Erfolgsgeschichten sehen definitiv anders aus: Mit Pauken und Trompeten ging das soziale Netzwerk Facebook am 18. Mai an die Börse (IPO). Wer beim Emissionspreis von 38 Dollar keine Zuteilung erhalten sollte, würde das Nachsehen haben - hiess es zumindest im Vorfeld, als Kursziele von bis zu 80 Dollar ausgegeben worden waren.

Die Realität sieht anders aus, bereits am ersten Tag tauchte der Titel in den Keller. Wer an Anfangsschwierigkeiten glaubte, wurde mittlerweile eines Besseren belehrt: Noch immer notiert die Facebook-Aktie mit gut 28 Dollar gut ein Viertel unter dem ursprünglichen Ausgabekurs. 

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Facebook-Wachstum rückläufig

Einen neuerlichen Taucher hat die Aktie unter anderem Rory Maher zu «verdanken»: Der Analyst von Capstone hat in seinem aktuellen Research-Bericht festgehalten, dass Facebook sowohl in den USA als auch in Europa in den vergangenen sechs Monaten 1,1 Prozent User eingebüsst habe.

Wenig hilfreich für das Unternehmen von Mark Zuckerberg dürfte es in diesem Zusammenhang gewesen sein, trotz Anfrage diese Statistik zu kommentieren. Zuletzt hatte Facebook 900 Millionen User weltweit rapportiert - entsprechend wurde der Firmenwert im Mai auf bis zu 100 Milliarden Dollar hochgerechnet. Auch hier hat längst die Realität Einzug gehalten: An der Börse wird Facebook derzeit mit gut 67 Milliarden Dollar bewertet.

Trotz Kurssturz ein hohe Messlatte

Wenn das Unternehmen am 26. Juli erstmals als börsenkotierte Firma das Ergebnis auf den Tisch legen will, werden Anleger und Analysten genau hinschauen. Trotz der bisher katastrophalen Kurs-Performance ist die Aktie derzeit mit einem Kurs/Gewinn-Verhältnis (P/E) von 61,4 nach wie vor jenseits von Gut und Böse gehandelt. Oder mit anderen Worten: Die Messlatte liegt unglaublich hoch - jede noch so kleine Enttäuschung in den Quartalszahlen ist verboten.

Die Erwartungshaltung zeigt sich auch darin, dass bei den von der Finanz-Nachrichtenagentur Bloomberg befragten 38 Analysten deren 19 die Aktie zum Kauf empfehlen und das durchschnittliche Kursziel auf die kommenden 12 Monate bei 37,64 Dollar liegt. Besonders euphorisch zeigt sich der Analyst von Topeka Capital Markets, der heute sein Kursziel bei 40 Dollar bestätigt hat.

Auch die Sell-Side-Analysten derjenigen Banken, die beim IPO mit an Bord waren - Citi Investment Research, Wells Fargo, Morgan Stanley, Bank of America Merrill Lynch und JP Morgan Chase - sind, wenig überraschend bisweilen ungebrochen euphorisch. 

Fehlende Mobile-Strategie - Angst um Werbeeinahmen

Dass Facebook operativ harten Zeiten entgegengeht, zeigt sich daran, dass dem Unternehmen nach wie vor eine Mobile-Strategie fehlt. 85 Prozent der Umsätze generiert das Unternehmen mit Werbung - auf mobilen Geräten ist dieser Einnahmekanal nach wie vor praktisch inexistent. «Um es durch die Investoren-Brille zu sagen: Ein erfolgreicher Transfer von Desktop- auf mobile Geräte wird für Facebook punkto Profitabilität entscheidend sein», so das US-Magazin «Forbes». Mit einer Kriegskasse von rund 3 Milliarden Dollar kann sich Facebook möglicherweise erkaufen - «Forbes».

 

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