Zu beschönigen gibt es für Sophie Ménard nichts. Die Geschäftsführerin der Wirtschaftskammer Biel-Seeland (Wibs) hat keine spektakulären Zahlen vorzuweisen: «Ausser verbesserten Infrastrukturen hat die Expo 02 keine messbaren Auswirkungen auf die Wirtschaft unserer Region gebracht.» Die ursprünglich erhofften Expo-Effekte im Bieler Seeland sind denn auch schnell zusammengefasst: Verbesserung von Erreichbarkeit und Image, eine stärkere Kooperation mit regionalen und interregionalen Partnern sowie mehr Touristen.

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Die Erreichbarkeit von Biel und Umgebung hat sich durch die beschleunigte Fertigstellung von Strassen und Parkplätzen im Vorfeld der Expo verbessert. 150 Mio Fr. hat die Stadt zwischen 1996 und 2002 in das Projekt «Innenstadtattraktivität» gesteckt. Die Nutzung des besseren Angebots durch Touristen blieb nach der Expo indes weit unter den Erwartungen. In Biel ist die Zahl der Logiernächte im Jahr 2003 sogar rund 20% unter die Marke von 2001 gefallen.

Gäste nicht zurückgekehrt

Thomas Bieger, Tourismusprofessor an der Universität St. Gallen, spricht von einem Vorholeffekt. «Viele Leute nahmen die Expo als Anlass für eine Reise in die Region, mieden sie dafür in den darauf folgenden Jahren.» Die Touristenzahlen lagen 2004 wieder auf dem Niveau vor der Expo.

Ähnlich sieht es in den übrigen drei Expo-Städten Neuenburg, Yverdon und Murten aus. Nachhaltige Auswirkungen der Expo 02 auf die lokale Wirtschaft seien auch in Neuenburg nicht spürbar, heisst es bei der Neuenburger Handels- und Industriekammer. Die starke Uhrenindustrie habe wegen der Landesausstellung keine zusätzlichen Umsätze eingestrichen. In Yverdon ist wenigstens die Zahl der Kongresse und Seminare gestiegen.

Ausser Schall und Rauch ist den strukturschwachen Regionen um den Bieler-, Murten- und Neuenburgersee nach der Expo also kaum etwas geblieben. Für Thomas Bieger ist dies nicht erstaunlich. «Es wurden praktisch nur provisorische Bauten genutzt, die nachher wieder verschwanden.» Immerhin: Eine Studie der Universität Neuenburg aus dem Jahr 2003 zeigt, dass vor, während und unmittelbar nach der Expo insgesamt Mehrumsätze von 2,5 Mrd Fr. generiert werden konnten. Sie stammen hauptsächlich aus dem Tourismus sowie aus Aufträgen für Aufbau und Demontage der Arteplages. Die Organisatoren waren bestrebt, diese Arbeiten möglichst an Firmen aus der Region zu vergeben. Dennoch verteilte sich etwas mehr als die Hälfte der direkten Expo-Einkünfte auf die umliegende Schweiz. Den Einnahmen stehen geschätzte Gesamtkosten für Bund und Steuerzahler von rund 930 Mio Fr. gegenüber. Das Defizit der Expo betrug rund 530 Mio Fr.

Solche Zahlen interessieren Sophie Ménard kaum mehr. Für sie steht neben dem Imagegewinn der Region Biel-Seeland eine verstärkte Kooperation der Expo-Regionen untereinander im Vordergrund.

Euphorie doch noch nutzen

Vor zwei Jahren haben sie eine Arbeitsgruppe mit dem Namen «Drei-Seen-Land» gegründet, um die gesamte Region gemeinsam touristisch zu vermarkten. Ein weiteres Projekt der Arbeitsgruppe ist die Verbesserung der öffentlichen Verkehrsverbindungen, was mit einem Tarifverbund sowie Fusionen von Schifffahrtsgesellschaften erreicht werden soll. Weitere Ziele: Aufbau einer gemeinsamen Kulturplattform, Konsolidierung des Ausbildungsangebots im Bereich der (Fach-)Hochschulen, Verteidigung der Wirtschaftsinteressen der Region mittels Schaffung eines Kompetenzzentrums.

Gemeinsam wollen die Regionen den Aufschwung einläuten und die längst abgeklungene Expo-Euphorie doch noch in positive Zahlen ummünzen. Zumindest ein Ziel haben Biel, Murten, Neuenburg und Yverdon erreicht: Die hemmende Wirkung des durch ihre Mitte führenden fiktiven Röschtigrabens scheint definitiv überwunden.