Probanden hatten nach 48 Wochen im Durchschnitt 21 Prozent ihres Fettes verloren und gleichzeitig 4 Prozent Magermasse gewonnen – eine Kombination, die so zuvor noch nie bei einem Medikament gegen Übergewicht gesehen wurde, wie das Branchenportal Stat News schreibt. Trotzdem entschieden sich die Basler, den Wirkstoff 2021 fallen zu lassen und zur Weiterentwicklung an Versanis Bio aus dem Universum des ehemaligen Novartis-Konzernchefs und heutigen Biotech-Unternehmers Jimenez weiterzugeben. Novartis kommentiert den Deal nicht, man sei weiter am Thema Fettleibigkeit interessiert Novartis macht dafür «strategische Gründe» geltend, ohne diese auf Nachfrage weiter zu kommentieren. Zudem hält die Pressestelle fest, dass das Unternehmen «weiterhin an der Entwicklung von Medikamenten gegen Fettleibigkeit und fettleibigkeitsbedingten Krankheiten interessiert ist und Mechanismen erforscht, die sich von den derzeitigen Therapien unterscheiden». Die Bekämpfung von Adipositas gehört dabei zum Bereich der Herzkreislauf- und Stoffwechselerkrankungen, einem von fünf Schwerpunkten der Novartis-Forschung. Die Frage, wie weit Novartis als Lizenzgeber an einem allfälligen Erfolg von Bimagrumab partizipieren würde, liess die Pressestelle offen. Sie schreibt nur, «dass erfolgreiche Programme – wie bei allen Lizenzvereinbarungen – Novartis, unseren Partnern und den Patienten und Patientinnen zugutekommen». Novartis selbst hat gemäss der Unternehmenspräsentation aktuell einen Produktkandidaten gegen Adipositas am Start. Der Wirkstoff mit der Bezeichnung MBL949 wird zurzeit in der zweiten klinischen Phase getestet, die Resultate sollen in den nächsten Tagen vorliegen. Die Wette zwischen Jimenez und seinem ehemaligen Arbeitgeber läuft.Diese beiden Frauen sind die Wächterinnen unseres Wohlstands Teresa Graham und Marie-France Tschudin: Zwei Frauen führen die Pharmasparten von Roche und Novartis. Ihr Erfolg ist entscheidend fürs Land. 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Ex-Novartis-CEO Joe Jimenez hat ein Medikament gegen Übergewicht am Start, das er von seinem Ex-Arbeitgeber einlizenziert hat

Joe Jimenez kämpft mit Novartis-Wirkstoff gegen Übergewicht