Die Botschaft lässt an Klarheit nichts zu wünschen übrig: «Ich habe einen Komplex, denn 70% meiner Uhren werden von Frauen gekauft und nur 30% von Männern. Das ist auf Dauer kein Zustand. Deshalb lautet meine Zielperspektive fifty-fifty», so die Zwischenbilanz von Fawaz Gruosi (56), der auch sonst zu offenen Worten neigt. «Angefangen hat alles genau vor 15 Jahren mit einem Startkapital von 15000 Fr. Selbst das besass ich nicht in bar, sondern vorwiegend in Sachwerten.»

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Mit Schule und Universität hatte Fawaz Grousi zeitlebens nicht viel am Hut. Gruosi war und ist ein Mann der Praxis. Dementsprechend verlief seine Karriere. Die Heimatstadt Florenz prägte eine unstillbare Liebe zu den schönen Künsten. Die erste Tätigkeit bei einem Florentiner Juwelier lag da förmlich auf der Hand. Weitere Stationen des beruflichen Lebens waren London, Saudi-Arabien, New York und Genf.

Gruosi arbeitete für Harry Winston und später an der Rhone für Bulgari. Als sich Gianni Bulgari 1993 vom Familienunternehmen trennte, waren eigene Wege angesagt. Zusammen mit den Partnern Eddie Merkle und Lala Valdoni baute er ein eigenes Juweliergeschäft im Zentrum Genfs auf. Jeder der Partner wollte der gemeinsamen Firma seinen eigenen Namen geben. Letzten Endes setzte sich Lala Valdoni durch, deren Mutter eine Marquesa de Grisogono war. So kam die Firma zu ihrem klangvollen Namen und einem attraktiven Wappen. Beides konnte auch nach der Trennung von den Partnern beibehalten werden. Von Anbeginn zeichnete Gruosi für die Designs seiner Produkte selbst verantwortlich.

Cashflow als ständiger Albtraum

Entscheidend für die weitere Firmenbiographie war die Entdeckung des 190 Karat schweren Black Orlov. Der schwarze Diamant faszinierte Gruosi über alle Massen. Fortan bereiste er den Globus, um Minen zu besuchen, diese noch weitgehend unbekannten Pretiosen unmittelbar vor Ort aufzuspüren und Schmuckstücke damit auszufassen.

Das kostete Geld. «Mein Albtraum war immer der Cashflow», bekennt der 56-Jährige ohne Umschweife. Den Blick nach vorne konnte dieses Problem allerdings nicht trüben.

2000 erfolgte das Uhrendebüt während der «BaselWorld» unter der Bezeichnung Instrumento N° Uno.

Familiäre Bindung zu Chopard

Gruosi zu seinem Einstieg ins Uhrensegment: «In meiner Ehe mit Caroline Gruosi-Scheufele, der Co-Präsidentin im Hause Chopard, habe ich die Welt der Uhrmacherei kennen und schätzen gelernt.»

Das tickende Erstlingswerk kam erstaunlich gut an, bis 2006 konnten mehr als 3500 Exemplare verkauft werden. Die 50%ige Beteiligung der Familie Scheufele an de Grisogono brachte zudem finanziell Luft, ist zwischenzeitlich aber vereinbarungsgemäss wieder erloschen. Gruosi hat die eingelegten Gelder nach fünf Jahren zurückbezahlt und kann als uneingeschränkter Herr im eigenen Haus gelten.

«Meine Stärke auf dem Gebiet der Uhren ist, dass ich kein wirklicher Experte bin. Somit packe ich die Dinge relativ unvoreingenommen an. Aber anderseits habe ich kompetente Leute um mich. Trotzdem lasse ich mir ungern einreden, dass irgend etwas nicht geht.»

Das zeigt sich mehr als deutlich an den beiden Armbanduhren, welche de Grisogono anlässlich des 15-jährigen Jubiläums heuer vorstellt. Beide sind in ihrer Art einmalig, beide bestechen durch ungemeine mechanische Komplexität, die einem chronometrischen Jüngling wie de Grisogono kaum jemand zugetraut hätte. Aber wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Mit Armbanduhren wie diesen erreicht Fawaz Gruosi in der Tat die Männer, jene bei ihm nach eigenem Bekunden noch deutlich unterrepräsentierte Zielgruppe.

Springende Wechselblende

Der goldene Otturatore dürfte freilich auch das zarte Geschlecht beeindrucken, denn er lässt aufwendigste Mechanik spielend einfach erscheinen. Auf den ersten Blick übt sich diese kantige Armbanduhr in Zurückhaltung, hervorgerufen durch den Effekt einer patentierten Wechselblende hinter den Zeigern für Stunden und Minuten. Mit ihrer Hilfe kann Frau oder Mann nach Belieben aus einem hintergründig vorhandenen Anzeigespektrum wählen: Kleine Sekunde, Fensterdatum, Mondphasenindikation oder Gangreserveanzeige. Aber eben immer nur eines davon.

Möglich macht dies eine Steuerung, die an Chronographen erinnert. Zur Bedienung gibt es zwei Drücker neben der Krone, die sich nach eigehenden Studien, Berechnungen und Computersimulationen mit minimalem Kraftaufwand und geringst möglichem Weg von 1 mm betätigen lassen. Einer der beiden Drücker bewirkt Links-, der andere Rechtsdrehungen der Lochscheibe, und zwar blitzartig um jeweils exakt 90 Bogengrade. Die technische Leistung geht am besten aus der beachtlichen linearen Geschwindigkeit von 1 m/Sekunde am Umfang des Zifferblatts hervor.

Möglich macht dies eine ausgeklügelte Steuerung, welche innerhalb weniger Tausendstelsekunden nicht weniger als 15 dynamische Funktionen abspult. Benötigt werden für das exklusive Modul mehr als 100 Komponenten, zu denen auch ein spezielles Federhaus gehört. Wie der weitere Energiespeicher für das eigentliche Soprod-Uhrwerk mit 3 Hertz Unruhfrequenz erhält es seine Kraft durch manuellen oder automatischen Aufzug. Die maximale Gangautonomie beträgt 44 Stunden. Mechanismus und Basiskaliber messen zusammen 9,35 mm in der Höhe.

Noch deutlich komplexer geht es bei der Meccanico dG zu, die sich ebenfalls auf wenige Indikationen beschränkt. Genau genommen sind es zwei. Oben Zeiger für eine Zonenzeit, darunter Ziffern für eine andere, über Drücker in Gehäuserand individuell vorwählbare.

Höchst komplexe Mechanik

Genau diese zweite Anzeige macht den mechanischen Reiz dieser markanten Armbanduhr aus. Sie präsentiert sich digital und damit eindeutig als Vertreterin des elektronischen Zeitalters. Eine Batterie, Schwingquarze sowie integrierte Schaltungen wird man indes vergeblich suchen. Alles funktioniert rein mechanisch. «Der Aufwand, den unsere Uhrmacher für diese Ziffernfolge betreiben mussten, spottet eigentlich jeder Beschreibung», erläutert Gruosi sein Jubiläums-Œuvre. «Insgesamt brauchen wird 651 Bauteile.» Allein die digitale Abbildung der möglichen Zeiten von 0:00 Uhr bis 12.25 Uhr bedingt 23 mobile Mini-Segmente.

Der springende Wechsel von einer Ziffer zur anderen erfolgt durch 90-Grad-Rotation einer entsprechenden Zahl der auf Kurvenscheiben montierten Teilchen. Auch die Steuerung erfolgt auf rein mechanischem Weg. 38,1 x 34,7 x 11,45 mm misst das ganze Uhrwerk, dessen Unruh bei einer Gangautonomie von 35 Stunden stündlich 28800 Halbschwingungen vollzieht. Rückseitig gibt es eine Gangreserveanzeige. Bei den Gehäusen besteht Wahlmöglichkeit zwischen Titan, Rotgold, Titan und Gold oder Titan und Platin. Aber nach 177 Exemplaren ist definitiv Schluss.