Natalino und Amadio Fasoli gehören zu den Pionieren des biologischen Weinbaus in Italien. Doch ihr Äusseres entspricht nicht dem Klischee, das man sich bislang von Bio-Winzern gemacht hat. Sie tragen weder Wollsocken noch Sandalen, und bei ihren Bärten handelt es sich nicht um einen wild wuchernden Vollwuchs, sondern um elegante, kurz geschnittene Kinnbärte. Auch die Kellerräumlichkeiten sind nicht im Experimentierschuppen untergebracht, sondern in einem geräumigen Neubau. Hier sind alle Geräte, Apparaturen und Ausstattungsgegenstände zu finden, die zu einem ambitiösen, modernem Qualitätsdenken verpflichteten Weinbaubetrieb gehören.

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Den Grundstock zum heutigen Betrieb hatte der Grossvater der beiden Brüder gelegt. «In den 1920er Jahren», erzählt Natalino Fasoli, «begann Nonno Amadio, seine eigenen Weine zu keltern. Auf einem Pferdewagen brachte er sie zu den besten Osterien von Verona, Vicenza und Padua.» Vater Gino führte diese Aktivitäten weiter. Nach dessen Tod 1979 wagten Amadio und Natalino einen mutigen Schritt. «Wir vermuteten, dass die chemischen Spritzmittel, die man in diesen Jahren gedankenlos und ohne besondere Schutzmassnahmen verwendete, nicht ganz unschuldig am Tod unseres Vaters waren», kommentiert Amadio Fasoli, zu dessen Verantwortungsbereich der Rebbau gehört. «Wir sagten uns: So kann es nicht weitergehen!»

Bio-Weinbau, ja – aber wie?

Damit war der Grundsatzentscheid, auf Bio-Weinbau umzustellen, gefällt. Aber wie sollte es konkret weitergehen? In den 1980er Jahren gab es in Italien kaum Winzer mit Erfahrungen im biologischen Weinbau. Die Fasolis beschlossen deshalb, zuerst versuchsweise auf einigen Parzellen ganz auf die Verwendung von Agrochemikalien zu verzichten und nur die im Bio-Weinbau erlaubten Mittel Kupfersulfat und Schwefel zu verwenden. «Das waren ausserordentlich schwierige Jahre», erinnert sich Natalino Fasoli. «Mehrmals waren wir nahe daran, unser Experiment abzubrechen.» Doch dazu sollte es nicht kommen, denn es gab auch Lichtblicke. «Wir stellten fest», sagt Amadio Fasoli, «dass nach einer gewissen Zeit die biologisch bewirtschafteten Reben weniger krankheitsanfällig waren. 1984 beendeten wir deshalb die Experimentierphase und stellten ganz auf Bio-Weinbau um.»

Liessen sich Amadio und Natalino Fasoli bei ihrem Entscheid vorab von ethischen und gesundheitlichen Überlegungen leiten, so ist inzwischen ein weiteres gewichtiges Argument dazugekommen, das ihnen die Gewissheit gibt, den richtigen Weg eingeschlagen zu haben: Die Qualität der Trauben. «Unsere Weine sind in den letzten Jahren tiefgründiger und facettenreicher geworden», so Natalino Fasoli. «Nicht etwa, weil wir die Vinifikation geändert haben, sondern weil die Reben gesünder und widerstandsfähiger geworden sind und sich dadurch die Qualität der Trauben verbessert hat.»

Mit 18 ha eigenem und 25 ha von Vertragsrebbauern bewirtschaftetem Rebland hat sich das Gut von Amadio und Natalino Fasoli zu einem stattlichen Betrieb entwickelt, in dem heute rund zwei Dutzend Weine aus verschiedenen Weinbaugebieten des Veneto gekeltert und abgefüllt werden. Die Aushängeschilder der Cantina Fasoli Gino sind und bleiben jedoch die klassischen Weine der Provinz Verona: Der weisse Soave und der rote Valpolicella mit seinen verschiedenen «Spielformen».

Soave kann auch besser sein

Zwar ist es mit dem Image des populären Soave nicht zum Besten bestellt (es werden immer noch zu viele belanglose Supermarkt-Tropfen produziert), doch dass dieser populäre Weisswein nicht nur süffig, sondern auch finessenreich sein kann, beweisen die Gebrüder Fasoli mit ihren verschiedenen reinsortigen Garganega-Soave.

Das Pendant zum weissen Soave ist der rote Valpolicella. Es gehört zu den Herausforderungen jedes ambitionierten Winzers, die verschiedenen Stilvarianten durchzukonjugieren: Der einfache, im Stahltank vinifizierte Valpolicella ist ein fruchtbetonter, saftiger Wein für alle Tage. Um einiges kräftiger und komplexer präsentiert sich der Valpolicella Ripasso.

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Die Weine können direkt ab Gut gekauft werden: Azienda Agricola Fasoli Gino, Via C. Battisti 47, 37030 San Zeno di Colognola ai Colli (VR); Tel. 0039 – 045 - 765 0741.

www.fasoligino.

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Die «La Casetta»-Weine der Gebrüder Fasoli

Prosecco, Veneto IGT 2006 Fruchtiges Bouquet mit floralen Noten. Im Gaumen feine Perlage, frisch, harmonische Säure, geradlinig. Frischer, lobenswert trockener Prosecco (13.50 Fr.).

Soave DOC 2006 Präsente Nase mit Zitrus- und Pfirsichnoten. Im Gaumen elegant, saftig, nuancenreich-fruchtig, dezente, angenehme Bitternote im Abgang (12.90 Fr.).

Valpolicella DOC 2005 Ausdrucksvolle Nase mit Aromen von reifen Kirschen. Mittelgewichtiger Körper, saftiger Auftakt, gute Balance, feine Tannine (12.90 Fr.).

Valpolicella Ripasso DOC 2005 Markante Nase mit Aromen von überreifen schwarzen Früchten und dezenten Würznoten. Im Gaumen vollmundig, viel Schmelz, saftig, präsente, aber gut integrierte Tannine, nachhaltiger Abgang (16.50 Fr.).

Amarone della Valpolicella DOC 2004 Expressives, vielschichtiges Bouquet mit Aromen von eingekochten Früchten und Würznoten. Vollmundig-stoffiger Körper, tiefgründige Aromatik, präsente Säure, solide, harmonisch integrierte Tannine, langer Nachhall (55 Fr.).