Die Business-Idee
Die Gesellschaft wird älter. Und rund 70 Prozent der über achtzigjährigen Schweizerinnen und Schweizer leiden laut einem Bericht des Bundesrates an chronischen Krankheiten. In vielen Familien werden Töchter oder Schwiegertöchter deshalb zu pflegenden Angehörigen, die zwei Haushalte parallel führen – und das häufig jahrelang neben einem Vollzeitjob. Im Schnitt ist zwei bis drei Jahre intensive Betreuung nötig – in 30 bis 40 Prozent der Fälle dauert das Leiden sogar acht bis zehn Jahre.

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«Das ist eine enorme psychische Belastung für die Angehörigen», sagt Dragana Radakovic. Die Basler Juristin hat in Zürich die Senior Care Company (SCC) gegründet, die 24-Stunden-Betreuer vermittelt. «Angehörige überfordern sich bei der Betreuung ihrer Eltern oft, da sie zudem eine eigene Familie und Beruf unter einen Hut bringen müssen», so Radakovic, «durch professionelle Hilfe werden sie entlastet. So können die Eltern zu Hause in ihrer gewohnten Umgebung bleiben. Ich biete Vermittlung von Betreuungspersonal sowie die komplette administrative Abwicklung an.»

Die Gründerin
2014 stiess die promovierte Juristin mehrmals auf Zeitungsartikel und andere Medienberichte, die über erschreckende Bedingungen für polnische Seniorenbetreuerinnen in der Schweiz berichteten. «Viele hatten keinen Arbeitsvertrag, keine Urlaubsregelung und waren nicht einmal versichert», erinnert sich Radakovic, die damals noch als selbstständige Beraterin in Arbeits-, Vertrags- und Versicherungsrecht tätig war.

«Ich habe Jura studiert, um gerechte Lösungen für Menschen zu finden», sagt sie, «deshalb hat mich das Thema gefesselt.» Um herauszufinden, was Seniorinnen und Senioren sowie deren Angehörige speziell bewegt und worauf es in ihrer Betreuung ankommt, macht sie 2015 vier Monate lang Praktika in mehreren Zürcher Altersheimen und schliesst einen Lehrgang in Altersforschung bei Curaviva in Luzern ab.

«Danach war klar: Ich will überforderten Angehörigen Entlastung bieten und Betreuerinnen zu fairen Konditionen vermitteln», so Radakovic. Im ersten Halbjahr 2016 baut sie ein Netzwerk aus Betreuerinnen auf, prüft diese auf gute Deutschkenntnisse, Erfahrung und Referenzen, im Sommer 2016 gründet sie die AG und vermittelt ersten Familien 24-Stunden-Unterstützung.

Der Markt
«Wir bieten als einziger Anbieter zwei Modelle an», so Radakovic, «die Betreuerin kann je nach Wunsch direkt bei der Familie oder bei uns angestellt werden.» Neben einer einmaligen Vermittlungsgebühr kostet eine Hilfskraft inklusive Arbeitgeberbeiträgen wie Versicherungen knapp 5000 Franken. Da 24-Stunden-Betreuerinnen keine Pflegerinnen sind, kommen zudem eventuelle Eigenanteile für die Spitex und die Miet- und Nebenkosten der Wohnung hinzu.

Zum Vergleich: Laut Bundesamt für Statistik kostete ein Platz in einem Altersoder Pflegeheim in der Schweiz im Schnitt 8700 Franken, von denen rund zwei Drittel aus eigener Tasche zu zahlen sind. «Durch die Senior Care Company können Menschen aber gut betreut weiterhin in den eigenen vier Wänden leben.»

Das Kapital
Rund 150 000 Franken Startkapital hat die Gründerin bisher in ihr Business gesteckt. Mittlerweile sind in der Deutschschweiz Betreuerinnen im zweistelligen Bereich bei SCC angestellt. Hinzu kommt ein Freelancer im E-Marketing.

Die Chance
Durch Radio-Spots, Google-Adwords sowie Referate und Networking auf themenspezifischen Events will die Gründerin ihr Geschäftsmodell bekannt machen. «Derzeit suche ich Investoren, die bereit sind, mit mir den Schritt hin zu einer digitalen Vermittlungsplattform zu gehen», so Radakovic, «die Automatisierung der Abläufe macht das Geschäftsmodell skalierbar und die europaweite Expansion schneller möglich.»