Auf dem Gasgrill hinter der Theke brutzeln Currywürste. Kaffeemaschinen brühen Espressi. Ein Bauarbeiter in einer Sicherheitsweste kauft sich ein Gipfeli. Versteckt hinter dem Baustellenzaun auf dem Toni-Areal in Zürich steht eine von Aristides Balsamas Foodboxen. In dem Restaurant auf Rädern verpflegen sich die Arbeiter und Handwerker, die bis 2014 auf der Baustelle für die neue Hochschule der Künste bauen.

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Der Bauboom in der Schweiz und diverse grosse Baustellen bringen Heerscharen von Handwerkern, Arbeitern und Architekten auf die Bauplätze. Sie alle wollen in den Pausen schnell und günstig essen und trinken – möglichst nah am Arbeitsplatz. Dieses Bedürfnis stillt seit dem Sommer 2010 Unternehmer Balsama mit seinen Imbissanhängern. Er hat zwei Foodbox-Restaurants in Betrieb und eröffnet demnächst das dritte.

Auf die Idee, der Beizer der Bauarbeiter zu werden, kam Balsama über Umwege – und aufgrund unglücklicher Umstände. Das Unternehmertum stand jedenfalls nicht im Lebensplan des heute 37-Jährigen. Beim Telekomanbieter Orange hatte er sich vom Callcenter-Mitarbeiter zum Geschäftsführer einer Verkaufsstelle hinaufgearbeitet. Doch nach einem Chefwechsel wurde er entlassen. Er stempelte und nahm einen Gelegenheitsjob als Koch in einem Pferde-Altersheim an. So kam ihm die Idee, einen Take-away zu eröffnen. Er wollte einen Imbisswagen an bester Passantenlage aufstellen. «Auf dem Arbeitsamt hat man mich belächelt», erzählt Balsama. Und auch bei der Stadt Zürich stiess er auf Widerstand. Als er beim Hochbauamt nachfragte, wo er einen Imbisswagen aufstellen könne, beschied man ihm, das sei nur auf privatem Grund zulässig. Parks oder Plätze seien tabu. Überhaupt passe seine Foodbox nicht ins Stadtbild.

Doch Balsama gab nicht auf und machte sich auf die Suche nach einem geeigneten Privatgrundstück. Zufällig fuhr er im April 2010 an der Grossbaustelle des Mobimo Tower im Westen Zürichs vorbei – und er hatte einen Geistesblitz. Er fragte sich an den Sicherheitsleuten vorbei bis zu den Containerbüros der Baustellenleitung vor. Dort traf er auf eine Assistentin. «Die fand die Foodbox eine gute Idee und vereinbarte einen Termin mit dem Chef der Baustelle.» Zwei Wochen später stellte Balsama während einer eineinhalbstündigen Sitzung seine Foodbox vor. Danach waren sich der Generalunternehmer und Balsama handelseinig. Ab Juli bot er Essen und Trinken auf der Baustelle an. Obwohl er knapp bei Kasse war, gelang es Balsama, seinen ersten Anhänger zu finanzieren.

Alles ausser Schwein und Alkohol

Balsama hat nicht nur Würstchen, Hamburger, Pommes und Hotdogs im Angebot. Seine Foodboxen sind mit Herdplatten ausgestattet. Darauf wärmen die vier Angestellten ein täglich neues Mittagsmenü. Bevor Balsama dieses an die Foodboxen liefert, bereitet er bis zu 200 Mahlzeiten in einer angemieteten Küche fast fertig zu. Denn wenn die Bauarbeiter kommen, muss es schnell gehen. «Wir kochen viel Pasta, Reis oder Kartoffeln. Gemüse dagegen ist weniger wichtig», erklärt er den Speiseplan. «Fleisch kommt immer auf den Teller. Aber nie vom Schwein, weil viele Bauleute Muslime sind.» Besonders beliebt seien zwei Menüs – Pouletcurry mit Reis und Wurst mit Kartoffelsalat. Zu trinken gibt es Wasser, Soda, Saft und Kaffee, aber kein Bier. Alkohol darf er auf der Baustelle nicht ausschenken.

Besonders gut läuft der Verkauf am Vormittag. Kaffee, Gebäck und Snacks tragen etwa gleich viel zum Tagesumsatz bei wie der Verkauf am Mittag, erklärt Balsama. Dabei schwanken die Tageseinnahmen je Foodbox zwischen 1000 und 2000 Franken, je nachdem wie viele Arbeiter auf der Baustelle sind. Um das manchmal schwer kalkulierbare Geschäft auf der Grossbaustelle auszugleichen, möchte Balsama einen besonderen Imbisswagen aufstellen, und zwar irgendwo, wo auch Kind und Kegel seine Currywürste und Gipfeli kaufen können. «Am liebsten wäre mir ein umgebauter Oldtimer», sagt er. Ausserdem plant er, in näherer Zukunft noch auf zwei oder drei weiteren Grossbaustellen Foodboxen aufzustellen.